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Flucht aus Oxford

Titel: Flucht aus Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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meiner Lunge.«
    »Was möchtest du trinken?«, fragte Kate und tastete sich durch den dichten Zigarettendunst in Richtung Bar. »Die Biersorten haben hier witzige Namen. Sie heißen Old Lame Rooster oder Blasted Duck , aber schmecken werden sie wahrscheinlich trotzdem. Möchtest du eins probieren?«
    Obwohl die Bar ziemlich voll war, verstummten in dem Moment, als Roz und Kate eintraten, sämtliche Gespräche. Etwa zwanzig Augenpaare musterten die beiden Frauen eingehend und voller Misstrauen, ehe sich die dazugehörigen Männer wieder ihren Biergläsern und ihren Unterhaltungen über Ersparnisse und staatliche Beihilfen widmeten. Niemand hinter der Bar machte auch nur Anstalten, Kates Bestellung aufzunehmen.
    »Im Nachbarraum finden Sie es bestimmt gemütlicher«, flüsterte eine vorüberkommende Kellnerin mit australischem Akzent und zeigte auf eine Tür, über der ›The Buttery‹ stand.
    »Probieren wir es«, schlug Kate vor.
    In diesem Raum standen Tische, in der Luft hing der Rauch von Light-Zigaretten, und auf der Bar standen Weinflaschen neben den Zapfhähnen für die Biere mit den komischen Namen.
    »Eine Flasche Ihres weißen Hausweins, zwei Gläser und die Karte bitte«, bestellte Roz, nachdem sie sich am Fenster (gerüschte rote Baumwollvorhänge, Ausblick auf einen Balkonkasten mit üppig blühenden und offensichtlich echten Geranien) niedergelassen hatten. Unbekümmert betrachtete sie die Leute an der Bar.
    »Hm, auf den ersten Blick nichts Brauchbares. Aber vielleicht kommt ja noch frische Ware.«
    »Denkst du etwa an einen Flirt?«, fragte Kate.
    »Irgendwer muss ja schließlich etwas für den Kick in deinem Leben tun, damit du nicht versauerst.«
    Kate hoffte, dass der Wein bald käme, und verharrte in würdevollem Schweigen.
    Roz fuhr fort, die anderen Gäste zu beobachten: einige Gruppen jüngerer Leute, ein älteres Ehepaar, das eifrig die Karte studierte, ein nichtssagendes Paar um die fünfzig und ein einzelner Mann, der an der Bar saß.
    »Trainees von British Leyland«, beurteilte Roz die jüngeren Leute. »Ein Rentnerpaar, das sich eben ausrechnet, ob es sich ein oder zwei Gänge leisten kann«, sagte sie über das ältere Paar. »Und bei dem da frage ich mich noch …« Sie beäugte den Mann an der Bar, der sich, als ob er ihre Bemerkung gehört hätte (und Roz hatte eine klare, tragende Stimme, so viel war sicher), umdrehte und sie anstarrte. Er setzte ein freundliches Lächeln auf und sah aus, als würde er sich gern zu ihnen setzen.
    »Bloß nicht!«, zischte Kate. »Lass es sein!«
    »Mit dir auszugehen macht keinen Spaß«, maulte Roz. »Und außer diesem Andrew hast du noch keinen Mann erwähnt. Was ist los mit dir, Kate? Als du jünger warst, hast du dich durchaus für Männer interessiert.«
    »Vielleicht haben wir noch nicht das Stadium erreicht, in dem ich dir alle meine Kleinmädchengeheimnisse anvertrauen möchte«, konterte Kate.
    »Stell dich nicht so an. Schließlich bin ich deine Mutter, und seiner Mutter will man immer alles anvertrauen. Mir ist aufgefallen, dass noch nicht ein einziges Mal das Telefon geklingelt hat, seit ich im Cottage bin. Außer Reklame und Rechnungen ist keine Post gekommen; nicht einmal eine Postkarte steht auf dem Kaminsims.«
    »Habe ich dir erlaubt, in meiner Post zu stöbern?«
    »Na ja, schließlich liegt sie auf dem Tisch in meinem Zimmer. Ich dachte, du wolltest, dass ich sie lese«, behauptete Roz mit unverschämter Miene.
    »Oje!«
    »Außerdem gibt es nicht das kleinste Anzeichen dafür, dass jemand dich besucht«, fuhr Roz fort.
    »Hast du auch den Badezimmerschrank nach Rasierzeug durchsucht? Und den Wäschekorb auf Männerunterwäsche?«
    »Sei nicht so geschmacklos!«
    Ehe sie sich jedoch ernsthaft zu streiten beginnen konnten, brachte die Kellnerin den Wein und empfahl ihnen die gegrillten Lachssteaks.
    »Wir nehmen den Lachs, einen grünen Salat dazu, wenn es denn unbedingt sein muss, und jede Menge Fritten«, erklärte Roz.
    »Ein Trost-Essen also?«, fragte Kate, nachdem die Kellnerin gegangen war.
    »Du bist diejenige, die behauptet hat, dass sie Trost braucht.«
    »Ich kann mich nicht erinnern, so etwas gesagt zu haben.«
    »Was du wirklich brauchst, ist ein Mann«, sinnierte Roz. »Wie alt bist du jetzt?«
    Kate spürte, dass die Frage nicht nur rhetorisch gemeint war. Ihre Mutter hatte tatsächlich vergessen, wie alt ihre Tochter war.
    »Paar-und-dreißig«, antwortete sie. Es machte keinen Sinn, zu genau zu werden, wenn sogar

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