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Flucht aus Oxford

Titel: Flucht aus Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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vorstellen?«, sagte Roz, ohne sich zu genieren.
    Lichtes Haar, nach der neuesten Mode geschnitten, ernster Gesichtsausdruck und ein berufsmäßiges Lächeln, dachte Kate, während Roz fortfuhr: »Kate, das ist Reverend Timothy Widdows.«
    »Nennen Sie mich Tim.« Er sprach mit dem Akzent der Midlands, trug einen goldenen Ohrring und ein blaues T-Shirt, auf dem sich das Kollar wie ein modisches Accessoire ausnahm. Wenigstens hatte er keine Baseballkappe aufgesetzt. Kate hatte das »Nett, Sie kennenzulernen« bereits auf den Lippen, besann sich aber und sagte: »Hi, Tim.« Es schien ihr besser zu seinem Erscheinungsbild zu passen. Sein breiter werdendes Lächeln und ein leichtes Augenzwinkern verrieten ihr, dass sie richtig gelegen hatte.
    »Mr Widdows ist unser Pfarrer«, erklärte Alison, die mit solcher neumodischen Kumpelhaftigkeit nichts am Hut hatte.
    »Und erst seit kurzer Zeit im Lande, genau wie Sie«, fügte Tim hinzu.
    »Ich nehme aber doch an, dass Sie länger bleiben«, sagte Kate.
    Alison Fanning seufzte. »Unser letzter Pfarrer – ein so vergeistigter Mann – war achtundzwanzig Jahre bei uns.«
    »Und deshalb war es auch höchste Zeit für seine Pensionierung«, warf ihr Mann freundlich ein.
    »Wir sollten noch eine Flasche Wein bestellen«, sagte Roz und winkte der Bedienung.
    »Ihr Nachtisch«, verkündete die andere Bedienung und stellte eine Schale mit Eis vor Kate ab.
    »Bin ich die Einzige, die hier isst?«, erkundigte sich Kate.
    »Scheint so«, erwiderte Roz. »Du wirst also brav unserer Unterhaltung lauschen müssen, während du dich vollstopfst wie ein Mastschwein.« Sie griff in die Tasche. »Möchte jemand eine Zigarette?«
    Tim Widdows’ Augen leuchteten kurz auf, doch dann sagte er: »Ich habe das Rauchen aufgegeben.«
    »Für immer, oder nur während der Fastenzeit?«, fragte Roz.
    »Führen Sie mich nicht in Versuchung«, antwortete er. »Es soll für immer sein.«
    »Und außerdem ist die Fastenzeit längst vorbei«, sagte Ken.
    »Ken und ich haben nie geraucht«, ließ sich Alison vernehmen und wedelte mit der Hand abwehrend vor dem Gesicht herum, während Roz tief inhalierte und genüsslich bläuliche Rauchschwaden ausatmete.
    »Gott sei Dank kann man im Pub immer noch in aller Öffentlichkeit rauchen, ohne gleich allgemeines Missfallen hervorzurufen«, sagte Roz, als ob sie Alisons Geste nicht bemerkt hätte.
    Kate konzentrierte sich während des Wortgeplänkels auf ihr Vanilleeis mit Schokoladensauce, bemerkte aber einen leicht amüsierten Gesichtsausdruck bei Tim Widdows, den er bereits eine Sekunde später wieder unter Kontrolle hatte. Vielleicht war er ja doch nicht so trottelig wie angenommen.
    »Wissen Sie, was Kate und ich vorhaben?«, tönte Roz heiter und blies ihren Rauch dieses Mal von Alison Fanning weg. »Wir wollen am Dorfleben teilnehmen. Wir möchten Leute kennenlernen, nicht wahr, Kate?«
    »Mmf«, äußerte Kate mit vollem Mund, löffelte ihre Schokoladensauce und beäugte die schnell leer werdende Weinflasche. Mitfühlend goss Tim Widdows den letzten Rest in ihr Glas. Sie lächelte ihn an. Der Mann hatte tatsächlich menschliche Empfindungen, auch wenn er ein Kollar trug.
    »Jawohl«, fuhr Roz fort, »wenn hier im Dorf irgendetwas stattfindet, können Sie auf uns zählen.«
    »Nun, das ist schön zu hören«, sagte Ken Fanning, und Kate hatte für einen Moment das Gefühl, den Druck eines männlichen Schenkels an ihrem Bein zu spüren. »Wir werden sicherstellen, dass Roz und Kate in all unsere gesellschaftlichen Aktivitäten eingebunden werden, nicht wahr, Alison? Alison kennt hier wirklich jeden.«
    »Wer wohnt denn in diesem hübschen Haus am Fuß des Hügels?«, fragte Roz.
    »Das Queen-Anne-Haus? Es heißt Gatt’s House und gehört den Hope-Stanhopes.« Alisons Stimme klang reserviert.
    »Dann sind sie wohl die Hautevolee des Dorfes, oder?«
    »Die Frau entstammt der Familie Hope, die schon seit undenklichen Zeiten in Gatt’s House lebt – seit Heinrich dem Soundsovielten. In der letzten Generation wurden keine Söhne geboren, und daher hat Emma alles geerbt. Sie war ein intelligentes, lebhaftes Mädchen; sie ritt gern aus oder fuhr mit ihrem MG in der Gegend herum. Und dann hat sie einen Buchhalter geheiratet.« Offensichtlich hielt Alison nichts von Buchhaltern. »Sein Name war Stanhope. Sie machten einen Doppelnamen daraus. Ganz schön langes Wort, nicht wahr?«
    Kate nippte an ihrem Wein und schaffte es, ihre Meinung zurückzuhalten. Roz blickte

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