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Flucht aus Oxford

Titel: Flucht aus Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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näher ansehen«, meinte Kate.
    »Geh doch einfach mal hin«, schlug Roz vor.
    »Ich? Wieso ich?«
    »Du hast sowohl das richtige Alter als auch das richtige Geschlecht«, erklärte die praktisch denkende Roz. »Du wirst das Kind schon schaukeln.«
    »Ich werde darüber nachdenken«, sagte Kate und trank ihren Kaffee aus.
    »Sie haben uns noch gar nicht erzählt, wie Sie Donna kennengelernt haben«, äußerte Roz. »Ehrlich gesagt wirkte sie auf mich nicht unbedingt wie eine Kirchgängerin, obwohl man sich da täuschen kann.«
    »Sie haben durchaus recht«, entgegnete Tim. »Leider habe ich große Schwierigkeiten damit, zu jungen Menschen wie Donna oder ihrem Raben durchzudringen. Der richtige Weg hat sich mir noch nicht erschlossen.«
    »Das wird sicher noch kommen«, tröstete Roz. »Aber wie haben Sie sie dann kennengelernt?«
    »Durch die Gärtnerei«, antwortete Tim. »Vielleicht wissen Sie, dass das Pfarrhaus verkauft worden ist – bis auf die kleine Pfarrwohnung in der obersten Etage, wo ich jetzt wohne. Ich habe einen eigenen Eingang oben an der Eisentreppe, die außerhalb des Hauses verläuft. Genau genommen habe ich keinerlei Recht, den Pfarrgarten zu betreten, aber die Familie, die das restliche Haus erworben hat, hat mir freundlicherweise gestattet, den Garten zu nutzen, wann immer ich möchte.«
    »Und Donna war ihre Gärtnerin?«
    »Genau. Ich saß auf der Bank unter dem Apfelbaum, und sie mähte den Rasen. Wir kamen ins Gespräch.« Interessiert konstatierte Kate, dass Tim eine gewisse Verlegenheit nicht verbergen konnte. »Als sie Pause machte, bot ich ihr einen Kaffee an. Mit der Zeit gewöhnten wir uns diese Kaffeepausen regelrecht an.« Tim war auffällig errötet. Er scharrte mit den Füßen, und seine Augen hinter den randlosen Brillengläsern blinkten. Aha, dachte Kate, der Herr Pfarrer hatte also ein Faible für die hübsche junge Frau. Ob Donna von seinen Gefühlen gewusst hatte?
    »Haben Sie ihr vielleicht zufällig einen blauen Glasanhänger geschenkt?«, fragte sie beläufig.
    »Meinen Sie das Parfümfläschchen, das sie immer um den Hals trug?«
    »Genau das.«
    »Nein, von mir hatte sie es nicht. Ich weiß auch nicht, von wem sonst. Ich war immer der Meinung, dass sie es sich selbst gekauft hatte, möglicherweise auf einem dieser Antiquitätenmärkte, auf die sie so gern ging.«
    »Kann schon sein.« Kate nickte. Immerhin wäre es eine Möglichkeit gewesen, wenngleich eine sehr unwahrscheinliche. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass jemand Tim Widdows mit seinem sich lichtenden Haar und dem sanften, weichen Gesicht seinen »Raben« nennen würde.
    »Sie trug ihn nicht«, sagte Tim.
    »Was?«
    »Diesen Anhänger. Dabei hatte sie ihn doch sonst immer um. Bei der Arbeit nahm sie ihn ab, aber danach legte sie ihn sofort wieder um.«
    »Sind Sie ganz sicher, dass sie ihn nicht trug, als Sie die Leiche identifizierten? Unter den besonderen Umständen wäre es durchaus entschuldbar, wenn Sie ihn vielleicht übersehen hätten.«
    »Ich erinnere mich, darüber nachgedacht zu haben, warum sie ganz in Schwarz gekleidet war.. Sie trug übrigens Strümpfe, was ich ungewöhnlich fand.«
    »Manche Männer mögen es sehr, wenn Frauen Strümpfe tragen«, erklärte Kate mit wissendem Unterton.
    »Tatsächlich? Das wusste ich nicht.«
    »Beschreiben Sie lieber weiter, was Donna anhatte, und achten Sie nicht auf meine Tochter«, forderte Roz den Pfarrer auf.
    »Ihr Kleid hatte einen runden, weiten Ausschnitt, und ihr Hals war nackt. Mir wäre aufgefallen, wenn sie den Anhänger getragen hätte.«
    »Der Anhänger fehlte also«, resümierte Kate langsam. »Aber da war noch etwas, was mir in Ihrer Beschreibung merkwürdig vorkam. Die Strümpfe waren es nicht …«
    »Was denn noch?«
    »Ich weiß es einfach nicht mehr! Aber keine Sorge, es fällt mir sicher wieder ein.«
    »Ich muss jetzt leider gehen, die Arbeit ruft«, sagte Tim. »Wann sehen wir uns wieder?«
    »Heute Abend sind wir zum Essen bei den Hope-Stanhopes eingeladen«, berichtete Roz. »Sie wissen ja«, fügte sie munter hinzu, »die Leute in dem großen Haus am Fuß des Hügels.«
    »Oh, das kenne ich sehr gut. Das Theater von Gatt’s Hill«, nickte Tim.
    Roz sah ihn verdutzt an. »Wie bitte?«
    »Nach einem Abend in Gesellschaft der Hope-Stanhopes werden Sie sicher verstehen, was ich meine.« Tim schmunzelte. »Sie haben sich auf die Gattung Melodrama spezialisiert.«
    »Sie meinen, es sind Laienschauspieler?«, fragte Roz. »Wird man uns

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