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Flucht aus Oxford

Titel: Flucht aus Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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geht doch nicht«, widersprach Emma. »Sie sind schließlich unser Gast.«
    »Wo ist denn deine wunderbare Mrs Chapman geblieben?«, fragte Hilary. »Sag bloß nicht, sie hat dich sitzen lassen.«
    »Es ist so ermüdend, ständig Bedienstete um sich zu haben.« Emma seufzte. »Ich habe mich entschlossen, sie durch eine Frau aus dem Dorf zu ersetzen, die mehrmals in der Woche kommt und sauber macht.«
    »Ach, tatsächlich? Und ich dachte, Mrs Chapman wäre ein solcher Schatz gewesen«, wunderte sich Hilary.
    »Das Essen, Emma!«, drängte Jon.
    »Ja, ja, schon gut«, entgegnete Emma und verschwand in den Tiefen des Hauses. Ihren Gin Tonic nahm sie mit. Kate konnte nur hoffen, dass sie noch nüchtern genug war, um zu wissen, was sie tat. Immerhin kochte sie für Gäste.
    Nachdem sie verschwunden war, wandte sich Hilary an Jon: »Nun, liebster Jon, was hast du alles verbrochen, seit wir uns das letzte Mal unterhalten haben?«
    »Keine Ahnung, wovon du redest«, sagte Jon mit dem vielsagenden Lächeln eines Mannes, der seinen zwielichtigen Ruf genießt.
    »Kanntest du das Mädchen, das in der Scheune von Fullers sein Leben ausgehaucht hat?«, fragte Aubrey. »War sie eine deiner kleinen Freundinnen?«
    »Komm schon, Jon, raus mit der Wahrheit!«, neckte Hilary.
    Aus Richtung Küche war das Scheppern zerbrechender Teller zu hören. Alle gaben vor, nichts bemerkt zu haben.
    »Ich finde diese Frage unter den jetzigen Umständen nicht gerade taktvoll«, entrüstete sich Jenny Philbee, deren Augenbrauen fast im Haaransatz verschwanden. Sie setzte ihr Glas Gin ab, ohne auch nur genippt zu haben. »Wir sollten nicht so über sie sprechen.«
    »Finde ich auch«, stimmte Sam Philbee ihr zu. »Das Mädchen ist doch erst ein paar Tage tot.«
    »Quatsch«, fuhr Aubrey auf. »Dieses › De mortuis … ‹ ist doch längst out. Dadurch wird sie nicht wieder lebendig.«
    »Also, Jon! Erzähl uns alles, was du weißt!«, drängte Hilary.
    In diesem Augenblick ertönte ein Klagelaut aus der Küche, und Emma Hope-Stanhope erschien an der Tür. »Jon!«, rief sie, »Ich brauche deine Hilfe. Du weißt doch, wie miserabel ich tranchiere. Ich schaffe es nicht allein.«
    Und Jon floh vor den bohrenden Fragen.
     
    Auf dem Heimweg wandte sich Kate an ihre Mutter. »Und wozu das Ganze? Warum mussten wir diesen abscheulichen Abend ertragen?«
    »Nachdem die Massens gekommen waren, wurde es doch noch ganz nett, findest du nicht?«
    »Das Essen war schrecklich. Zu kalt, wo es hätte heiß sein sollen, und warm, wo es besser gekühlt gewesen wäre.«
    »Ich glaube, Emma ist nicht unbedingt die geborene Köchin. Vielleicht sollte sie noch ein wenig üben, ehe sie wieder einmal sechs Leute zum Essen einlädt.«
    »Jede Wette, dass die Langleys wussten, was sie erwartete, und eine Ausrede erfunden haben, um nicht dabei sein zu müssen.«
    »Kann schon sein. Und wenn Emma bei den Vorbereitungen weniger trinken würde, wäre das Essen vielleicht auch besser.«
    »Trotzdem: Warum wolltest du uns unbedingt auf die Gästeliste bringen?«, wiederholte Kate ihre Frage.
    »Emma Hope-Stanhope wirkte heute im Pub so sehr fehl am Platz, dass ich wissen wollte, was sie dort hingetrieben hat.«
    »Meinst du nicht, sie war einfach nur neugierig – wie wir anderen auch?«
    »Ich glaube nicht. Die Frau ist so egozentrisch, dass ihr das Schicksal anderer Leute völlig am Allerwertesten vorbeigeht. Ihre Neugier hatte entweder mit ihrem Mann oder mit ihr selbst zu tun.«
    »Und was von beidem war es?«
    »Nach den Äußerungen ihrer lieben Freunde Massen zu schließen, glaube ich, dass sie befürchtete, dass Jon eine Affäre mit Donna hatte. Vermutlich wollte sie erfahren, ob das Dorf darüber Bescheid wusste.«
    »Ausgezeichnet, Dr. Watson.«
    »Wie kommst du auf Dr. Watson. Ich hatte eher den Eindruck, dass ich hier der Sherlock Holmes war. Du bist es jedenfalls nicht!«
    »Ist das hier etwa eine Art Wettbewerb?«
    »Durchaus.«
    »Gut, dann werde ich sofort eine neue Liste anfangen, sobald wir zu Hause sind«, sagte Kate.
    »Was für eine Liste?«
    »Eine Liste von Dingen, die nicht zueinanderpassen.«
    »Zum Beispiel?«
    »Was ist mit den Möbeln der Hope-Stanhopes passiert?«
    »Du darfst mit deiner Liste anfangen, sobald du dein Dankeschön-Kärtchen geschrieben hast.«
    »Und du?«
    »Ich habe mir schon eine äußerst charmante und heitere Formulierung überlegt. Wir werden sie mit unseren guten Manieren geradezu blenden.«
    »Ich fürchte, dazu ist es zu

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