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Flucht aus Oxford

Titel: Flucht aus Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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Einkaufsbummel.
    »Sieh dir das an!«, rief Kate.
    »Wie findest du die kleinen Perlenohrringe?«, fragte Roz.
    »Hast du den Granatschmuck gesehen?«
    »Da, schau mal, Notenblätter aus den Fünfzigerjahren«, ereiferte sich Roz.
    »Hast du je ein so hässliches Service gesehen?«, kicherte Kate.
    »Oh ja, das ist etwas ganz Besonderes. Woolworth, circa 1960«, feixte Roz.
    »Graham«, murmelte Tim.
    »Was?«
    »Vergessen Sie bitte nicht, dass wir nach Graham suchen.«
    »Wie bitte? Ja, natürlich tun wir das. Aber sieh dir bloß einmal dieses silberne Kästchen an, Kate!«
    Und so ging es weiter; nur langsam brachten sie die erste Reihe hinter sich. Inzwischen war es halb eins geworden. Die Aussteller wühlten in Kisten und Taschen und tauchten mit Thermoskannen voller Kaffee und eingepackten Butterbroten wieder auf, die sie möglichst unauffällig im Schutz ihrer Stände verdrückten.
    »Hast du an etwas zu essen gedacht?«, fragte Roz.
    »Nein, du etwa?«, erwiderte Kate.
    »Ich auch nicht. Unser leibliches Wohl habe ich im Eifer des Gefechts völlig vergessen.«
    »Dann müssen wir unseren Hunger eben ignorieren«, befahl Tim. »Vielleicht ist der Pub ja noch offen, wenn wir hier fertig sind.« Er ging weiter zum nächsten Stand, dessen Auslage man mit Fug und Recht als Sammelsurium von Schnickschnack unter Glas bezeichnen konnte. »Falls wir je hier fertig werden«, fügte er hinzu, als er sah, wie die beiden Frauen die Auslage mit begehrlichen Augen musterten. »Kommen Sie«, drängte er schließlich. »Wir haben noch nicht einmal ein Zehntel der Stände gesehen.«
    »Wartet mal«, zischte Kate plötzlich.
    »Was ist?«
    »Da ist Donnas Anhänger! Ganz sicher. Ich erkenne ihn wieder.«
    Alle drei lehnten sich über die Vitrine und begutachteten die kleine blaue Parfümflasche.
    »Vielleicht ist es Donnas Anhänger nur sehr ähnlich«, wandte Roz ein. »Es muss nicht unbedingt dasselbe Fläschchen sein.«
    »Doch, es ist bestimmt ihres«, versicherte Kate. »Siehst du die kleine Macke da am Hals? Wir haben uns darüber unterhalten. Sie hat mich auf die Stelle aufmerksam gemacht. Es ist ihr Anhänger!«
    »Schon gut, beruhigen Sie sich«, sagte Tim. »Wo ist der Verkäufer?«
    Der Eigner des Verkaufsstands war vermutlich unterwegs, um sich einen heißen Tee oder ein Sandwich zu holen. Der Stuhl hinter dem Stand war verwaist.
    »Haben Sie etwas gefunden, Liebste?«, erkundigte sich die Frau vom Stand nebenan. Sie war um die vierzig, hatte blondiertes Haar und war in einer Weise gekleidet, die Kate sofort der Künstlerszene zugeschrieben hätte.
    »Ist hier kein Verkäufer?«, fragte Kate.
    »Er musste nur mal kurz weg und kommt sofort wieder. Aber wenn Sie etwas kaufen wollen, kann ich Ihnen gern weiterhelfen.«
    »Der Stand gehört Graham, nicht wahr?«, fragte Kate.
    »Graham? Nein Liebste, Sie irren sich. Mein Name ist Cheryl, und der Nachbarstand gehört Chaz. Einen Graham kenne ich nicht.«
    »Ich würde mir gern das blaue Parfümfläschchen einmal aus der Nähe ansehen.«
    »Ich hole es Ihnen heraus. Warten Sie, ich suche nur eben den Schlüssel.«
    Cheryl fand den Schlüssel, öffnete die Vitrine und reichte Kate das blaue Fläschchen. »Französisch, wie Sie vermutlich selbst sehen, um 1920. Es ist wirklich hübsch«, sagte sie. »Und der Preis ist mehr als angemessen.«
    »Im Augenblick möchte ich es mir nur ansehen«, erwiderte Kate und drehte den Glasstöpsel heraus.
    »Riecht mal«, wandte sie sich an Tim und Roz. »Die Essenz der zwanziger Jahre. Ist das nicht toll? Bubiköpfe. Charleston. Verrauchte Nachtclubs …«
    »Ich rieche nichts«, sagte Tim.
    »Höchstens Katzenpipi«, fügte Roz hinzu.
    »Ihr habt eben einfach keine Seele!«, schimpfte Kate verärgert.
    »Ich glaube nicht, dass Sie das so verallgemeinern dürfen«, widersprach Tim, »selbst wenn …«
    »Oh, entschuldigen Sie! Ich hatte wieder einmal völlig Ihren Job vergessen.«
    »Sind Sie interessiert, Liebste?«, fragte Cheryl, der das Hin und Her langsam zu viel wurde.
    »Wie viel soll es denn kosten?«, erkundigte sich Roz. »Hier ist es natürlich ziemlich beschädigt. Außerdem ist die Oberfläche verkratzt, was den Wert deutlich verringert.«
    »Tatsächlich? Zeigen Sie mal. Oh ja, ich verstehe, was Sie meinen. Schade. Nun, ich könnte es Ihnen für, sagen wir mal, zehn Pfund überlassen.«
    »Fünf«, konterte Roz.
    »Mutter!«
    »Überlass das mir, Kate, und misch dich nicht ein.«
    »Unter acht kann ich es auf keinen Fall

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