Flucht aus Oxford
könnte?« Lieber Himmel, war der Mann schwerfällig! Nicht einen Gedanken konnte er länger als ein paar Sekunden im Kopf behalten!
»Ich glaube, ich hole mir noch einen Drink.«
»Halten Sie das für vernünftig?«
»Trinken Sie Ihr Glas aus, dann hole ich Ihnen auch noch einen.«
»Vielen Dank, aber mein Glas ist noch fast voll.«
Jon schwankte zur Bar und kam mit einem doppelten Whisky zurück. Kate nippte noch immer an ihrem ersten Gespritzten.
»Sie wollten mir sagen, wie ich Ihnen helfen kann«, half sie ihm auf die Sprünge, als er wieder zu einem Gespräch bereit schien.
»Ich dachte, Sie könnten vielleicht sagen, dass ich bei Ihnen und Roz war.«
»Aber das wäre eine Lüge«, sagte Kate freundlich.
»Nur eine ganz kleine«, bettelte Jon. »Sie können es, Katie!«
»Kate«, verbesserte sie ihn mit fester Stimme. »Ich werde darüber nachdenken. Allerdings unter einer Bedingung.«
»Und die wäre?«
»Sie müssen mir sagen, wo Sie tatsächlich waren.«
»Ah.« Jon strengte sein Gedächtnis so sehr an, dass seine trüben Augen fast ins Schielen gerieten.
»Na los. Es ist doch erst ein paar Tage her.«
»Ah. Es könnte meine Freundin Wendy gewesen sein, drüben vom Hof der Brightmans.«
»Ja? Ich brauche mehr Einzelheiten.«
»Hm, tja. Also, wir haben uns hier getroffen. Um halb sieben.« Ja, das passte durchaus ins Bild. Jon war kein Mann, der sich durch übergroße Fantasie bei der Auswahl seiner Treffpunkte auszeichnete. »Wir haben ein Glas zusammen getrunken – es können auch zwei gewesen sein –, und dann meinte Wendy, ich solle mit zu ihr kommen. Sie wollte uns etwas kochen. Und dann ergab eins das andere. Sie wissen schon.«
»Wann sind Sie heimgegangen?«
»Spät.«
»Wie spät?« Einen Stein zum Sprechen zu bewegen war ein Kinderspiel dagegen!
»Nach Mitternacht. Ich habe ganz leise aufgeschlossen. Emma hat mich nicht gehört. Den Rest der Nacht habe ich im Gästezimmer verbracht.«
»Und wer, glauben Sie, wird Ihnen Fragen zu diesem Abend stellen?«
»Die Jungs in Blau.«
»Die Polizei? Warum sollte sie das tun?«
»Es wäre doch möglich, oder? Jedenfalls möchte ich Wendy da nicht mit reinziehen. Emma würde bestimmt wütend sein.«
»Nein, Jon. Ich kann nicht einfach so die Polizei belügen. Falls Sie vernommen werden, woran ich ehrlich gesagt nicht glaube, müssen Sie die Wahrheit sagen. Unbedingt!« Wahrscheinlich verstand sogar Jon Hope-Stanhope so viel Nachdruck.
»Aber Sie haben versprochen, mir zu helfen.«
»Nein, das habe ich nicht getan. Ich habe gesagt, ich würde darüber nachdenken. Jetzt habe ich darüber nachgedacht und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass es eine ganz schlechte Idee wäre, zu behaupten, Sie hätten nicht nur den Abend, sondern sogar die halbe Nacht mit mir und Roz verbracht.« Hatte er verstanden? Er schüttelte verblüfft den Kopf.
»Ich bin sehr enttäuscht von Ihnen, Kate.«
»Das tut mir zwar leid, aber eines Tages werden Sie es mir danken.«
»Sie haben nicht einmal ausgetrunken.«
»Nein, aber ich muss jetzt trotzdem gehen. Roz wartet mit dem Abendessen auf mich.«
»Und was soll ich tun?«
»Warum statten Sie nicht Ihrer Freundin Wendy einen Besuch ab? Ich bin sicher, sie würde Ihnen das Gleiche sagen wie ich.«
»Glauben Sie?«
»Ja, das glaube ich. Und vielen Dank für den Drink.«
»Auf Wiedersehen.«
Im Gehen sah Kate, dass Jon schon wieder auf dem Weg zur Bar war, um sich einen neuen Whisky zu holen. Sie hoffte, dass er Wendy anrufen und sich von ihr abholen lassen würde. Ihn in diesem Zustand allein auf der Landstraße zu vermuten war keine sehr angenehme Vorstellung. Wenn er in diesem Tempo weitertrank, würde Wendy allerdings nicht mehr viel mit ihm anfangen können.
Als Kate nach Hause kam, ließ Roz sie am Tisch Platz nehmen, präsentierte ihr einen Teller mit sehr gesund aussehendem Essen und gesellte sich dann mit ihrer eigenen Mahlzeit zu ihr.
»Ich dachte, du brauchst deine Vitamine«, sagte sie. Dann schenkte sie ihr ein Glas Weißwein ein. »Andererseits kannst du das hier nach einer Stunde in der Gesellschaft von Jon Hope-Stanhope sicher ebenfalls brauchen.«
»Du hast völlig recht«, erwiderte Kate und ließ es sich schmecken. Nach dem Essen und einem halben Glas Wein erzählte Kate ihrer Mutter von dem Treffen.
»Ich denke, die Sache mit seiner Freundin Wendy können wir ihm glauben«, sagte sie schließlich. »Der Mann hat nämlich nicht genug Grips, um sich eine solche Geschichte
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