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Flucht aus Oxford

Titel: Flucht aus Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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abgeben«, erwiderte Cheryl.
    »Sieben fünfzig«, sagte Roz. »Mein letztes Angebot!«
    »Gemacht!«
    Roz zahlte bar mit abgezähltem Kleingeld, während Cheryl die blaue Flasche in Seidenpapier packte und in einer braunen Papiertüte verstaute.
    »Und was machen wir jetzt mit Graham? Und mit Chaz?«, fragte Kate im Weitergehen.
    »Wir setzen unseren Rundgang fort und kommen später noch einmal hierhin zurück. Irgendwann wird Chaz sicher wieder an seinem Platz sein.«
    Sie schlenderten weiter, nahmen hier und da eine Kleinigkeit in die Hand, betrachteten sie und legten sie wieder hin. Die meisten Verkäufer waren in mittleren Jahren, traten häufig paarweise auf und sahen durchweg äußerst respektabel aus.
    »Nichts als Biedermänner und Spießer«, spottete Roz. »Ich sehe jedenfalls niemanden, der auch nur von ferne an einen Raben erinnert. Ihr etwa?«
    »Anscheinend gibt es hier keinen Mann unter fünfzig«, sagte Tim.
    »Stimmt. Außerdem habe ich einen Riesenhunger«, jammerte Kate.
    »Kommt, wir gehen zurück und schauen nach, ob dieser Chaz wieder an seinem Stand ist«, schlug Tim vor.
    »Einverstanden. Und falls er nicht da ist, suchen wir uns einen netten Sitzplatz und trinken eine schöne Tasse Tee«, pflichtete Roz ihm bei. »Meine Füße bringen mich um!«
    Sie kehrten in die erste Halle zurück. Bereits am Eingang sahen sie, dass hinter der Vitrine, in der sie Donnas Anhänger entdeckt hatten, jetzt ein junger Mann saß.
    »Vielleicht ist er es ja«, flüsterte Kate aufgeregt. »Vielleicht haben wir ihn endlich gefunden!«
    Als sie jedoch den Stand erreichten, wurden sie enttäuscht. Zwar war der Mann tatsächlich jung, doch er war auch deutlich übergewichtig, hatte ein rundes Kindergesicht und große, abstehende Ohren. Er trug eine Baseballkappe und ein ausgewaschenes T-Shirt mit Werbung für ein Rockkonzert, das vor etwa drei Jahren stattgefunden hatte. Es fiel ihnen schwer, in ihm den Mann zu erkennen, für den Donna so geschwärmt hatte.
    »Chaz?«, erkundigte sich Tim.
    »Ja?«
    »Wir suchen einen gewissen Graham«, sagte Roz.
    »Weshalb?«, fragte Chaz.
    »Weil wir uns mit ihm unterhalten wollen«, erklärte Kate. »Nur ein kleiner Plausch, nichts Besonderes.«
    »Keine Ahnung, von wem Sie reden«, sagte Chaz. »Nie von ihm gehört.«
    »Ich glaube Ihnen nicht«, entgegnete Kate.
    »Wer sind Sie überhaupt?«, fragte Chaz argwöhnisch.
    Kate wollte eben den Mund öffnen, da meldete sich Tim zu Wort. »Ich bin der Pfarrer von Sankt Michael in Gatt’s Hill«, stellte er sich vor.
    »Sie dürfen ihn Tim nennen, wenn Sie möchten«, ergänzte Kate.
    Chaz starrte sie ungläubig an.
    »Sehen Sie doch, er trägt ein Kollar«, versuchte Kate, ihn zu überzeugen. »Es ist echt, sogar mit Stempel!«
    »Ihr spinnt doch alle drei«, grunzte Chaz.
    »Aber Sie werden uns nur los, wenn Sie uns sagen, wo wir Graham finden können«, säuselte Roz und lächelte ihn zuckersüß an.
    Chaz seufzte. »Er ist in der Halle nebenan, am Ende von Reihe drei in der Abteilung Schmuck und Silber. Sie können ihn nicht verfehlen.«
    »Nun, irgendwie scheinen wir ihn auf unserer ersten Runde trotzdem verfehlt zu haben«, bemerkte Tim.
    »Kommt Leute«, sagte Roz, »je eher wir den Kerl finden, desto schneller können wir in den Pub gehen. Mir steht der Sinn nach etwas zu essen und einem Bier.«
    »Ich muss mich für meine Mutter entschuldigen«, sagte Kate zu Tim.
    »Das brauchen Sie nicht«, entgegnete Tim ernsthaft. »Ich habe sie wirklich gern. Sie etwa nicht?«
    »Ich glaube schon.«
    »Da ist er ja!«, frohlockte Roz. »Ich bin sicher, das ist unser Mann.«
    »Was machen wir jetzt?«, überlegte Tim. »Wir können ihn doch nicht hier ausfragen.«
    »Am besten, wir sehen uns erst einmal seinen Stand an«, schlug Kate vor. »Bestimmt kommt uns dabei ein vernünftiger Gedanke.«
    Betont lässig schlenderten sie auf Grahams Stand zu, der wirklich nicht zu verfehlen war. Er befand sich am Ende der dritten Reihe, bestand aus mehreren Glasvitrinen voller Silbergegenstände und Schmuck und wurde von einem jungen, ausgesprochen ansehnlichen Mann bewacht. Er war etwa Mitte zwanzig, groß, sehr schlank und hatte dunkles Haar.
    »Der Rabe«, raunte Kate. »Zumindest der bisher wahrscheinlichste Kandidat.«
    »Da kann ich Ihnen nur zustimmen«, sagte Tim.
    Interessiert sahen sie sich die Auslage an. Sehr hübsch, dachte Kate beim Anblick der goldenen Ringe, Perlenohrringe und einer mit Granat und Mondstein besetzten

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