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Flucht aus Oxford

Titel: Flucht aus Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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ihre Mütter an den Vorgängen in dem Mietshaus.
    »Haben Sie eine Ahnung, was da passiert ist?«, wandte sich Kate an eine der beiden Frauen.
    »Da ist wieder jemand ermordet worden«, antwortete diese genüsslich. »Seine Leiche liegt im Flur.«
    »Ganz hinten bei den Mülltonnen«, vervollständigte die andere Frau. »Sie hat vielleicht schon tagelang da gelegen.«
    »Sie ist ganz steif und grau«, wusste die erste zu berichten, »und stinkt ganz erbärmlich.«
    »Wenn sie bei den Mülltonnen lag, hätte sie doch eigentlich ziemlich schnell gefunden werden müssen«, bohrte Kate nach. »Im Haus wird doch sicher alle paar Stunden jemand seinen Abfalleimer leeren.«
    »Und wovon träumen Sie nachts?«, höhnte Michelle. »Sie können sich nicht vorstellen, wie es in der Müllecke stinkt! Da hält sich niemand lang auf. Man schmeißt seine Abfalltüte weg und verschwindet. Die Leiche kann gut und gern eine Woche dort gelegen haben.«
    »Wissen Sie, wer ihn gefunden hat?«, fragte Roz. »Und weiß man schon, wer es ist?«
    »Russell hat ihn gefunden«, antwortete Michelles Freundin. »Er ist schließlich noch ziemlich jung, und der Tote war auch jung. Und dunkelhaarig. Er hätte es fast selbst sein können findest du nicht?«
    »Vielleicht erwischt es ihn beim nächsten Mal«, meinte Michelle mit gerümpfter Nase.
    »Graham ist um die zwanzig und hat ebenfalls schwarzes Haar«, raunte Roz Kate zu.
    »Aber was könnte er hier gewollt haben? Er wohnt doch kilometerweit entfernt.«
    »Du hast selbst gesagt, dass man mit dem Auto höchstens eine Viertelstunde braucht.«
    »Kann mir jemand sagen, was da los ist?«, fragte eine Stimme hinter ihnen. »Bringen sie die Leiche jetzt raus?«
    »Kommt die Leiche in den Krankenwagen?«, fragte eines der Kinder. »Ich will sie sehen!«
    »Kleines Monster«, sagte Roz. »Kate, kannst du dich noch ein wenig nach vorn drängen?«
    »Ich komme nicht weiter«, sagte Kate. »An der Haustür steht ein Posten, der niemanden hineinlässt. Und vor mir sind zu viele Leute. Wir hätten früher kommen sollen.«
    »Wollen Sie sich auch die Leiche ansehen?«, fragte Michelle. »Dann haben Sie sicher einen guten Magen.«
    »Nicht wirklich«, gab Kate zurück, »aber ich fürchte, ich weiß, wer da liegt.«
    »Der Pfarrer ist da, um ihn zu identifizieren«, meldete sich jemand zu Wort.
    »Der alte Pfarrer hätte so etwas nie getan«, behauptete ein alter Mann, dem ein ungepflegter Hund folgte. »Die Kirche sollte in solche Dinge nicht hineingezogen werden. Und der Pfarrer müsste eigentlich wissen, wo er hingehört.«
    »Wo gehört er denn hin?«, fragte Roz.
    »Am Sonntag in die Kirche«, erwiderte der Mann. »Diese ganze sogenannte Sozialarbeit ist doch Mist! Wie kommt er dazu, uns zu sagen, wir sollen nett zu Bettlern und Obdachlosen sein? Ist es etwa meine Schuld, dass die Leute keinen Job haben? Die sind doch alle nur arbeitsscheu!«
    »Komm, wir gehen«, sagte Kate. »Ich glaube, hier weiß ohnehin niemand etwas Genaues. Und das, was gesagt wird, haben sie sich aus den Fingern gesogen. Wir erfahren von Tim sicher mehr als von diesem Volk hier.«
    »Außerdem sollten wir vielleicht in Crossways sein, ehe er kommt.«
     
    Etwa eine Stunde später klopfte Tim an die Tür.
    »Und?«, fragte Roz, kaum dass er eingetreten war und noch ehe er seine Jacke ausgezogen hatte.
    »War es Graham?«, drängte Kate.
    »Nein. Ich habe den Mann noch nie vorher gesehen.«
    »Gott sei Dank«, stieß Roz erleichtert hervor.
    »Dann erzählen Sie mal«, forderte Kate Tim freundlich auf. »Am besten, Sie fangen ganz von vorn an.«
    »Ihr Freund Russell, der mit dem Pferdeschwanz und dem Profil, ging nach unten, um seinen Abfalleimer für die Müllabfuhr hinauszustellen.«
    »Ich kann mich gar nicht erinnern, Mülleimer im Hausflur gesehen zu haben«, sagte Kate. »Sie wären mir sicher aufgefallen. So etwas wäre doch ein hässlicher Anblick, vor allem im Eingangsbereich.«
    »Unter der Treppe ist eine Art Wirtschaftsraum. Er hat zwar eine Tür, ist aber natürlich nie abgeschlossen. In diesem Raum stehen die Mülltonnen. Dort ist es stockdunkel, und es stinkt penetrant; ich wage zu bezweifeln, dass sich irgendwer länger als unbedingt nötig dort aufhält.«
    »Und in diesem Raum mussten Sie die Leiche identifizieren?«
    »Sie hatten ringsum ein wenig aufgeräumt, den Körper auf eine Bahre gelegt und bis auf das Gesicht abgedeckt. Die Polizei hatte bereits Fotos gemacht und vermutlich auch Beweismaterial

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