Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Flucht aus Oxford

Titel: Flucht aus Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
Vom Netzwerk:
abgelegt wurden?«
    »Das glaube ich nicht. Ich bin zwar kein Experte, aber ich glaube nicht, dass der Mann länger als ein paar Stunden, höchstens vielleicht einen Tag tot war.«
    »So viel zu den Gruselgeschichten der Leute in Broombanks«, sagte Kate.
    »Und so viel zu meiner Hoffnung, dass der Mord nichts mit uns zu tun hat«, beschwerte sich Roz. »Ich wünschte, wir würden endlich anfangen, ein normales Leben zu leben, mit regelmäßigen Mahlzeiten und vielen schönen Einkaufsbummeln.«
    »Quatsch!«, rief Kate. »Du hast immerhin den Holmes zu meinem Watson gegeben.«
    »Vielleicht hast du recht. Machen Sie weiter, Tim. Erzählen Sie uns mehr über ihn. Könnte er der Rabe gewesen sein?«
    »Ich vermute es fast. Wie schon gesagt, er war so um die zwanzig. Dunkle Haare, kurz geschnitten. Hageres Gesicht mit Drei-Tage-Bart. Die Barthaare waren ebenfalls schwarz; sie hoben sich deutlich von seiner sehr weißen Haut ab.«
    »Die Farben lassen auf einen keltischen Einschlag schließen. Vielleicht ein Ire oder ein Waliser. Hatte er blaue Augen?«, fragte Roz.
    »Eher braun, glaube ich«, erwiderte Tim. »Wenn ich darüber nachdenke, hätte er vielleicht Ire sein können – aber es war zumindest nicht allzu offensichtlich. Ich weiß, es klingt vielleicht altmodisch und politisch nicht korrekt, aber ich würde sagen, er sah ausländisch aus.« Er dachte einen Augenblick nach. »Es war nicht nur sein Aussehen. Auch die Kleidung.«
    »Sie sagten, er wäre zugedeckt gewesen«, wandte Kate ein.
    »Das stimmt auch. Aber ich konnte den oberen Teil seines Hemdes erkennen. Das muss es gewesen sein! Irgendetwas daran sah fremd aus.«
    »Damit können wir leider nicht allzu viel anfangen.« Roz wiegte zweifelnd den Kopf. »Andererseits müssen wir schon unseren Instinkten vertrauen, wenn wir sonst nichts in der Hand haben.«
    »Er hatte sicher keine Papiere bei sich«, vermutete Kate. »Hat die Polizei Ihnen vielleicht Hinweise darauf gegeben, was sich in seinen Taschen befand?«
    »Sie haben mich zwar nicht ins Vertrauen gezogen, aber immerhin habe ich erfahren, dass er absolut nichts bei sich trug. Kein Geld, keine Schlüssel, keine Papiere. Nichts!«
    »Klingt wie eine Geschichte von John Buchan«, sagte Roz. »Ein Fremder, der in einem englischen Dorf auftaucht und sich mit einem Messer im Rücken wiederfindet, ehe er auch nur ein Wort hervorbringen kann.«
    » Die Neununddreißig Stufen .« Tim nickte. »Ich habe es gelesen.«
    »Ausländer würden in diesem Dorf sofort auffallen«, gab Kate zu bedenken. »Die Einwohner lehnen einen doch schon ab, wenn man nur fünfzehn Kilometer weiter weg lebt.«
    »Der Pub«, grübelte Roz. »Die Kellnerinnen im Narrow Boat sind die einzigen Ausländer, die ich bisher hier gesehen habe.«
    »Sie stammen aus Neuseeland und Australien«, erinnerte sich Kate. »Zählt das als Ausland? Was meinen Sie, Tim?«
    »Könnte schon sein.« Er klang nicht sehr überzeugt. »Aber der Tote sah irgendwie europäisch aus. Er hätte Italiener oder Spanier sein können.«
    »Nordafrikaner vielleicht?«, fragte Roz.
    »Wie kommst du denn darauf?«, versetzte Kate. »Glaubst du, du wirst von rachsüchtigen Arabern verfolgt?«
    »Das ist eine ernste Angelegenheit, darüber solltest du keine Witze machen«, fuhr ihre Mutter sie an.
    »Entschuldige, aber es fällt mir nun einmal schwer, deine Vergangenheit ernst zu nehmen.«
    »Um auf unseren Toten zurückzukommen«, versuchte Tim abzuwiegeln, »ich glaube nicht, dass er aus Nordafrika stammte. Er sah nicht wie ein Araber aus. Seine Haut war sehr blass.«
    »Das lag vielleicht daran, dass er tot war«, erklärte Kate, die zwar in diesen Dingen nicht erfahren war, aber dennoch eine Meinung äußern wollte.
    »Dabei fällt mir ein, dass mir irgendwo hier im Dorf kürzlich schon einmal ein Ausländer begegnet ist. Ich kann mich nur nicht mehr erinnern, wo es war«, sagte Tim nachdenklich.
    Kate sah ihn fragend an.
    »Ich weiß es beim besten Willen nicht mehr. Lassen wir es vielleicht für den Augenblick; irgendwann fällt es mir wieder ein.«
    »Essenszeit!«, verkündete Roz. »Da wir ohnehin nicht weiterkommen, sollten wir erst einmal etwas Leckeres kochen. Wir bewegen uns im Augenblick ständig im Kreis. Beim Kochen kommt zumindest ein essbares Endprodukt zustande.«
    »Ich glaube, ich gehe besser heim«, sagte Tim. »Ich kann schließlich nicht ständig Ihre Gastfreundschaft in Anspruch nehmen.«
    »Papperlapapp! Sie essen mit uns«, verfügte Roz. »Was

Weitere Kostenlose Bücher