Flucht aus Oxford
würden Sie denn zu Hause tun? Eine Dose öffnen? Tiefkühlkost auftauen?«
»Bitte, Tim, bleiben Sie doch«, bat nun auch Kate. Sie hatte am Morgen Donnas Anhänger eingesteckt, den sie jetzt aus der Tasche nahm und betrachtete. »Es scheint schon so lang her zu sein, dass sie hier in der Küche stand und mir dieses Fläschchen gab, damit ich darauf aufpasse.« Sie reichte den Anhänger an Tim weiter.
»Ich bin froh, dass Sie ihn gekauft haben«, sagte er. »Auf keinen Fall dürfen wir Donna und das, was ihr geschehen ist, vergessen. Manchmal habe ich den Eindruck, dass unsere Recherchen uns so in Anspruch nehmen, dass wir den eigentlichen Grund aus den Augen verlieren. Ich habe das Mädchen wirklich sehr gemocht.«
»Das haben wir längst mitbekommen.« Kate nickte. »Gut zu wissen, dass sie zumindest einen ehrlichen Freund hatte, der keine Hintergedanken hegte.«
Tim schien sich bei diesem letzten Satz nicht sonderlich behaglich zu fühlen.
»Der zweite Mord hat die Trauer wieder aufleben lassen«, sagte er leise. »Vor allem, weil ich auch dieses Mal gerufen wurde, um die Leiche zu identifizieren. Man geht hinein und weiß nicht, was einen erwartet; es könnte wieder ein Freund sein, der tot vor einem liegt.«
»Das ist oft so, wenn jemand stirbt. Jeder Todesfall bringt Sorgen und Schuldgefühle zurück, die man früher schon in ähnlichen Situationen empfunden hat.«
»Nun hört schon auf mit diesen morbiden Gedanken«, schimpfte Roz. »Wir sind immer noch die Drei Freunde . Und wir werden herausfinden, wer Schuld an Donnas Tod hat und warum sie sterben musste. Und dafür, dass wir uns erst ein paar Tage damit beschäftigen, haben wir schon wirklich gute Fortschritte gemacht.«
»Jedenfalls mehr als die Polizei«, bestätigte Kate.
»Tim, dort drüben auf dem Tisch stehen die Getränke. Bedienen Sie sich. Kate und ich verziehen uns in die Küche.«
»Sie könnten eine Flasche Wein öffnen und uns allen ein Glas einschenken«, schlug Kate vor. »Ich glaube, nach den schockierenden Ereignissen der vergangenen Tage können wir alle einen Drink gebrauchen.«
21
Roz, Kate und Tim schwelgten noch genüsslich in Lachs mit Dillsauce und feinen neuen Butterkartoffeln, als das Telefon schrillte.
»Hallo? Hier ist Tony Fuller.«
»Hallo, Tony«, sagte Kate, die sich geopfert hatte, ihr Essen kalt werden zu lassen.
»Störe ich?«
»Aber natürlich nicht.« Wir sitzen zwar beim Essen, aber ich bin zu höflich, das zu erwähnen.
»Ich habe versucht, Tim Widdows zu erreichen, doch leider meldet sich immer nur der Anrufbeantworter. Zwar habe ich eine Nachricht hinterlassen, aber aus irgendeinem Grund hat er bisher nicht zurückgerufen.«
»Ich glaube, er hat sehr viel zu tun«, murmelte Kate, die keine Lust hatte, ihm die Geschichte von der Leiche hinter den Mülltonnen zu erzählen, zumal sie hoffte, möglichst bald zu ihrem Lachssteak zurückkehren zu können.
»Ich dachte immer, Pfarrer arbeiten nur an einem Tag in der Woche, aber da habe ich mich anscheinend geirrt. Wie dem auch sei, ich wollte ihn wegen der Einzelheiten für unser Gästedinner am Mittwoch sprechen.«
»Im Leicester College«, präzisierte Kate.
»Wissen Sie, wie Sie hinkommen?«
»Ich denke schon«, erwiderte Kate, die immer noch nicht über ihre früheren Collegebesuche in Begleitung eines ganz bestimmten Mannes sprechen mochte. »Und wenn nicht ich, dann sicher Tim.«
»Klar, das hatte ich ganz vergessen. Natürlich kennt Tim den Weg. Hören Sie, ich halte nachmittags eine Vorlesung. Mir wäre es lieber, ich könnte anschließend kurz zu meiner Wohnung radeln und mich umziehen, anstatt noch vor dem Dinner den ganzen Weg nach Gatt’s Hill hinauszukommen. Wäre es möglich, dass wir uns um Viertel vor sieben am Pförtnerhaus treffen? Das Dinner beginnt um Viertel nach sieben. Auf diese Weise hätten wir Zeit, uns vor dem Essen im Senior Common Room auf einen Sherry zusammenzusetzen.«
»Geht in Ordnung. Tim und ich werden pünktlich dort sein. Und nochmals vielen Dank.« Kate legte auf. Sie hatte den Eindruck, dass Tony gern noch ein wenig mit ihr geplaudert hätte, wenn sie ihn dazu ermutigt hätte.
»Ich habe mit Tony verabredet, dass wir uns am Mittwoch um Viertel vor sieben am Pförtnerhaus des Leicester College treffen«, informierte sie Tim. »Das Dinner beginnt um Viertel nach sieben.«
»Diese Colleges in Oxford sind eine Welt für sich«, bemerkte Roz und wischte sich geschmolzene Butter vom Kinn. Mit einem Stück Brot
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