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Flucht aus Oxford

Titel: Flucht aus Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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tupfte sie die letzten Reste Dillsauce von ihrem Teller. »Möchte noch jemand ein Glas Wein?«
    »Jeder muss am Pförtnerhaus vorbei«, erklärte Kate. »Man betritt das College durch eine dicke, mit alten Eisennägeln beschlagene Holztür. Dabei wird man von den Pförtnern begutachtet, die darüber entscheiden, ob man überhaupt passieren darf oder nicht. Wenn man darf, geht man anschließend durch einen ebenfalls alten Torbogen und erreicht einen Innenhof mit einem Viereck aus grünem, samtigem Rasen in der Mitte. Das Essen findet in der sogenannten ›Hall‹ statt, einem mittelalterlichen, holzgetäfelten Raum, wo der Lehrkörper jeden Tag isst und wo während des Semesters die formellen Abendessen mit Gästen stattfinden.«
    »Danke für die ausführliche Info, Miss Ivory«, flachste Roz. »Aber du solltest unbedingt daran denken, bei einem feinen Dinner nicht das Brot in die Sauce zu tunken. Das gehört sich nämlich nicht. Und jetzt iss deinen Lachs auf, damit wir den Pudding servieren können.«
    »Richtiger Pudding?« Tim bekam vor Freude rote Ohren. »Super. Ich habe es noch nie fertiggebracht, mir selbst einen zuzubereiten.«
    »Der hier ist lecker nussig und schön süß. Roz hat das Rezept von einer ihrer ausgedehnten Reisen in exotische Länder mitgebracht«, vertraute Kate ihm an. »Wir lieben ihn ganz besonders mit einem dicken Klecks Schlagsahne obendrauf und einem köstlichen Single Malt Whisky dazu.«
    Auf diese Weise beendeten die drei einen angenehmen Abend. Es gelang ihnen, wenigstens für einige Stunden, den Gedanken an die unangenehmen Vorfälle auszublenden, die sie ursprünglich zusammengeführt hatten.
     
    Am folgenden Morgen standen Roz und Kate später auf als gewöhnlich. Sie hatten das ausgedehnte Mahl in Tims Gesellschaft mit zahlreichen kleinen Whiskys ausklingen lassen.
    Roz saß vor einem starken schwarzen Kaffee und gähnte ihr Müsli an. »Wie mag die dörfliche Gerüchteküche wohl mit diesem zweiten Mord umgehen?«, überlegte sie. »Mit der Müllleiche?«
    »Du bist manchmal ganz schön derb«, knurrte Kate, während sie Marmelade auf ihren Toast strich.
    »Stimmt. Tut mir leid, es ist mir einfach so herausgerutscht.«
    »Meinst du, wir sollten noch einmal im Pub essen und dem Klatsch lauschen?«
    »Ich glaube, das lohnt sich nicht. Aber ich könnte Alison Fanning anrufen. Sie scheint hier im Dorf eine Art Institution darzustellen. Was sie sagt, dürfte allgemeine Gültigkeit besitzen.«
    »Dann tu es«, entgegnete Kate. »Aber ich bitte dich inständig, uns möglichst nicht gleichzeitig zu einem Kurs in kreativem Spitzenklöppeln anzumelden.« Sie schenkte sich eine dritte Tasse Kaffee ein. Zwar war das weit mehr, als sie sich normalerweise gestattete, doch nach den Ausschweifungen des vorigen Abends brauchte sie dringend einen Muntermacher. Sie holte eine Schachtel Aspirin und nahm zwei Tabletten. Wenn sie mit der Arbeit begannen, würde ihr Kopf vielleicht aufhören, sich wie ein Kürbis anzufühlen. Schließlich rang sie sich dazu durch, die leere Whiskyflasche vom Tisch zu räumen und zum Altglas zu stellen. Sie hätte schwören können, dass sie nach dem Abendessen noch fast voll gewesen war. Tim musste erheblich mehr getrunken haben, als es den Anschein gehabt hatte.
    Als Roz von ihrem sehr ausgedehnten Telefonat zurückkehrte, lag ein Lächeln auf ihrem Gesicht.
    »Nett, dass man sich im Dorf über einen unerwarteten Todesfall offensichtlich amüsieren kann«, bemerkte Kate.
    »Der zweite Mord kam eigentlich kaum zur Sprache. Sie sagte nur: ›Diese schrecklichen Leute in Broombanks! Sie sind wirklich zu allem fähig. Seit sie im Dorf sind, können wir uns nicht einmal mehr in unseren Betten sicher fühlen.‹ Damit war das Thema für sie erledigt, und sie wandte sich den Hope-Stanhopes zu.«
    »Elende Langeweiler.« Kates Kopf hämmerte. Sie hatte nicht das geringste Mitgefühl für Leute wie die Hope-Stanhopes und Emma ihr entsetzliches Essen noch immer nicht vergeben.
    »Ganz im Gegenteil. Wie es aussieht, sind sich Emma Hope-Stanhope und Hazel Fuller in aller Öffentlichkeit heftig in die Haare geraten.«
    »Wieso haben wir davon nichts mitbekommen?«
    »Wahrscheinlich waren wir gerade auf einer unserer Abenteuertouren.«
    »Weißt du Näheres? Hat Alison dir erzählt, worum es bei diesem Streit ging?« Der Gedanke an eine ordentliche Schlägerei zwischen diesen Leuten heiterte Kate auf.
    »Es passierte wohl beim Treffen des Landfrauenbundes.«
    »Ich kann mir

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