Flucht in die Arme des Maharadschas
groß und stürmisch gewesen.“ Das war kein Liebesbekenntnis, sondern eine unmissverständliche Warnung.
Als Ashs Ehefrau inmitten des bunten, geschäftigen Treibens auf der belebten Straße zu stehen, erschien Sophia seltsam unwirklich. Die standesamtliche Trauung hatte sich als nüchterne, schmucklose Angelegenheit erwiesen, ohne Worte der gegenseitigen Wertschätzung oder andere bedeutsame Zeichen und Symbole, die auf tiefer gehende Emotionen hätten schließen lassen.
Dabei vermisste Sophia weder eine exotisch bunte, indische Hochzeitsfeier noch ein pompöses Spektakel im Palast von Santina, unter den Augen sämtlicher gekrönten Häupter Europas. Nein, sie dachte an jene Brautpaare, die sich in einer ähnlich schlichten Zeremonie während des Eheversprechens liebevoll in die Augen sahen und den Bund fürs Leben mit einem aufrichtigen Kuss voller Wärme und Hingabe besiegelten, während sie nicht einmal ein echtes Brautkleid hatte. Stattdessen trug sie ein schlichtes, schneeweißes Leinenkostüm.
Ihre trotzige Wahl der Farbe hatte Ash mit einem sarkastischen Blick gewürdigt, der ihr zeigte, wie wenig er an eine jungfräuliche Braut glaubte. Sophia versuchte, den sengenden Schmerz in ihrer Brust zu ignorieren, schloss die Augen, sog ganz tief die würzigen, aufregenden Gerüche ein und gab sich dem fast hypnotischen Wirrwarr von Geräuschen hin. Jetzt war es ohnehin zu spät, es sich noch einmal anders zu überlegen. Ash und sie waren verheiratet, die Tinte auf dem Dokument, das diesen Schritt bestätigte, getrocknet, und vor ihr lag eine Zukunft, die …
Die du selbst gestaltest! sagte sich Sophia in einem Anflug von Rebellion und verspürte plötzlich entgegen aller Bedenken bezüglich ihrer Heirat das dringende Bedürfnis, alles über Ashs Heimat zu erfahren, um sich hier so schnell wie möglich einzuleben. Am liebsten hätte sie ihren frischgebackenen Ehemann mit tausend Fragen über Nailpur gelöchert, musste sich aber daran erinnern, dass sie nur eine Vernunftehe geschlossen hatten. Ein derartiges Engagement von ihrer Seite war sicher nicht gewünscht. Ash erwartete von ihr Sex, Loyalität und einen Erben, sonst nichts.
„Wir müssen ins Penthouse zurück“, drängte er. „In wenigen Stunden fliegen wir nach Nailpur.“
Während sie in der Limousine saßen, die sie zu Ashs Apartment brachte, meldete Sophias Handy eine neue SMS. Diesmal von ihrer Mutter: Darling, dein Vater und ich sind so glücklich über dich und Ash. Ich erinnere mich noch gut daran, dass du ihn schon als kleines Mädchen verehrt hast. Werde glücklich …
Glücklich werden? Wie denn, wenn mein Mann mich nicht liebt? hätte Sophia am liebsten laut herausgeschrien.
Die nächste SMS stammte von Carlotta: Bist du auch sicher, das Richtige zu tun?
Ohne zu überlegen, tippte Sophia die Antwort. Mein heimlicher Traum ist wahr geworden. Habe Ash schon immer geliebt und könnte nicht glücklicher sein.
Während sie auf Senden drückte, wusste die neue Maharani von Nailpur, dass sie sich in ihrem ganzen Leben nicht unglücklicher und hoffnungsloser gefühlt hatte als in dieser Sekunde.
Ash starrte ausdruckslos aus dem Seitenfenster. Er hatte das Richtige getan … das einzig Richtige , zumindest unter den gegebenen Umständen. Woher resultierte dann dieses seltsame Unbehagen, gegen das er sich nicht wehren konnte? Warum verspürte er ein ungutes Gefühl von drohender Gefahr?
Wann es eingesetzt hatte, wusste er genau. Es war in den wenigen Minuten geschehen, die er mit Sophia an Bord seines Privatjets im Bett verbracht hatte. Als er kurz davor gewesen war, seine eiserne Selbstkontrolle aufzugeben und alles um sich herum zu vergessen, um des Vergnügens willen, Sophia zu besitzen, ohne an die Folgen zu denken.
Ungeschützten Sex zu haben, wäre ein rücksichtsloser Akt männlicher Eitelkeit und ungezügelter Begierde gewesen, mit nicht einzuschätzenden Spätfolgen.
Aber er hatte es nicht getan. Eine Medaille gebührte ihm deshalb trotzdem nicht. Denn wäre der Steward nicht überraschend aufgetaucht, hätte er für nichts garantieren können.
Und genau das durfte er nie vergessen: seine fatale Schwäche, sobald es um die aufregend rebellische, betörend hingebungsvolle, jüngste Prinzessin von Santina ging, die jetzt seine Frau war.
6. KAPITEL
Es war bereits dunkel, als der Privatjet startete. Nach einer Weile schaute Ash zu Sophia, die immer noch angeschnallt war und wortlos aus dem Fenster starrte. Als er hörte, wie sie
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