Flucht in die Arme des Maharadschas
lächelte, überrascht und gerührt. „Momentan wird an einem Plan für ein Krankenhaus gearbeitet, in dem ausschließlich Frauen und Kinder behandelt werden sollen“, erzählte er, ermutigt durch so viel unerwartetes Interesse. „Ich glaube, besonders die Frauen der Nomadenstämme würden sich dir gegenüber weit offener zeigen, als wenn ich versuche, mit ihnen zu reden. Es liegt mir ungeheuer viel daran, ihnen moderne medizinische Hilfe und Versorgung zukommen zu lassen. Doch alte Traditionen zu überwinden, braucht Zeit und Geduld.“
„Vor allem ist es wichtig, sensibel vorzugehen und Verständnis für ihre Skrupel und teilweise schwierige Situation aufzubringen“, dachte Sophia laut nach. „Vielleicht könnte ich Unterricht in ihrer Sprache nehmen, um mich besser zu verständigen und leichter akzeptiert zu werden. Nur ein paar Worte, um das Eis zu brechen.“
Während er die neue Maharani von Nailpur anschaute, als hätte er gerade das achte Weltwunder entdeckt, spürte Ash einen seltsamen Kloß im Hals.
Da Sophia keine Antwort bekam, sah sie auf und begegnete seinem Blick. Die gespannte Atmosphäre zwischen ihnen war verflogen. Fast fühlt es sich so an wie früher, dachte sie voller Sehnsucht, als wir uns noch unterhalten konnten wie gute alte Freunde.
Doch dann veränderte sich Ashs Gesichtsausdruck, und Sophia spürte, wie sie errötete.
„Da du nicht den Eindruck machst, als hättest du mir etwas Außerordentliches mitzuteilen …“, begann er.
Weiter ließ sie ihn gar nicht kommen. „Nein, tut mir leid, Ash, aber ich bin nicht schwanger.“
Er nickte stumm. Heute Abend werde ich zu ihr gehen, entschied er für sich. Endlich bot sich ihm ein Vorwand, seinem nur mühsam unterdrückten Verlangen nachzugeben. Immerhin war es seine Pflicht, Nailpur einen Erben zu schenken …
Am liebsten hätte Sophia auch den Rest des Nachmittags in Ashs Gesellschaft verbracht, nachdem sie in den Palast zurückgekehrt waren. Doch ihr Mann hatte noch geschäftliche Verpflichtungen.
Und Ablenkung war schnell geschaffen, als Parveen ihr aufgeregt berichtete, dass etliche große Kisten aus Santina für die Maharani angekommen wären. Freudig erregt orderte Sophia Tee in ihre Privatsuite. Und einige der kleinen süßen Biskuits, die sie inzwischen zu schätzen gelernt hatte und die fatale Folgen für ihre Figur haben würden, wenn sie nicht aufpasste.
Als sie wenig später die erste Kiste öffnete, lag gleich obenauf ein großes, rechteckiges Paket mit dem persönlichen Siegel ihres Vaters. Sophia brach es auf und erinnerte sich plötzlich daran, wie begeistert sie als kleines Kind von dem sichtbaren Zeichen ihrer königlichen Herkunft gewesen war. Bis die Zweifel an ihrer Legitimität immer lauter wurden …
In dem Päckchen lag ein handgeschriebener Brief ihres Vaters. Bestimmt wollte er ihr noch einmal schriftlich mitteilen, wie sehr sie mit ihrer überstürzten Aktion der Familienehre geschadet und ihn selbst noch näher an den Rand des Grabes gebracht hatte! Mit einem abgrundtiefen Seufzer hockte sie sich im Schneidersitz aufs Bett und begann zu lesen:
Meine liebe Tochter,
ich möchte auf keinen Fall versäumen, Dir mitzuteilen, wie zufrieden ich über Deine Heirat bin. Ein exzellenter Schachzug Deinerseits, der mir Bewunderung abnötigt und mein Herz erfreut. Besonders, dass die ersten Familienbande durch Ashs Freundschaft mit Alessandro und seine häufigen Ferienaufenthalte im Palast von Santina geknüpft und jetzt durch die Heirat mit Dir verfestigt wurden, kann das starke Band zwischen unseren beiden Staaten nur noch festigen. Derartige Verbindungen sind wichtig, um die Stabilität von Königreichen und Fürstentümern zu sichern, weshalb ich euch Kindern stets die Bedeutung der richtigen Partnerwahl ans Herz gelegt habe. Solltest Du den Eindruck haben, ich sei Dir gegenüber zu streng gewesen, dann nur aus Sorge um Dein Wohlergehen, das jetzt glücklicherweise in Ashs fähigen Händen liegt. So können wir nun alle zusammen getrost in eine Zukunft sehen, die für unsere beiden Staaten …
Die letzten Worte ebenso wie die vertraute, viel zu verschnörkelte Unterschrift König Eduardos von Santina verschwammen vor Sophias Augen, während heiße Tränen über ihre Wangen liefen.
Meine liebe Tochter hatte ihr Vater sie genannt, auch wenn er dann schnell wieder zum geschäftlichen Teil überging, wie sie es von ihm gewohnt war. Trotzdem fühlte sie sich in letzter Zeit so … weich und
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