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Flucht nach Avalon

Flucht nach Avalon

Titel: Flucht nach Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Tadlock. Aber wir werden unseren Spaß noch bekommen, verlassen Sie sich darauf…«
    ***
    Das Einhorn war böse, wild und mordsüchtig. Für mich sah es aus, als würde es sich auf der Trennlinie zwischen zwei Welten bewegen, um sich dann mit einem gewaltigen Sprung nach vorn zu katapultieren, damit es uns aufs Horn neben konnte. Durch seine helle Farbe stach es sehr deutlich vom übrigen Grau des Körpers ab. Es hatte sein Maul aufgerissen und zeigte ein scharfes Gebiß.
    Es erinnerte mich auch an ein Pferd, obwohl das Einhorn einen größeren Körper besaß und auch schlanker sowie muskulöser wirkte als ein normales Pferd. Der Kopf sah verfremdet aus, noch stärker in die Länge gezogen, und weit stand das Horn vor.
    Ich schaute auf Versy.
    Der stand neben mir und schüttelte den Kopf. Dann sagte er: »Daß es schon so weit gekommen ist, kann ich nicht begreifen!«
    »Hauen Sie ab, Mann!«
    »Aber…«
    »Ins Haus!« Ich wollte nicht, daß er in tödliche Gefahr geriet. Noch stand nicht fest, wen das Einhorn sich für seinen Angriff ausgesucht hatte. Es raste weiter, jetzt senkte es seinen Schädel, so daß die Spitze des Horns auf mich wies.
    Ich zog meine Beretta.
    Dann schoß ich.
    Im Haus zuckte Versy zusammen, als er die Schüsse hörte. Er hatte die Tür nicht ganz geschlossen, starrte durch den Spalt nach draußen und bekam mit, wie die geweihten Silbergeschosse in den Körper des Fabeltieres hieben.
    Zweimal hatte ich abgedrückt, und genau zweimal blitzte es an den getroffenen Stellen auf.
    Das Fabeltier geriet aus dem Tritt. Es stolperte über seine eigenen, langen Knochenbeine und sah so aus, als wollte es sich vor uns verbeugen. Dann aber riß es seinen Schädel wieder hoch. Aus dem Maul drang ein heftiges Schnauben, und es wühlte sich noch einmal in die Höhe, um seinen Weg fortzusetzen.
    Unmöglich.
    Die Kraft des geweihten Silbers wühlte in seinem Körper. Sie nahm dem Tier die Energie. Mit den Hufen um sich schlagend, kippte es zur Seite und rutschte mit der Flanke auf mich zu. Dicht vor meinen Beinen kam die Hornspitze zur Ruhe.
    Ich schaute nach unten. Zwangsläufig traf mein Blick dabei die Augen des Einhorns.
    Sie waren kalt, ohne Gefühl, aber sie waren auch gebrochen. Flinter mir hörte ich das Knarren der Tür. Versy hatte gesehen, daß keine Gefahr mehr bestand. Er verließ das Haus und hatte erst einen Schritt hinter sich, als er denselben unheimlichen Vorgang erlebte wie ich.
    Das Tier löste sich auf…
    Es war kaum zu fassen, aber es verschwand vor unseren Augen, begleitet von einem seltsamen Schimmer, der aussah wie Mondlicht in einer klaren Winternacht.
    Dann war die Stelle leer.
    Es stellte sich die Frage, ob wir alles nur geträumt hatten. Die Antwort lautete nein, dazu war das Erlebnis zu intensiv gewesen, und auch Kilian Versy hatte alles mitbekommen und war ein Zeuge.
    Ich nickte ihm zu, ging dorthin, wo das Einhorn einmal gelegen hatte, un spürte nichts mehr. Es war auch keine Restmagie mehr vorhanden, auf die mein Kreuz hätte reagieren können.
    Dann drehte ich mich um. Kilian Versy hob die Schultern. »Du möchtest eine Erklärung haben, John.«
    »Wenn es geht.«
    »Es ist schwer. Ich kann dir nur eine allgemeine geben. Mit der müssen wir zufrieden sein.«
    »Dann bitte.«
    »Für mich war es ein Gruß aus dem unsichtbaren Reich, das es einmal hier gegeben hat, als dies noch nicht alles Land gewesen ist, sondern viel Wasser.«
    »Avalon, meinst du.«
    »Ja, die Insel der Äpfel, die verschwunden ist. Die sich zurückgezogen hat in eine andere Sphäre«, flüsterte er. »Das Tor ist für einen Moment geöffnet worden, nur einen Spalt, John, aber es hat ausgereicht, um uns einen Gruß zu schicken.«
    »Einen verdammt gefährlichen sogar.«
    »Avalon ist nicht nur schön.«
    »Wie Aibon?«
    Kilian Versy schaute mich an. Er überlegte sich seine Worte. »Es gibt nur wenige Menschen, die diesen Namen aussprechen. Du gehörst dazu. Kennst du Aibon?«
    »Ja.«
    »Ein Paradies der Druiden!«
    »Richtig.«
    »Aber nicht hier, John. Hier ist Avalon. Ich sehe Aibon mit einem anderen Land verwachsen, obwohl ich zugestehen möchte, daß es da Verbindungen gibt und sich irgendwo alles trifft.«
    »Wo siehst du denn Aibon? Oder wo siedelst du es an?«
    Er hob die Schultern und schaute für einen Moment in den bedeckten Himmel, der sich aus schmutzigweißen Farben und einem dunklen Grau zusammenfügte. »Ich sehe Aibon mehr der französischen Mythologie zugewandt, aber das muß nicht

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