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Flucht nach Avalon

Flucht nach Avalon

Titel: Flucht nach Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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entgegen. War es der Wind oder ein eisiger Atem?
    Ich war irritiert, stoppte, ging dann schneller weiter – und ließ das Tor hinter mir.
    Ich stand ihr fast in Reichweite gegenüber. Sie hielt die Arme leicht vorgestreckt und den Dunklen Gral mit beiden Händen umklammert. Das Gold des Kelches schimmerte geheimnisvoll. Die außen angebrachten Zeichen kamen mir vor, als würden sie sich bewegen, ineinanderlaufen und einen nicht abreißenden Kreis bilden.
    Aus der Öffnung ragte die Hälfte der Kugel. Es war alles so perfekt, es hatte sich nichts verändert.
    Schräg neben mir vernahm ich die Atemstöße meines Begleiters. Ich drehte den Kopf und sah ihn mit dem Rücken am Mauerwerk gelehnt stehen. Daß er nicht entsetzt war, las ich an seinem Gesicht ab. Es zeigte eine regelrechte Freude, denn diese Entwicklung gefiel ihm. »Ich habe es dir gesagt, John«, flüsterte er, »es wird sich alles wieder richten lassen. Du mußt nur Vertrauen haben.«
    »Sicher.«
    Ab jetzt war er für mich nicht mehr wichtig. Da zählte eigentlich nur noch Nadine.
    Wir schauten uns an, und sie sah dabei über den Rand des Kelchs hinweg in meine Augen.
    »Du bist also hier«, sagte ich mit leiser Stimme. »Ich habe es nicht gewußt, doch ich ahnte es. Eigentlich blieb dir nur dieser eine Weg, denn es war Avalon, das dich erlöste.«
    »Genau, John, es war Avalon. Ich habe die Liebe zu diesem Land verspürt und auch meine tiefe Sehnsucht, die mich hergetrieben hat. Avalon ist für mich das verlorene Paradies, nach dem sich wohl alle Menschen sehnen, ob sie es nun zugeben oder nicht.«
    »Das kann sein. Nur habe ich auch damit gerechnet, daß du es noch einmal in deinem Beruf versuchst.«
    Sie lächelte schmal. »Als Schauspielerin oder als Filmstar? Nein, das kann ich mir nicht antun. Wenn jemand Avalon erlebt hat, dann muß er das andere Leben einfach vergessen. Das ist ihm dann zu oberflächlich, da sind die Gefühle nicht echt. Dort ist alles nur gespielt worden. Nicht so in Avalon. Aber muß ich dir das noch alles erklären, John? Ich glaube nicht. Oder bist du anderer Meinung?«
    »Nein. Eine neue Aufgabe liegt vor dir. Kannst du mir sagen, welche es ist?«
    »Ja«, erwiderte sie immer noch lächelnd. »Ich sehe mich als ein Bindeglied zwischen diesen beiden Reichen oder Welten. Es ist einfach wunderbar, dies zu erleben. Ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll. Man muß es einfach mitgemacht haben, John. In der Theorie kann ich dir diese Blüte gar nicht schildern. Es ist phantastisch.«
    »Das glaube ich dir sogar«, erwiderte ich und ließ einen Wermutstropfen in das Glas fallen. »Glaubst du nicht daran, daß es Menschen gibt, die Sehnsucht nach dir haben, Nadine?«
    Sie zögerte. Ihre Augendeckel bewegten sich. Das Lächeln auf ihrem Mund erlosch. »Du sprichst nicht von dir?« vergewisserte sie sich noch einmal.
    »Stimmt.«
    »Dann könntest du die Conollys gemeint haben.«
    Ich nickte ihr zu. »Sie sind es, Nadine. Sie haben oft von dir gesprochen. Nicht nur Bill und Sheila, vor allen Dingen der kleine Johnny, zu dem du als Wölfin ja ein besonderes Verhältnis gehabt hast, wenn ich mich nicht irre.«
    »Ja, John, das habe ich gehabt.« Sie senkte den Bick. »Und glaube nicht, daß ich es je vergessen werde. Ich bin sicher, daß wir irgendwann einmal Kontakt bekommen, wir werden zueinander finden, das Schicksal ist nicht ungerecht, aber nicht jetzt, auch nicht morgen oder übermorgen. Ich habe eine andere Aufgabe übernommen. Ich bin die Mittlerin zwischen den Welten, ich stelle die Verbindung her.«
    »Warum ist mir das nicht möglich?«
    »Du kennst die Antwort.«
    »Vielleicht. Doch ich möchte sie von dir hören, Nadine. Ist das so schlimm?«
    »Nein, nein, ich werde sie dir auch gern geben. Ich bin durch den Kessel geschritten, ich habe das tiefste Avalon erlebt, und ich bin zu einer anderen Person geworden, obwohl dies nicht so aussieht. Aber die innerliche Wandlung hat sich bei mir vollzogen. Ich bin deshalb gezeichnet und halb auf dieser Welt zu Hause sowie zur anderen Hälfte in Avalon. Das ist meine neue Bestimmung, und damit hast du in mir eine Mittlerin zwischen den beiden Reichen. Ich habe längst nicht alle Geheimnisse enträtselt. Es gibt noch soviel zu tun, aber ich sehe gewisse Dinge sehr klar, und dazu zählen auch die Gefahren.«
    »Meinst du damit das Einhorn?«
    »Auch.«
    »Dann reagiert es ebenso wie du und ist auch in zwei Welten beheimatet.«
    Sie schüttelte heftig den Kopf, so daß ihre

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