Flucht nach Colorado
machst?"
„... ich meine, jetzt siehst du wie ein ganz schön gefährlicher Kerl aus, ein moderner Elvis, der Albtraum einer jeden Mutter." Sie lächelte ihn verschmitzt an. „Hätte nie gedacht, dass ich es gut finden würde, wenn du ganz in sexy schwarzem Leder durch die Gegend fährst."
„Es ist praktisch. Leder ist der beste Schutz gegen die verdammte Kälte in Colorado."
„Es ist vernünftig." Lachend warf sie ihren Kopf in den Nacken, das Sonnenlicht tanzte in ihrem Haar. „Das klingt genau nach dem Jordan, den ich kenne. Erzähl mir, wie du zu der Harley gekommen bist."
„Ich habe sie im Internet gekauft, beim Händler abgeholt und bin losgefahren."
„Ich dachte, wenn du mit Kreditkarte bezahlst, könnte die Polizei deine Spur verfolgen."
Er machte sich gar nicht erst die Mühe, ihr das komplexe Hacker-System zu erklären, das ein halbes Dutzend Mal hin und her sprang, bis es unmöglich war, den Ursprung zu finden.
„Belassen wir es dabei, dass ich mein eigenes Geld ausgebe. Am Ende des Monats wird meine Schwester, die die Buchhaltung für meine Firma macht, herausfinden, was ich tue. Bis dahin aber gibt es überhaupt keinen Hinweis."
„Warum ausgerechnet eine Harley?"
Nur eine Frau konnte die Wahl eines solch herrlichen Motorrades hinterfragen, das sowohl auf den Straßen als auch im Gelände hervorragend funktionierte. Jeder Mann sollte mindestens einmal im Leben eine Harley gefahren sein.
Er klopfte gegen seinen schwarzen Helm. „Lass es mich so ausdrücken, ich habe sie einfach gebraucht. Und dieser Helm ist die beste Verkleidung der Welt. Ich kann alles sehen, aber niemand sieht mich."
„Auf jeden Fall steht dir dieser hautenge Lederanzug wunderbar, mein Lieber."
„Danke, Ma'am." Jordan musste sich zwingen, nicht zu grinsen. Er wollte ihr nicht das Gefühl geben, dass es in Ordnung war, Spence' Apartment zu verlassen und alleine durch die Gegend zu fahren. „Wieso bist du in Aspen?"
„Warte mal", sagte sie. „Woher wusstest du überhaupt, wo ich bin?"
Er zog einen Beeper aus der Tasche und zeigte ihn ihr: „Spence hat mich informiert."
„Eine Sekunde! Kann man Telefonanrufe nicht zurückverfolgen?"
„ Er hat mich per E-Mail kontaktiert. Sein Computer hat sozusagen mit meinem Computer gesprochen, das Signal kam aus einem digitalen Empfänger und ..." Ihre Augen begannen glasig zu werden, weswegen er beschloss, sich kurz zu fassen. „Er hat das Telefon nicht benutzt. Jetzt bist du dran. Was soll das heißen, du willst einen kranken Freund im Krankenhaus besuchen?"
„Macht es dir was aus, ein bisschen zu laufen, während wir reden? Es kommt mir seltsam vor, mit dir zusammen zu sein und nicht um mein Leben laufen zu müssen."
„Die Gefahr ist noch nicht vorüber", erinnerte er sie. Der schlimmste Fehler, den er machen konnte, war, sich sicher zu fühlen. „Ich bin noch immer auf der Flucht."
Ihre Augen verloren etwas von dem mutwilligen Glitzern. „Ich wollte nicht gedankenlos sein, aber ich bin so froh, dich zu sehen. Hast du meine ganzen E-Mails bekommen?"
„Ja." Seite um Seite hatte er über ihre Kindheit und den tragischen Tod ihres Vaters gelesen. Er hatte sie als schüchternes kleines Mädchen in Twin Bluffs vor sich gesehen, das in dem Schrein, den seine Mutter für ihren toten Mann errichtet hatte, gefangen war. Er hatte gelesen, wie sie beschlossen hatte, Krankenschwester zu werden, genauso wie ihr Vater Arzt geworden war. Jordan hatte ihren Schmerz geteilt, ihre Ängste und auch ihre Träume.
„Danke", sagte er. „Deine Worte haben mich immer wieder daran erinnert, warum ich unbedingt ein freier Mann bleiben muss. Du hast mir ein Geschenk gemacht."
„Was für eines?"
„Du hast mir den Schlüssel zu deiner Welt gegeben."
Sie kuschelte sich in seine Arme. „Und zu meinem Herzen."
Jordan wusste nicht, was er getan hatte, um ihre Liebe zu verdienen, aber das hinderte ihn nicht daran, sie dankbar anzunehmen. Emily war etwas ganz Besonderes. Er hatte viel durchmachen müssen, um sie zu finden, und er würde alles dafür tun, dass ihr nichts passierte.
Leise murmelte er in ihr Ohr: „Sag mir, warum du in Aspen bist."
„Weil ich mich in Spence' Wohnung zu Tode gelangweilt habe." Seufzend machte sie sich von ihm los. Sie vermied es, ihn anzusehen, und schlenderte zum Tisch. „Ich hasse es, krank zu sein, aber nur so zu tun, ist sogar noch schlimmer. Ich will dir helfen, Jordan. Ich will etwas unternehmen."
„Wer ist dieser kranke Freund in der
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