Flucht nach Colorado
Ed." Noch vier Minuten. „Was wollen Sie wirklich?"
Verärgert gab er seinen Täuschungsversuch auf. „Da gibt es jemanden, der Sie treffen möchte. Ich habe ihm gesagt, dass Sie mich besuchen kommen."
„Wie ist sein Name?"
Sie hörte ein Klopfen an Collins' Tür und öffnete. Der Mann, der vor ihr stand, hatte rabenschwarzes Haar, das er aus der Stirn gekämmt trug. Seine Augen waren überraschend blau. Wahrscheinlich war er Ende zwanzig, wirkte aber um einiges älter. Seine Aufmachung zeugte von teurem Geschmack. Mit dunkler, wohlklingender Stimme sagte er: „Ich bin Brian Afton. Lnyette Afton-Shane war meine ältere Schwester."
„Emily Foster." Sie schüttelte seine Hand. Sein Griff war locker, die Hand fühlte sich sehr weich an. Seine Fingernägel waren perfekt manikürt. Fühlte sich so die Hand eines Mörders an?
Mit einem Mal nervös, blickte sie in sein Gesicht. Hatte er seine Schwester getötet? „Ich wollte gerade gehen."
„Sie haben mich nie zurückgerufen, Emily."
„Ich war krank", entgegnete sie hastig. Die vereinbarte Zeit war beinahe herangerückt, sie wollte nicht, dass Jordan auf sie warten musste. Trotzdem konnte sie nicht anders, als zu fragen: „Warum haben Sie mich angerufen?"
„Ich habe mir Sorgen um Sie gemacht. Dieser Vorfall ist schließlich sehr eng mit dem Tod meiner Schwester verbunden." Er bemerkte ihren misstrauischen Gesichtsausdruck und fügte hinzu: „Außerdem war ich neugierig, was Sie mir über Jordan Shane erzählen können."
„Alles, was ich weiß, habe ich dem Sheriff gesagt."
„Ich interessiere mich eher für den Eindruck, den Sie bekommen haben, weniger für die Fakten", sagte er. „Sie haben fast zwei Tage mit diesem Mann verbracht. Sie müssen eine Vorstellung von seinem Charakter bekommen haben. Sie müssen wissen, was für ein Mensch er ist."
„Wenn es etwas gibt, was er wirklich hasst, dann sind es die Berge. Er hat überhaupt keine Freude an Sonnenuntergängen oder herrlichen Berghängen." Sie hatte nicht so viel sagen wollen. Brian war ihr unheimlich, er hatte den hypnotisierenden Blick eines Raubtieres. „Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte."
Er lehnte eine Schulter so gegen den Türrahmen, dass sie nicht an ihm vorbeikam.
„Erzählen Sie mir mehr, Emily. Ich möchte jede Einzelheit über den Mann wissen, der meine Schwester getötet hat."
Sie bekämpfte den Drang, Jordans Unschuld zu beteuern. „Ich muss gehen. Vielleicht ein anderes Mal."
„Wunderbar. Ich habe für morgen Abend ein paar Leute eingeladen."
Er griff in seine Jackentasche und holte eine Visitenkarte hervor. „Zwanzig Uhr. Ich erwarte Sie. Sie können gerne jemanden mitbringen."
Sie nahm die Karte. „Ich denke darüber nach."
„Es wäre mir ein großer Trost", sagte er. „Es ist nicht leicht, den Tod eines geliebten Menschen zu akzeptieren."
Seine blauen Augen schimmerten, und sie glaubte beinahe, echte, tiefe Trauer darin zu entdecken. Entweder hatte ihm der Mord an seiner Schwester wirklich zugesetzt, oder Brian Afton war der talentierteste Schauspieler, den sie je kennen gelernt hatte, Emily drückte sich an ihm vorbei und marschierte aufrecht den Flur hinunter. Sie musste sich zwingen, nicht loszurennen. Sie war bereits fünf Minuten zu spät. Benimm dich normal.
Sie wollte keine Aufmerksamkeit erregen.
Nach außen hin wirkte sie völlig ruhig. Aber ihr Herz klopfte wie wild. Sie begann unter ihrer Jeansjacke zu schwitzen. Eine Einladung ins Haus der Aftons konnte sie nicht einfach ignorieren. Wie sie gehört hatte, war das Anwesen ungeheuer prunkvoll, selbst an den in Aspen geltenden Standards gemessen. Was jedoch wichtiger war: An diesem Treffen würden vermutlich die meisten Verdächtigen auf Jordans Liste teilnehmen. Sie wollte dabei sein und mit jedem Einzelnen von ihnen sprechen.
Auf dem obersten Parkdeck angekommen, blieb sie kurz stehen, rang nach Atem und schaute sich um. War Jordan schon weg? War er wieder verschwunden?
„Komm schon", murmelte sie. „Ich bin nur fünf Minuten zu spät."
Sie hörte die Harley, bevor sie sie sehen konnte. Er stoppte vor ihr und hielt ihr einen Helm hin, der genauso aussah wie seiner. „Setz ihn auf. Wir müssen los."
Obwohl sie schon vermutet hatte, dass er sie auf dem Motorrad mitnehmen würde, zögerte sie kurz. Sie hatte noch nie auf einem gesessen. Sie war eine vorsichtige Frau, der Sicherheit über alles ging. In der Notaufnahme hatte sie oft genug die schlimmsten Folgen von Motorradunfällen
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