Flucht nach Colorado
Brians kleine Party stattfinden sollte, würde Jordan sicherstellen, dass dieser rothaarige Bastard ihr nicht mehr zu nahe kam. Als er am Morgen ihre E-Mail gelesen hatte, in der sie das Gespräch vor Yvonnes Haus beschrieb, hatte er vor Wut gekocht. Er konnte den Gedanken, dass Emily belästigt wurde, einfach nicht ertragen. Ausgerechnet sie, die völlig unschuldig war.
Madigan hatte außerdem überhaupt kein Recht, sie zur Rede zu stellen. Es war einfach widerlich, wie er sich hinter seinem Freund, dem Deputy, versteckt hatte. Leider war es ihm tatsächlich gelungen, Emily in Angst und Schrecken zu versetzen. Obwohl sie ihre Furcht in der E-Mail herunterspielte, war Jordan durchaus in der Lage gewesen, zwischen den Zeilen zu lesen. Wenn er sich vorstellte, dass sie mitten in der Nacht zwei gefährlichen Männern gegenübergestanden hatte!
Rache. Er wollte Vergeltung. Am liebsten hätte er den Kopf in den Nacken geworfen und gejault wie ein Wolf, Madigan gejagt und ihn bitter bezahlen lassen für das, was er Emily angetan hatte. Aber ihm waren die Hände gebunden, er musste sich weiterhin versteckt halten.
Diese erzwungene Wehrlosigkeit zerrte an seinen Nerven. Er versuchte, ruhig und vernünftig zu bleiben, doch seine ohnmächtige Wut ließ sich einfach nicht besänftigen. Was für ein Mann war er selbst eigentlich? Wie konnte er Emily in derartige Gefahr bringen?
„Vergiss die Party", hatte er zurückgeschrieben. „Geh nicht hin."
Sie hatte geantwortet: „Ich habe mir bereits etwas zum Anziehen besorgt. Ich werde hingehen."
Er wollte nicht mit ihr streiten. Das führte zu nichts. Ihr Entschluss stand fest, sie würde sich nicht vom Gegenteil überzeugen lassen. Aber zumindest konnte er versuchen, sie zu beschützen.
Nachdem die Sicherheitsvorkehrungen wegen der Gäste gelockert worden waren, war es ihm gelungen, unbemerkt auf das Anwesen zu gelangen, das etwa zwei Quadratmeilen umfasste. Dahinter lag ein Waldgebiet, in dem Jordan seine Harley abgestellt hatte, versteckt hinter einem Gebüsch. War es tatsächlich erst eine Woche her, dass er über Waldwege gestolpert war, ungeschickt wie eine Bergziege in Skischuhen? Inzwischen hatte er sich bewundernswert an seine Umgebung angepasst. Zwar hasste er diese eiskalte Berggegend noch immer, aber zumindest hatte er gelernt, wie man hier überlebte.
Von seinem momentanen Bobachtungsposten aus konnte er sehen, wie die Fahrzeuge die Auffahrt hinauffuhren und parkten. Wie es schien, umfasste diese „kleine Party" über dreißig Gäste und erforderte einen Partyservice.
Jordan senkte das Fernglas und schlich näher an das Gästehaus heran. Er starrte durch ein Fenster und konnte Madigan mit nacktem Oberkörper durchs Zimmer gehen sehen, das rotbraune Haar fiel ihm offen über die Schultern. Seine Brust hob und senkte sich rasch.
Offenbar hatte er trainiert. Sein flacher Waschbrettbauch sah steinhart aus. Obwohl er davon ausgehen konnte, unbeobachtet zu sein, schien er sich ständig in Pose zu setzen.
Durch den Empfänger, der in seinem Ohr steckte, konnte Jordan Emilys Stimme hören.
„Okay, ich habe das Ding jetzt angeschaltet. Jordan, kannst du mich hören? Ich wünschte, es gäbe eine Möglichkeit, dass du mir antwortest."
Sie hatten den Funksender am Nachmittag zusammen überprüft, er hatte perfekt funktioniert. Zwar hatte er kurz mit dem Gedanken gespielt, ihr ebenfalls einen Empfänger zu geben, damit sie miteinander kommunizieren konnten, aber er wäre in ihrem Ohr sichtbar gewesen. So konnte sie zwar mit ihm sprechen, doch er konnte nicht antworten.
„Ich fahre jetzt zum Haus", sagte sie. „Schlechte Neuigkeiten. Spence kann mich nicht begleiten. Es hat einen schlimmen Autounfall irgendwo außerhalb von Cascadia gegeben, und er musste hin."
Verdammt. Jordan hatte fest damit gerechnet, dass Spence Emily begleiten würde. Jetzt war sie ganz alleine. Verwundbar.
„Mach dir keine Sorgen", sagte sie. „Wir sehen uns am vereinbarten Treffpunkt. Um Viertel vor elf."
Er blickte auf seine Armbanduhr. Es war schon fast neun. Sie hatten ausgemacht, dass Spence und sie in einer Stunde und fünfundvierzig Minuten die Party verlassen würden.
Spence sollte an einer bestimmten Tankstelle anhalten und tanken, während Emily unauffällig mit Jordan verschwand. Jetzt musste sie das Auto zurücklassen. Ihre Flucht würde für jeden offensichtlich sein.
„Jordan." Sein Name klang so zart wie ein Streicheln. „Pass auf dich auf."
Du auch . Von seinem
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