Flucht nach Colorado
breiten Steinweg, der zum Haus führte. Endlich war er fort. Dieses Mal würde Jordan keinen Fehler machen! Während er Emily weiterhin dabei zuhörte, wie sie auf der Party Small Talk machte, näherte er sich dem Gebäude, das einige Jahre nach dem Haupthaus gebaut worden war. Es war ein typisches Beispiel für die Architektur von Colorado: Schindeldach und Wände aus Zedernholz.
Er hatte eine Auswahl an Dietrichen dabei, aber die brauchte er gar nicht. Madigan hatte nicht abgeschlossen - entweder ein Zeichen für unglaubliche Arroganz oder himmelschreiende Dummheit. Jordan schlüpfte hinein und hob das Infrarot-Fernglas an die Augen.
Die Ausstattung war einfach. Oben befand sich das Schlafzimmer, unten die Küche, das Wohnzimmer, ein Badezimmer und ein Raum, der als Gästezimmer dienen konnte. Madigan hatte sich darin ein Fitnessstudio eingerichtet. Jordan begann mit seiner Suche. Es stank nach alten Socken. Er betrachtete eines der teuren Fitnessgeräte, mit dem man einzelne Muskelgruppen trainieren konnte. Dann zog er die Schiebetür des Schrankes auf, fand jedoch nur dicke Skipullis und andere Kleidung. Nichts sonst.
Er nahm sich den Tisch im Wohnzimmer vor. Bei der Möblierung des Gästehauses hatte Lynette ihrem Hang zu Antiquitäten einmal nicht nachgegeben. Die Einrichtung war schlicht und klar. In den Schubladen gab es nichts Interessantes, ein paar Bankbelege, die er schon übers Internet durchgesehen hatte. Madigan hatte keine ungewöhnlichen Abhebungen oder Einzahlungen getätigt. Seine Kreditkartenabrechnung konnte vielleicht hilfreich sein. Jordan fand allerdings nur eine, die einen Betrag über fünftausend Dollar aufwies. Bei den anderen handelte es sich um kleine Beträge, passend für einen herumziehenden Skilehrer.
In Jordans Ohr begann es zu prickeln, als er Emily sagen hörte: „Hallo, Mr. Madigan."
„Ich muss mit Ihnen sprechen", fauchte Madigan. „Alleine." „Vielleicht später", wehrte Emily ihn ab. „Ich bin gerade mitten in einem Gespräch mit Kiki. Sie ist Malerin."
Trotz seiner Anspannung musste Jordan grinsen. Kiki Feiton konnte einem ein Loch in den Bauch reden. Er erkannte ihre dröhnende Stimme, als sie Madigan begrüßte und ihm erklärte, wie gerne sie ihn einmal so nackt, wie Gott ihn geschaffen hatte, malen würde.
Sofort meldete Emily sich zu Wort. „Besitzen Sie irgendwelche Kunstwerke, Mr.
Madigan?"
Tu das nicht, Emily , flehte Jordan still. Provoziere ihn nicht.
„Mein Körper ist mein Kunstwerk", entgegnete Madigan.
Was für ein Vollidiot.
Emily und Kiki gingen weiter, Kiki erläuterte einige Werke der Afton-Sammlung.
Jordan rannte die Treppe hinauf und sah sich im Schlafzimmer um. Ein Doppelbett. Zwei Nachttische. Ein Tisch und Stühle vor dem Fenster. Obwohl seine Suche bisher erfolglos geblieben war, hatte er das unbestimmte Gefühl, etwas übersehen zu haben, etwas ganz Offensichtliches.
Skier! Wo bewahrte Madigan seine Skier auf? Jordan ging in die angebaute kleine Garage.
Leer. Madigans Auto war davor geparkt. Es musste also noch einen anderen Lagerraum geben, einen, den er bisher übersehen hatte.
Jetzt hörte er die Stimme von Brian Afton.
„Emily, ich bin so froh, dass Sie es einrichten konnten, zu meiner kleinen Party zu kommen. Was für ein schlechter Gastgeber ich bin, ich habe mich noch gar nicht um Sie gekümmert."
„Ich amüsiere mich prächtig", antwortete sie höflich. „Sie haben ein wundervolles Haus."
„Soll ich Sie herumführen?"
Nein, geh nicht mit ihm!
„Gerne", sagte sie. „Warum nicht?"
Jordan versuchte sich einzureden, dass sie sicher war. Brian konnte in einem Haus voller Gäste nicht viel anrichten. Zumindest körperlich war Emily nicht in Gefahr. Allerdings wusste er nur zu gut, wie sie in Paniksituationen reagierte, dass sie sich dann an einen Ort erinnerte, an dem sie nie gewesen war. Er wollte keinesfalls, dass sie diese Höllenqualen noch einmal durchleiden musste.
Mit einem Blick auf die Uhr stellte Jordan fest, dass ihm noch eine dreiviertel Stunde blieb. Das war noch eine Menge Zeit. Er musste so schnell wie möglich die Durchsuchung des Gästehauses zu Ende bringen und dann zum Haupthaus gehen. Und dann? Er konnte schlecht hineingehen und Emily abholen. Kreiger war auf der Party. Und Madigan. Männer, die ihn einsperren oder besser noch umbringen wollten.
Mit seinem Infrarot-Fernglas suchte er die Bodendielen nach einer Falltür ab. Nichts. Er ging in die Küche. Schränke, Geräte, Küchentheke. Und
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