Flucht nach Faerie - Beil, J: Talisman-Kriege 1 - Flucht nach Faerie
gehievt und rannten auf Alek zu. Michael hatte zwar noch seinen dicken Ast, doch diesmal sah es so aus, als würde er überwältigt werden. Ein gutes Dutzend der kleinen Ungeheuer hielt auf ihn zu, einige mit langen Messern, andere mit Speeren.
Plötzlich fiel der am nächsten befindliche Kobold zurück und umklammerte einen Pfeil, der aus seiner Brust ragte. Sogleich stieß eine weitere der Kreaturen ein Grunzen aus, als sie von einem Schaft durchbohrt wurde. Aus den Ästen über ihm sah Alek einen dritten Pfeil hervorschnellen, der ins Auge eines Kobolds einschlug.
Zwei der Kreaturen hatten es an dem versteckten Schützen vorbeigeschafft, sie wurden jedoch von Michael in Empfang genommen; mit seinem behelfsmäßigen Kampfstab beförderte er einen die Böschung hinab, den anderen sandte er mit einem entschlossenen Hieb auf den Schädel zu Boden. Während Pfeile drei weitere ausschalteten, umzingelten die restlichen vier Michael und Alek. Mit tödlichen, gekrümmten Messern kamen sie auf den Einsiedler zu. Alek schaute auf und erkannte, dass Michael nicht in der Lage sein würde, sie alle aufzuhalten.
Plötzlich setzte Bewegung im Geäst über ihnen ein, und eine große, dunkle Gestalt fiel durch das Gewirr der Blätter. Geschmeidig landete der Schemen zwischen Michael und den Angreifern. Ein Langschwert wurde flink aus einer schwarzen Scheide gezogen, und mit einem einzigen Streich flogen zwei Koboldköpfe durch die Luft. Eine Kreatur schleuderte ihr Messer auf den Schwertkämpfer, der es mit einer behandschuhten Faust auffing. Der Kobold wandte sich mit geweiteten Augen zur Flucht, doch der Krieger warf das Messer gekonnt, und es traf die Kreatur zwischen die Schultern. Fast gleichzeitig wehrte er einen versuchten Angriff des letzten Kobolds ab und entledigte ihn sauber des gräulichen Schädels.
Alek schaute auf, als sich der Schwertkämpfer ihm zudrehte. Der Mann war groß, wenngleich nicht so breit wie Kraig. Er trug eng anliegendes, schwarzes Leder, hohe, feste Stiefel und lange, genietete Handschuhe, verzurrt am Rücken einen Langbogen und einen Köcher. Sein bärtiges Antlitz wirkte hart und kalt, die Augen allerdings schienen geheimnisvoll zu lächeln. Das lange, glatte, schwarze Haar war zu einem kurzen Zopf zurückgebunden. Michael musterte den Mann abschätzend, bevor er den Stab zu Boden stellte und begrüßend eine Hand ausstreckte.
»Ich danke dir, Fremder. Ohne dein Eingreifen wären wir wohl nicht mehr hier.«
Der dunkle Schwertkämpfer lächelte. »Ich wäre ja eher hier gewesen, aber ich musste zuerst euren Freunden helfen.«
Da erst bemerkte Alek Kraig und Sarah, die sich noch den Weg zum Ufer bahnten. Mindestens zehn tote Kobolde trieben im Wasser hinter ihnen. Aus den Rücken der meisten ragten Pfeile. Der Rest wies große, blutige Schnittwunden in der Brust auf oder hatte keinen Kopf mehr. Kraig hielt seine Axt, von deren Klinge Blut tropfte. Er wirkte alles andere als erfreut.
»Dieser große Bursche ist ungeschult, was er aber durch Kraft wettmacht. Allerdings ist die Axt eine grobe Waffe. Ich bevorzuge den Bogen, aber im Nahkampf ist eine Klinge handlicher, findet ihr nicht auch?« Sein Lächeln wurde breiter, wodurch ebenmäßige, weiße Zähne zum Vorschein kamen. »Ich bin Tor. Ein Wächter.«
»Unter den gegebenen Umständen freuen wir uns, deine Bekanntschaft zu machen. Ich bin Michael, und das ist Alek. Das da drüben sind Kraig und Sarah. Wenn du mich jetzt entschuldigst, ich muss die Wunde des Jungen versorgen.«
Alek musterte Tor, während sich Michael über ihn beugte. Wächter verkörperten die persönliche Garde des höchsten Fürsten von Tyridan. Das erklärte sein nahezu übernatürliches Geschick im Umgang mit dem Schwert. Doch was tat er hier mitten im Wald, wohin wohl kein Fürst den Fuß setzen würde?
Michael trug eine Salbe aus seinem Bündel auf Aleks Verletzung auf und umwickelte sie mit mehreren Lagen dünnen, weißen Stoffs. Fast schlagartig ließen die Schmerzen nach, und Alek konnte aufstehen. Kraig und Sarah erreichten das Ufer und stellten sich Tor vor, dann kamen sie zu Alek.
»Ich dachte, jetzt wären wir endgültig tot«, schilderte Sarah, »bis auf einmal Pfeile aus dem Nichts heransausten und diese schrecklichen Kreaturen töteten. Geht es dir gut?«
»Ich werd’s überleben«, antwortete Alek. »Ich hoffe nur, ich werde uns jetzt nicht noch mehr aufhalten, als ich es ohnehin schon getan habe. Michaels Salbe hat zwar die Schmerzen gelindert,
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