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Flucht vor den Desperados

Flucht vor den Desperados

Titel: Flucht vor den Desperados Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Lawrence
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Brief in meinem Medizinbeutel befand, und stellte fest, dass auch noch das gefaltete WANTE D-Plakat von Walt und zwei Ein-Dollar-Scheine darin lagen. Ich versuchte, mir meine Smith & Wesson in die rechte Hosentasche zu stecken. Sie passte gut hinein. Ich hatte Ma Evangeline versprochen, dass ich niemanden umbringen würde, aber die Pistole bei mir zu haben fühlte sich trotzdem gut an.
    Hier hinten gab es keine Decken, doch ich fand den schweren wollenen Mantel eines Nordstaatenoffiziers und wickelte mich in ihn ein.
    Ich pustete die Lampe aus und ging ins Studio zurück, um sicherzugehen, dass Belle noch dort war.
    Sie schlief tief und fest und schnarchte leise. Wie sie so dalag, eingewickelt in ein Büffelfell vor der matt beleuchteten Szenerie der weiten Prärie, erinnerte sie mich an meine Indianer-Mutter.
    Ich legte mich hinter dem Sofa auf einen Teppich, holte meine Smith & Wesson hervor, überprüfte die Trommel & legte sie auf den Boden neben mich.
    Der Boden unter dem Teppich war hart & kalt, und ich bezweifelte, dass ich viel Schlaf finden würde. Aber schon als ich die Augen schloss, ging bei mir das Licht aus wie bei einer Kerze im Sturmwind.

KONTOBUCHBLATT 27

    Am nächsten Morgen erwachte ich vom Klimpern einer Glocke & dem Duft von frischem Kaffee.
    Ich öffnete die Augen.
    Ich befand mich in einem Raum, dessen Dach zum Teil aus Glas bestand und das den blauen Himmel über mir offenbarte.
    Einen Moment lang fiel mir nicht ein, wo ich war.
    Dann kam alles blitzartig zurück.
    Ich hatte die halbe Nacht in einer Opiumhöhle unten in Chinatown verbracht und nun beschützte ich eine gefallene Taube namens Belle vor Desperados, die uns beide foltern und umbringen wollten.
    Ich hörte, wie die Tür geschlossen wurde, und konnte von meiner Position unter dem Sofa aus ein Paar glänzender schwarzer Schuhe und den Saum von grauen Hosenbeinen sehen.
    Dann rief die Stimme eines Mannes aus: »Sackre Blö! Wer sind Sie?«
    »Oh, hallo, Sir.« Belles schläfrige Stimme ertönte. Ichhörte das Sofa über mir quietschen. »Mein Name ist Belle Donne. Wer sind Sie denn?«
    »Ich bin Isaiah Coffin, der Inhaber dieses Geschäfts. Ich verlange zu erfahren, was Sie auf meinem Sofa zu suchen haben.« Er sprach mit einem Akzent wie Ma Evangeline, also folgerte ich, dass er Engländer war.
    »Ich suche hier Schutz vor drei Desperados, die mich umbringen wollen. P. K.?«, sagte sie. »Bist du hier?«
    »Ja, Ma’am«, antwortete ich und stand auf.
    »Grundgütiger!«, entfuhr es Isaiah Coffin, als er sah, wie ich mich hinter dem Sofa erhob. »Was geht denn hier vor?«
    Strahlend heller Sonnenschein aus dem nach Osten weisenden Fenster beleuchtete den Mann in der offenen Tür. Isaiah Coffin trug einen schwarzen Zylinder, einen blauen Gehrock & eine rote Krawatte. Sein Gesicht hatte ebenmäßige Züge. Sein Haar war hellbraun, seine Augen grau, und er trug einen flaumig blonden Schnurr- und Ziegenbart. In der einen Hand hielt er einen Schlüssel, in der anderen eine Kanne Kaffee. Außerdem steckte eine gefaltete Zeitung unter seinem Arm.
    »Ich bin ein Freund von Ping«, sagte ich. »Er hat mir einen Schlüssel zu Ihrem Laden gegeben.«
    »Ping!«, sagte der Mann, legte Kaffeekanne und Zeitung ab und steckte den Schlüssel zurück in seine Westentasche. »Wenn ich den in die Finger kriege!«
    »Es tut mir leid!«, jammerte Ping, der sich an Isaiah Coffin vorbei in den Raum quetschte. »Es tut mir leid! Ich hab ihm gesagt, er soll nichts anfassen.« Pings Augen weiteten sich, als er Belle sah. Dann ließ er sie wieder schmalwerden, schaute mich an & formte mit den Lippen Worte, die ich nicht verstand.
    Isaiah Coffin ignorierte Ping, setzte seinen Zylinder ab und hängte ihn an einen Kleiderständer. Dann runzelte er die Stirn. »Ist das eines meiner Kostüme?«, fragte er mich. Anschließend schaute er Belle an. »Und ist das mein Büffelfell?«
    »Ja, Sir«, erwiderte sie. »Es tut mir leid.« Sie schüttelte es ab und zeigte so ihr zerrissenes Kleid.
    Isaiah Coffin bekam große Augen, als er ihren zerrupften Zustand sah. Ping ging es nicht anders.
    »Sackre Blö!«, sagte Isaiah Coffin und hielt sich die Hand vor die Augen, als wolle er sie vor der blendenden Sonne schützen. »Bitte bedecken Sie sich, Madame.«
    »Aber ich hab sonst nichts anzuziehen.«
    Isaiah Coffin gestikulierte in Richtung Kostümkammer. »Suchen Sie sich da drin etwas aus«, sagte er. »Aber lassen Sie Ihr Kleid als Pfand zurück. Und du!« Hierbei drehte

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