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Flucht vor den Desperados

Flucht vor den Desperados

Titel: Flucht vor den Desperados Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Lawrence
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du solltest aufpassen, wem du vertraust. Lauf besser nicht in der Gegend herum und erzähl jedem, dass du einen wertvollen Brief bei dir trägst, der aus dem Überbringer einen Millionär machen könnte.«
    »Das ist ein guter Rat«, sagte ich & nahm ebenfalls einen Schluck Kaffee. »Ich weiß nie, wem ich trauen kann und wem nicht.«
    »Darf ich dir noch einen weiteren guten Rat geben?«, fragte Isaiah Coffin. »In dieser Stadt solltest du niemandem trauen. Es gibt nur einen Grund, aus dem die Leute nach Virginia kommen, und das ist der Mammon. Jeder, der hierherkommt, hat es auf Geld abgesehen.«
    »Sogar Sie?«, fragte ich.
    »Sogar ich.« Er trank seinen Kaffee aus & stellte die Tasse auf den Boden. »Ich bin versucht zu sagen, du könntest Mr S. B. Rooney vertrauen – der Pfarrer hier in Virginia –, aber ich habe noch nie einen Fuß über die Schwelle seiner Kirche gesetzt, also kann ich auch das nicht mit Sicherheit sagen.«
    Ich sah, wie seine Augen größer wurden, als er über meine Schulter hinwegblickte. Es war Gesichtsausdruck Nr. 4: Erstaunen.
    Ich drehte mich um und sah, dass Belle Donne aus der Kostümkammer aufgetaucht war. Sie trug eine gestärkte weiße Haube und ein schwarzes Kleid, das bis zu ihrem Kinn hinauf zugeknöpft war. Ihre Hände wärmte sie in einem Pelzmuff.
    »Nun, Sie haben sich ziemlich verändert, Miss Donne«, sagte Isaiah Coffin und stand auf. »Sie sehen direkt aus wie eine Schullehrerin.«
    »Ich weiß«, sagte Belle. »Scheußlich, nicht wahr?«
    »Keineswegs«, sagte Isaiah Coffin. »Ich finde es recht charmant.«
    »P. K.«, sagte Belle. »Hab ich das richtig gehört: Du hast deinen Brief zurückbekommen?«
    »Ja«, sagte ich. »Und ich habe vor, ihn jetzt rauf zum Recorder’s Office in der A Street zu bringen.«
    Sie sagte: »Ich fürchte, dazu wird es nicht kommen.«
    Sie ließ ihren Muff zu Boden fallen, hielt eine Colt’s Baby Dragoon in der Hand und zielte auf uns.
    »Hände hoch!«, sagte Belle. »Ihr beide. Gib mir den Brief, P. K. Und keine dummen Tricks.«
    Ich dachte: Jetzt hat mich diese Belle schon wieder reingelegt.
    Außerdem dachte ich: Ich merke es nicht einmal, wenn jemand kurz davor ist, mir eine Pistole ins Gesicht zu halten.
    Und schließlich: Wie soll aus mir jemals ein Detektiv werden?

KONTOBUCHBLATT 28

    Mein Stachel hatte mich betrogen, aber mein Geschenk – meine ausgeprägte Beobachtungsgabe – konnte mich vielleicht noch retten.
    Belle Donne zielte mit einem entsicherten Colt’s Baby Dragoon Revolver auf meine Brust. Er hatte einen Griff aus Elfenbein – er stammte aus dem Kostümfundus.
    »Gib mir den Brief«, sagte sie. »Dann wird dir nichts geschehen.«
    »Das ist ungerecht«, sagte ich. »Ich habe mein Leben riskiert, um Sie zu retten.«
    »Das stimmt«, sagte Belle, »du bist sehr nett zu mir gewesen. Ich will dich nicht erschießen. Aber wenn ich muss, werde ich es tun. Jetzt gib mir den Brief.«
    »Na schön«, sagte ich.
    Ich stand auf.
    »Was tust du?«, fragte sie.
    Ich log sie an. »Der Brief ist in meiner Tasche.« Ich steckte meine Hand in die Tasche, holte meine Smith & Wesson hervor & zielte auf sie.
    Sie richtete ihren Colt rasch auf mein Bein und drückte ab. Nichts passierte.
    »Was zum Teufel?«, sagte sie.
    Ich spannte den Hahn meiner Waffe. »Ich habe Ihren Colt wiedererkannt«, sagte ich. »Er ist ungeladen und kaputt. Jetzt nehmen Sie bitte die Hände hoch!«
    »Du wirst nicht auf mich schießen«, sagte sie mit Gesichtsausdruck Nr. 3: Abscheu.
    Ich feuerte in die Decke, nur knapp am Glasfenster vorbei. Mein Schuss ließ einen zufriedenstellenden Regen aus Staub & Putz niedergehen. Erneut entsicherte ich meine Waffe.
    Belle fluchte in einer Sprache, die sich nicht zur Veröffentlichung eignet, hob aber die Hände hoch.
    Isaiah Coffin lachte vor sich hin und nahm seine Hände langsam herunter.
    »Sie beide«, sagte ich, »halten die Hände oben.« Ich richtete meine Waffe auf Belle. »Sie«, sagte ich. »Setzen Sie sich auf das Sofa – mit dem Rücken zu ihm!«
    »Verd … mtes Balg«, sagte Belle. Aber sie tat, was ich ihr gesagt hatte.
    »Mr Coffin«, sagte ich. »Würden Sie bitte Ihre Krawatte abnehmen und ihr die Hände hinterm Rücken fesseln?«
    »Was denn nun, bitte?«, fragte mich Isaiah Coffin. »Soll ich meine Hände oben halten oder ihre Hände fesseln?«
    »Fesseln Sie ihre Hände. Ich werde Sie, Mr Coffin, dann an Belle festbinden.«
    Isaiah Coffin band sich die Krawatte ab und begann, Belles

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