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Flucht vor den Desperados

Flucht vor den Desperados

Titel: Flucht vor den Desperados Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Lawrence
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er sich um und wandte sich direkt an mich. »Du behauptest, du seist ein Freund von Ping?«
    »Er ist nicht mein Freund«, sagte Ping. »Aber er wird bald reich sein. Er zahlt mir 500 Dollar in bar und er wird Sie für Ihre Kleidung bezahlen.« Ping schaute mich an. »Oder nicht?«
    »Ja, Sir«, sagte ich und setzte den Bowler-Hut auf. »Ja, das werde ich. In ungefähr einer Stunde werde ich Millionär sein.«
    »Wie, sagtest du, lautet dein Name?«, fragte Isaiah Coffin. Er hatte eine sehr aufrechte Art zu stehen, und seine Schultern fielen dabei leicht zurück.
    »Mein Name ist P. K. Pinkerton«, sagte ich mit einem Akzent, der seinem ähnelte.
    »P. K. Pinkerton«, sagte er. »Ungewöhnlicher Name.«
    »Isaiah Coffin«, sagte ich. »Ungewöhnlicher Name.«
    »Touché!«, sagte er. In seinen Augen lag eine Art Glitzern.
    »Wie bitte?«
    »›Touché‹ kommt aus dem Französischen und bedeutet: ›Volltreffer‹.«
    Von einem Regal in der Nähe des Kleiderständers nahm er eine Tasse und schenkte sich schwarzen Kaffee ein.
    Ich sagte: »Für Kaffee habe ich auch eine Schwäche. Schwarz, ohne Zucker.«
    »Ist das so?«
    In einem dekorativen Teeservice auf einem Tisch fand er eine Teetasse aus Porzellan & füllte sie für mich.
    »Ping?«, fragte Isaiah Coffin. »Möchtest du auch Kaffee?«
    »Nein, Boss«, sagte Ping. »Ich mag Tee.« Er schaute mich noch immer böse an.
    »Ich mag Kaffee«, tönte eine weibliche Stimme aus der Kostümkammer. »Sahne und drei Löffel Zucker.«
    »Ping«, sagte Isaiah Coffin. »Geh und füll diese Kanne im Colombo Restaurant mit Sahne.« Er reichte Ping ein kleines, mit Rosenblüten verziertes Kännchen.
    Ping warf mir einen letzten bösen Blick zu und verließ den Laden.
    Ich setzte mich auf Isaiah Coffins Sofa. Es war noch immer ein wenig warm von Belles Körper. Ich pustete in meinen Kaffee und nahm einen Schluck. Ich dachte sogardaran, meinen kleinen Finger abzuspreizen, so wie Ma Evangeline es mir beigebracht hatte. Langsam begriff ich, dass das Tragen anderer Kleidung auch dazu führte, dass ich mich anders fühlte. In meiner jetzigen Aufmachung kam ich mir jedenfalls vornehm und selbstbewusst vor.
    »Fühl dich ganz wie zu Hause«, sagte Isaiah Coffin und hob eine Augenbraue.
    »Vielen Dank«, erwiderte ich.
    Er verdrehte die Augen und kam herüber, um sich neben mich zu setzen. »Sag mir«, fing er an, »wer sind diese Desperados, die hinter der jungen Frau her sind?«
    »Genaugenommen sind sie hinter mir her«, erklärte ich. Mein englischer Akzent brachte mich dazu, dass ich mich gewählter ausdrückte. »Man nennt sie Walt, der Schnitzer, Extra Dub und Boz Burton. Sie töteten meine Pflegeeltern unten in Temperance und skalpierten sie, um den Eindruck zu erwecken, die Indianer hätten es getan.«
    Sein Lächeln verschwand, und ich sah, wie das Blut aus seinem Kopf wich.
    »Walt, der Schnitzer?«, wiederholte er.
    Ich sagte: »Ja. Man nennt ihn so, weil er gern Körperteile seiner Opfer abschneidet und dabei Walt Whitman zitiert.« Ich holte aus meinem Medizinbeutel das WANTE D-Plakat hervor & reichte es ihm.
    Er faltete es auseinander, & seine grauen Augen weiteten sich.
    »Gott verd … m mich!«, sagte Isaiah Coffin & fügte hinzu: »Verzeih mein Temperament.«
    Ich wusste, dass er sich nicht wirklich für sein Temperament entschuldigte, sondern, weil er ein Wort benutzthatte, dass ihn auf direktem Weg in die Hölle bringen würde. So langsam begriff ich, dass in Virginia jeder fluchte wie ein betrunkener Maultierkutscher.
    Gerade als ich das WANTE D-Plakat in meinen Medizinbeutel zurücksteckte, öffnete sich klingelnd die Tür und Ping schob seinen Kopf herein. »Colombo Restaurant hat zu«, sagte er.
    Immer noch mit meinem englischen Akzent erwiderte ich: »Dies liegt vermutlich daran, dass Titus Jepson am gestrigen Abend die Spitze seines kleines Fingers verloren hat und sich seine restlichen Finger und Zehen erhalten möchte.«
    »Gott verd … mt!«, sagte Isaiah Coffin. Diesmal vergaß er, sich für sein Temperament zu entschuldigen. Zu Ping sagte er: »Na, dann geh irgendwo anders hin.« Und, an mich gewandt: »Warum ist Walt, der Schnitzer, hinter dir her?«
    Ich sagte: »Ich besitze ein Dokument, das er haben will. Dan De Quille von der
Territorial Enterprise
sagt, es sei der Heilige Gral des Comstock-Gebietes und könne aus dem Überbringer einen Millionär machen.«
    Isaiah Coffin nahm einen Schluck Kaffee & starrte dann in seine Tasse. »P. K., alter Freund,

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