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Flucht vor den Desperados

Flucht vor den Desperados

Titel: Flucht vor den Desperados Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Lawrence
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den Rand der Grube & schaute hinab. Sie war so tief, dass ich den Grund nicht erkennen konnte. Ein Hauch von Alkali drang in meine Nase. Ich erinnerte mich, dass Ma Evangeline mir erzählt hatte, dass einige Schächte zu Flüssen aus kochendem Wasser hinabführten, die durch den Berg flossen. Deshalb war es so heiß hier unten. Es gab einen Fluss aus kochendem Wasser unter Virginia City.
    Ein plötzlicher heißer Windstoß aus dem Schacht blies beinahe von Neuem meine Kerze aus, also zündete ich eine zweite an der ersten an & hielt sie beide eng an meinem Körper, um sie vor jeder weiteren Katastrophe zu bewahren. Nachdem ich die bodenlose Grube vorsichtig umgangen hatte, machte ich mich daran, die Kiste in der Ecke zu untersuchen.
    An der Seite waren Worte darauf gestempelt: N. B. JACOBS MAISWHISKEY, BESTE QUALITÄT, SAN FRANCISCO, CAL.
    Als ich meine Kerzen näher heranbrachte, konnte icherkennen, dass die Kiste zur Hälfte mit ungeöffneten Whiskeyflaschen gefüllt war. Oben auf der Kiste lagen drei halb niedergebrannte Kerzen, ein Kartenspiel, ein Stück schimmliger Käse & leere Seiten eines Kontobuches, die vom Dampf in der Grube aufgequollen waren. Es gab auch einige Streichhölzer.
    Streichhölzer! Halleluja! Ich steckte mir einige in meinen Medizinbeutel, damit ich nicht wieder in völliger Dunkelheit enden würde.
    Neben der Kiste standen die drei umgedrehten Eimer, und auf einem von ihnen sitze ich nun, da ich dies schreibe. Ich nehme an, einige der Minenarbeiter sind vor einiger Zeit hierhergekommen, um Whiskey zu trinken & etwas zu essen & um mit den Streichhölzern als Einsatz Poker zu spielen. Es war ihr eigener kleiner unterirdischer Saloon. Die Seiten aus dem Kontobuch kann ich nicht erklären. Vielleicht benutzten sie sie, um ihre Ergebnisse beim Kartenspielen aufzuschreiben.
    Hier in der Ecke zieht es nicht, sondern nur am Schlund der Höhle. Also habe ich ein bisschen Wachs auf den hölzernen Deckel der Kiste getropft & eine meiner brennenden Kerzen darauf gesteckt. Anschließend habe ich die andere Kerze genommen & den Rest der Höhle untersucht. Es gibt einen vierten Eimer drüben bei der Grube. Meine Nase verriet mir, dass er als Latrineneimer diente. Vermutlich haben die Männer, die hierherkamen, ihn benutzt & dann in die Grube geleert.
    Ein Vorteil dieser feuchten, heißen Höhle ist, dass die Ratten sie nicht zu mögen scheinen. Ich habe die Kaffeekanne unter eine tropfende Stelle der Felsendecke gestellt.Sie füllt sich pro Stunde um etwa zweieinhalb Zentimeter mit Wasser. Es ist diese giftige Mischung aus Arsen, Blei & Kupfervitriol, vor der Belle mich gewarnt hat. Aber ich werde sowieso bald tot sein, also spielt das wohl keine Rolle, nehme ich an.
    Vor einer Weile bin ich hungrig geworden, also habe ich meinen Medizinbeutel mit dem Steinmesser meiner Indianer-Ma hervorgeholt, habe den Schimmel vom Käse geschnitten und den Käse aufgegessen.
    Bald bin ich wieder hungrig geworden & habe auch die schimmlige Stelle gegessen. Ich könnte jetzt mit großem Appetit einen Lederriemen verdrücken.
    Die Beerdigung von Short Sally muss längst vorüber sein, denn ich habe das Hämmern der Quartz Stamp Mills oben auf der Oberfläche gespürt & das gelegentliche dumpfe Dröhnen, nachdem jemand irgendwo im Inneren des Berges Schwarzpulver in die Luft gejagt hat. Aber hier herunter sind die Arbeiter nicht zurückgekehrt.
    Wo könnten sie sein? Virginia City ist eine Stadt, in der die Menschen rund um die Uhr arbeiten, aber es kommt mir so vor, als wäre dieser Platz hier schon seit Tagen verlassen. Dafür kann es nur eine Erklärung geben.
    Walt und seine Kumpane halten die Arbeiter irgendwie davon ab, herunterzukommen, bis sie mich gefunden & umgebracht haben.
    Es ist heiß & feucht. Ich habe Hunger & bin müde. Mir sind beinahe alle Kerzen ausgegangen. Aber zumindest habe ich diesen Bericht beendet.
    Ich bin so müde, dass ich kaum geradeaus gucken kann. Also werde ich mich hinlegen & ein wenig ausruhen.
    Die letzten Worte dieses Berichts mögen ein Gebet sein: »Herr, vergib mir all die Fehler, die ich in meinem Leben begangen habe. Bitte segne all diejenigen, die auf dem Spielplatz des Satans nett zu mir gewesen sind, und, bitte, lass Jace nicht tot sein. Herr, sorge dafür, dass ich dich in den himmlischen Gefilden wiedersehe. Und bitte lass auch meine Pflegeeltern & meine indianische Ma dort sein. Amen.«

KONTOBUCHBLATT 43

    Nun, ihr habt euch ja vermutlich schon gedacht, dass ich nicht dort

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