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Flucht vor den Desperados

Flucht vor den Desperados

Titel: Flucht vor den Desperados Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Lawrence
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unten, im tiefsten Schacht der Mexiko-Mine, gestorben bin, schließlich gibt es hier noch einige gefüllte Seiten.
    Außerdem könnt ihr sehen, dass die Schrift ordentlicher & weniger verschmiert ist als auf den Seiten, die ich unten in der Mine geschrieben habe.
    Das liegt daran, dass ich dies hier nun an einem kleinen Tisch in meiner neuen Unterkunft in der B Street zu Papier bringe, von wo ich einen grandiosen Ausblick habe. Früher war das hier das Hinterzimmer von Bloomfields Tabakwarenladen. Es riecht stark nach Tabak und ist ziemlich karg, aber immerhin gibt es das Fenster. Ich habe ein Feldbett & einen Tisch & einen Stuhl hineingestellt, und bis auf Weiteres wird es genügen.
    Wie auch immer, Folgendes hat sich ereignet:
    Schon als ich die Kiste am Ende des langen, abfallenden Tunnels gefunden hatte, war mir eine Idee gekommen. Ich hatte einen Wollfaden aus meiner Decke gezogenund war ein kleines Stück in den Tunnel zurückgegangen. Dann hatte ich den Faden vorsichtig auf Knöchelhöhe zwischen zwei der Balken gespannt, die den Gang abstützten. Ich ging davon aus, dass Walt, oder wer auch immer sich nähern sollte, stolpern & hinfallen und sich so bemerkbar machen würde.
    Ich musste eingeschlafen sein, denn das Fluchen eines Mannes schreckte mich auf. Ich öffnete meine Augen – aber da waren nur Dunkelheit & Hitze.
    Es war dunkler als eine mit Kohle geschwärzte Wand. Die finsterste Nacht, die ihr jemals erlebt habt, ist wie heller Mittag im Vergleich dazu. Und dann die Hitze. Ich konnte kaum atmen und war klitschnass vor Schweiß.
    Einen schrecklichen Moment lang glaubte ich, ich wäre gestorben & in der Hölle gelandet. Dann aber roch ich Whiskey, Urin & Alkaliwasser, und mir fiel wieder ein, wo ich mich befand. Ich musste länger geschlafen haben, als ich vorgehabt hatte, und so war meine Kerze niedergebrannt. Ich suchte in meinem Medizinbeutel nach einem Streichholz & einer neuen Kerze. Aber das war gar nicht nötig. Jetzt nämlich konnte ich ein schwaches gelbes Glühen ausmachen, das langsam in meine Höhle eindrang. Das Licht wurde Sekunde um Sekunde heller. Ich schloss daraus, dass jemand mit einer Laterne den Tunnel herunterkam.
    Ich glitt an der Höhlenwand entlang und versuchte, die Spitzhacke aufzuheben, um sie als Waffe zu benutzen. Doch sie war zu schwer. So nahm ich den Hammer. Der war zwar auch ziemlich schwer, aber ich hatte das Gefühl, dass ich mit ihm zurechtkommen würde. So schnell ich eswagte, lief ich zur Öffnung meiner Höhle. Dort presste ich mich gegen die feuchte Felswand & betete, dass es sich bei der Person mit dem Licht um jemanden handelte, der zu meiner Rettung hergekommen war. Der Marshal oder ein Minenarbeiter. Oder vielleicht sogar Ping.
    Das goldene Licht der Laterne wurde heller, und ich konnte Schritte hören & wie jemand kaute. Sogar durch den Geruch des Alkaliwassers & des Urins hindurch konnte ich das Bay-Rum-Haarwasser erkennen. Und dann schob sich der Lauf eines großen Colt’s Army Revolvers durch die Öffnung – wie eine bösartige Kreatur, die aus ihrem Bau hervorlugt. Ich konnte den Mann dahinter nicht sehen, nur die große Waffe. Aber sie steckte fest in einer linken Hand. Diese Tatsache und dass sie einen Knochengriff hatte, machte mir endgültig klar: Es musste Walt, der Schnitzer, sein.
    Während sich die Hand mit dem Colt’s Army Revolver in meine Höhle hineintastete, hob ich den Hammer hoch über meinen Kopf & ließ ihn dann mit so viel Wucht wie möglich auf das Handgelenk des Mannes niederkrachen.
    Die Waffe ging mit einem Knall los, der mich beinahe taub gemacht hätte. Gleichzeitig fiel die Lampe zu Boden und das Licht erlosch.
    Als meine Ohren nicht mehr klingelten, konnte ich einen Mann fluchen hören – in Ausdrücken, die sich nicht für die Veröffentlichung eignen. Es war Walt. Ich zog ein Streichholz aus meinem Medizinbeutel & riss es an der Felswand an. Seine helle Flamme aus gelbem Licht offenbarte Walt, der sich zusammengekrümmt das linke Handgelenk hielt, sowie die erloschene Öllampe, die auf der Seitehin und her rollte, & den Colt’s Army Revolver, der fast direkt vor meinen Füßen lag.
    Ich blies das Streichholz aus und griff – obwohl es wieder stockdunkel war – nach der Pistole.
    Nur Zentimeter entfernt hörte ich Walts Stimme saftig fluchen. Aber ich hatte seine Waffe & ich kannte die Maße der Höhle. Während ich den Revolver in meiner rechten Hand hielt & mich mit den Fingerspitzen an der Felswand orientierte, schob

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