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Flucht vor den Desperados

Flucht vor den Desperados

Titel: Flucht vor den Desperados Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Lawrence
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die dunkler war als ein schwarzer Ochse in mondloser Nacht.

KONTOBUCHBLATT 41

    Ich befand mich sechzig Meter unter dem Erdboden in einer von Ratten wimmelnden Mine, & es war dunkler als in einer Teergrube um Mitternacht.
    Dann fiel mir ein, dass einige Leute in Almack’s Austern- und Spirituosen-Saloon aus purer Gehässigkeit einige Streichhölzer in meine Betteltasse geworfen hatten.
    Ich begann, in meiner Tasche herumzuwühlen.
    In diesem Moment wurde mir klar, dass ich meinen Revolver nicht bei mir hatte.
    Mir wurde eiskalt von Kopf bis Fuß. Ich erinnerte mich, dass ich meine Waffe am Mineneingang abgelegt hatte, um eine Kerze anzünden zu können. Eine Kerze, die soeben ausgegangen war.
    Ich konnte mir bildlich vorstellen, wie meine Smith & Wesson dort lag, ich sah die Stelle genau vor mir, an der ich sie hingelegt hatte.
    Ich hatte kein Licht & war ohne Schutz durch eine Feuerwaffe.
    Wenn es je einen richtigen Zeitpunkt für ein Gebet gegebenhatte, dann war es dieser. Ich sagte: »Oh, lieber Gott, bitte hilf mir.«
    Ich atmete ein & steckte meine Finger tief in meine rechte Hosentasche, in der ich die Streichhölzer verstaut hatte. Ich fühlte ein kleines Loch, und mir wurde klar, dass die meisten Streichhölzer herausgefallen sein mussten.
    »Bitte, lieber Gott«, betete ich.
    Schließlich entdeckten meine Finger ein halbes Streichholz, ganz unten im hintersten Winkel meiner Tasche.
    Ich tastete es ab, & mich verließ der Mut.
    Es war die falsche Hälfte.
    Ich konnte hören, wie die Ratten in der Dunkelheit näher an mich herantrippelten, während ich tiefer in meiner Tasche herumgrub.
    Ganz unten steckte, zwischen zwei Nähten, die entzündbare Hälfte des Streichholzes.
    Dieses halbe Streichholz war die einzige Möglichkeit, Licht in die Dunkelheit zu bringen. Vorsichtig zog ich es aus der Tasche. Dann versuchte ich – die Kerze in meiner linken & das Streichholz in meiner rechten Hand –, das Streichholz an der feuchten Felswand zu entzünden.
    Beim ersten Versuch passierte nichts.
    Ich konnte hören, wie die Ratten näher kamen.
    Beim zweiten Versuch passierte wieder nichts.
    Ich spürte, wie eine Ratte über meinen Mokassin hinweghuschte.
    Beim dritten Versuch flammte das Streichholz auf.
    Ich führte die Flamme zum Kerzendocht, aber meine Hände zitterten so stark, dass ich schon fürchtete, ichkönnte beide nicht zusammenbringen. Gerade als die Streichholzflamme drauf und dran war, meine Finger anzusengen, fing der Kerzendocht Feuer, flackerte, kam zur Ruhe & brannte strahlend hell.
    Die Ratten huschten trippelnd davon, und ich seufzte vor Erleichterung so tief auf, dass ich die Kerze beinahe wieder ausgepustet hätte. Vorsichtig schirmte ich die Flamme mit meiner Hand ab, um sie zu schützen.
    Dann bewegte ich mich vorwärts.
    Wieder spürte ich den warmen, feuchten Luftzug, der meine Kerze ausgeblasen hatte. Er kam aus einem Tunnel in einem der blauesten Teile der Felswand. Während ich auf meine Flamme aufpasste, schlug ich den Weg in diesen dunklen Gang ein. Einige Spitzhacken und Hämmer lehnten an der Tunnelwand. Sie wurde von Balken gestützt, die sich wie eine endlose Reihe von Fensterrahmen ins Innere der Erde zogen.
    Der Tunnel setzte sich auf gerader Ebene vielleicht eine Viertelmeile fort. Hin und wieder drang mir der schwache Geruch von Alkaliwasser in die Nase. Ma Evangeline hatte mir einmal erzählt, es gebe Schächte in einigen der Comstock-Minen, die sechshundert Meter lang waren.
    Die Feuchtigkeit wurde feuchter & die Hitze heißer, & schließlich erreichte ich eine Kammer, die etwa vier mal vier Meter maß. Hier endete der Tunnel. Und hier war der Alkaligeruch am stärksten.
    Ich fragte mich, wo er herrührte, also hob ich meine Kerze, wobei ich darauf achtete, sie vorsichtig mit meiner Hand zu beschirmen. Ihr gelbes Licht beleuchtete verschiedene Gegenstände in der Höhle.
    Eine Kiste aus Holz.
    Vier hölzerne Eimer, von denen drei verkehrt herum standen.
    Eine Kaffeekanne.
    Leere Blechdosen (kleine, nicht die großen Austerndosen).
    Eine Schaufel, eine Spitzhacke & ein Hammer, die an einer Wand lehnten.
    Eine leere Whiskeyflasche.
    Ich machte einen vorsichtigen Schritt nach vorn & stolperte beinahe über ein kleines Holzschild, das im Boden steckte.
    GEFAR stand darauf.
    Mir wurde übel & schwindlig, als ich sah, was sich dahinter auftat: ein schwarzes Loch, etwa zwei Meter breit, das mir vorkam, wie der Schlund des Satans selbst.

KONTOBUCHBLATT 42

    Vorsichtig trat ich an

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