Fluchtpunkt Atlantis
bekam.
Schmuck ebenso wie Geld. Er konnte sich kaum beherrschen. Der Atem drang als heftiges Keuchen aus seinem Mund. Er stopfte alles in den Sack und hörte erst auf, als die gesamte Beute aus dem Tresor geräumt worden war.
»Bist du fertig?«
»Ja.« Kevin Kenbrock drehte sich auf der Stelle. Die Frau des Juweliers lag wieder im Bett. Sie war bleich wie eine Tote geworden und schien kaum noch zu atmen. Fullbright hockte auf dem Boden.
Verzweifelt und voller Angst. Er schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich merkte er es nicht einmal. Der Blick war dabei ins Leere gerichtet.
»Wir können.«
»Und die beiden?«
»Wie immer.«
»Okay!« Arthur Clifton packte die Frau, drehte sie auf den Bauch, kümmerte sich nicht um ihren Wehlaut und schlug zu.
Fullbright sah es. Seine Frau lag plötzlich unbeweglich wie eine Tote im Bett. Er kam auf die Beine, auch wenn ihm schwindlig war. Er wollte ihr helfen, riss seine Arme dabei wie um Hilfe suchend in die Höhe und hatte vergessen, dass sich die beiden Gangster noch im Schlafzimmer befanden.
Arthur Clifton war vom Bett aufgestanden. Das Messer hielt er locker in der Hand. Den Job übernahm Kenbrock. Der alte Mann taumelte direkt in den Schlag mit der Waffe hinein. Ein unangenehmer Laut war zu hören. Fullbright ging noch einen Schritt, dann sackte er zusammen und blieb auf der Seite liegen, ohne sich zu rühren.
Kevin Kenbrock war mit seiner Aktion zufrieden. Er nickte. »Das ging alles glatt.«
»Du hast das Ding leer?«
»Bis auf den letzten Krümel.« Er hob den dunklen Sack an, bevor er ihn wieder an seinen Gürtel hängte. »Wir können.«
Ums alte Ehepaar kümmerten sich die beiden nicht. Den Weg nach unten kannten sie. Das normale Licht brauchten sie nicht. Die Kegel ihrer Lampen reichten aus. Unten schauten sie sich an, schlugen gegen ihre Hände und fühlten sich wieder mal als Sieger. Sie wurden noch einmal vorsichtig, als sie das Haus verließen.
Es war niemand da, der im Garten auf sie lauerte. Nur der Wind spielte mit dem Laub und rieb es raschelnd gegeneinander.
»Kannst du die Beute schätzen, Kevin?«
»Nein.« Er hob den Daumen. »Aber es hat sich wieder einmal gelohnt.«
Sie gingen auf die ruhige Straße zu. Arthur Clifton hatte noch eine Frage. »Glaubst du, dass die beiden es überstanden haben?«
»Wieso?«
»Ich bin mir bei der Frau nicht sicher. Die kam mir schon wie tot vor. Das Herz, verstehst du?«
»Ihr Problem.«
»Sollte man meinen.«
»Und ihr Pech, Art. Komm jetzt weiter. Patty wartet schon. Sie ist die Expertin…«
***
Patty Prentiss saß im Volvo und war nervös. Sie konnte das Gefühl nie abschütteln. Für sie war jeder Bruch immer wieder eine Premiere, und sie atmete erst auf, wenn ihre beiden Kumpane wieder im Wagen saßen und zufrieden waren.
Die sechsundzwanzigjährige Person mit den braunen Locken war eine Frau, die sich selbst, hätte man sie danach gefragt, zu einer Generation der Verlierer zählte. Sie hatte zwar ein normales Elternhaus, eine recht gute Schulbildung, jedoch keinen Job. Sie war hineingerutscht in die Szene der Verlierer. Sie hatte gesehen, dass andere Menschen Geld scheffelten, und sie wusste auch, dass dies nicht immer mit legalen Mitteln geschah. Wer reich in diesem Land werden wollte, der musste mit den Wölfen heulen und es anders versuchen.
Das hatte sich Patty Prentiss auf die Fahne geschrieben. Der Zufall hatte sie mit Kevin Kenbrock und Arthur Clifton zusammengebracht.
Ihr Schicksal war mit dem der Frau in etwa gleichzusetzen, nur hatten die beiden schon einige Dinge gedreht. An die ganz großen Sachen waren sie nicht herangekommen.
Das änderte sich bald, denn das Trio ging nach einem genauen Plan vor. Sie suchten sich ältere und vermögende Menschen aus, die sie dann ausraubten.
Es waren auch Juweliere dabei. Dabei gab es immer am meisten zu gewinnen, und Patty war diejenige, die den Weg bereitete. Auch bei den Fullbrights hatte sie eingegriffen und sich mit einem Mann angefreundet, der dabei gewesen war, als man die Alarmanlagen im Haus der Fullbrights eingebaut hatte. Außen und innen.
Während einer wilden Liebesnacht hatte Patty dann die für das Trio so wichtigen Dinge erfahren. Drei Tage und auch drei Nächte hatten die drei benötigt, um alles abzuchecken und durchzugehen. Dann war die Sache gelaufen, was die Vorbereitungen anging. Jetzt wartete sie auf die Rückkehr ihrer Freunde.
Der Volvo parkte nicht in der gleichen Straße, aber auch nicht zu weit vom Haus entfernt.
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