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Fluchtpunkt Atlantis

Fluchtpunkt Atlantis

Titel: Fluchtpunkt Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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John. Ich… ich… freue mich darüber.«
    Sie drückte ihre Freude auch durch eine Geste aus, denn sie streckte die Arme wieder vor und fiel mir um den Hals. Dabei presste sie sich an mich, und ich merkte, wie gut es ihr in diesen Momenten getan hatte, einen Helfer gefunden zu haben.
    Natürlich hatten sich bei mir Fragen aufgedrängt. Ich hätte gern erfahren, warum sie sich als blinde Person in dieser feindlichen Welt herumtrieb. Ohne Schutz, ohne die Nähe des Eisernen Engels, aber ich wollte nichts überstürzen und wartete ab.
    Sedonia stammte ebenfalls aus dem alten Kontinent. Auch sie hatte überlebt. Ich wusste, dass sie in der Vergangenheit auch etwas mit dem Eisernen Engel zu tun gehabt hatte, doch auch er hatte sie nicht davor bewahren können, geblendet zu werden. Wenn ich mich richtig erinnerte, war dafür der Schwarze Tod verantwortlich.
    Nach einer Weile löste sie sich wieder von mir, und jetzt sah ich das Lächeln auf ihrem Gesicht. Sie drehte sich so wie eine Sehende, die sich in dieser Felsenhöhle umblicken wollte.
    »Ich habe es geschafft, John. Ich habe mich konzentriert. Ich… ich habe die Steine benutzt, und nun bin ich am Ziel. Sie haben mich in die Nähe der heiligen Stätte gebracht.«
    »Deshalb bist du hier?«
    »Ja, John. Es ist ein Fluchtpunkt, wie ich einmal hörte. Ein Ort für Verzweifelte, die beim Orakel Schutz und Hilfe finden möchten. Auch ich hatte keine andere Wahl. Ich möchte es finden, und ich möchte von ihm eine Antwort bekommen.«
    »Ich kenne dein Problem, aber glaubst du, dass es das Orakel schaffen wird, dich wieder sehend zu machen?«
    Sie ergriff meine Hand und streichelte sie. »Und ob es so sein wird. Ich habe die feste Überzeugung. Ich möchte andere Augen bekommen. Neue Augen. Und ich weiß, dass es jemand gibt, der mir dabei helfen kann.«
    »Darf ich wissen, wer es ist?«
    Sedonia ließ meine Hand los und ›schaute‹ in die Ferne. Dabei verlor sie sich in ihrer Erinnerung, und als sie sprach, tat sie es mit leiser Stimme. »In der fernen Vergangenheit, im alten Atlantis also, da hatte ich nicht nur Freunde, auch Feinde. Beide hielten sich in der Waage. Aber zu meinen Freunden zählen nicht unbedingt die Menschen. Die besten fand ich unter den Vögeln. Ich habe bei ihnen gelebt. Sie gaben mir Schutz, und ich habe mich bei ihnen sehr wohl gefühlt.«
    »Ja, der Eiserne Engel erzählte auch oft von seiner Vergangenheit. Zudem habe ich einiges davon erlebt, denn dies ist nicht mein erster Besuch in der Vergangenheit.«
    »Das weiß ich ebenfalls. Wir haben öfter darüber geredet. Du bist als Freund akzeptiert, und man hat auch nicht vergessen, dass du den Schwarzen Tod vernichtet hast.«
    »Es ist lange her…«
    »Trotzdem. Es war eine Heldentat.«
    Gut, dass sie nicht sehen konnte, wie ich errötete. Mit Lob wusste ich schlecht umzugehen, und sie lauschte wenig später meinen Worten.
    »Jetzt sind wir wieder in der Vergangenheit gelandet, und ich kann mir vorstellen, dass der Schwarze Tod noch existiert.«
    »Ja, er ist da. Aber er ist nicht hier bei uns. Ich hoffe, dass es noch lange so bleiben wird.«
    »Was hast du genau vor?«
    »Einen Teil meines Plans habe ich bereits erfüllt. Ich bin der heiligen Stätte sehr nahe gekommen. Ich weiß auch über das Orakel Bescheid. Wir können es nicht einschätzen. Wir wissen nie, wie es reagiert. Es muss nicht unbedingt ein Freund der Menschen sein, denn es kommt auf die Menschen selbst an. Sie müssen schon rechtens sein, um von dem Orakel akzeptiert zu werden. Ich gehe dieses Risiko ein. Ich will, dass es mir hilft, einen bestimmten Ort zu erreichen. Ich weiß nicht, wo er liegt, aber das Orakel wird mir helfen. Wenn ich diesen Ort erreicht habe, dann ist es auch möglich, dass ich mein Augenlicht wieder zurückerhalte. Ja, damit rechne ich fest.«
    Auch wenn sich ihre Worte unwahrscheinlich anhörten, ich hatte etwas ähnliches durchaus erlebt mit meinem Freund, dem Abbé Bloch.
    Auch er war einmal blind gewesen und hatte sein Augenlicht zurückerhalten. Auch nicht in meiner Welt oder meiner Zeit, sondern auf der rätselhaften Nebelinsel Avalon. Als Preis allerdings hatte ich den Dunklen Gral abgeben müssen, der nun seinen alten Stammplatz wiedergefunden hatte. Aus diesem Grund sah ich durchaus Chancen für Sedonia.
    Nur wusste ich nicht, wie sie es anstellen wollte, ihr Augenlicht zurückzuerhalten. Einfach würde es bestimmt nicht werden. Nicht durch eine Salbe, ein Öl oder einen Zauberspruch.
    Sedonia

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