Fluchtpunkt Atlantis
Unsichtbaren. Er prallte auf den Rücken.
Der harte Fels schien zerbrechen zu wollen, als er das Gewicht der schweren Gestalt mitbekam. Trotz der starken, fremden Kräfte war der Eiserne Engel nicht bewusstlos geworden. Er lag nur da und hatte unter dem Stromstoß zu leiden, denn seine Beine und auch die Arme zuckten vor und zurück.
Die Nachwirkungen dieses mächtigen Schlags ließen im Lauf der nächsten Sekunden nach. Nur ging es dem Eisernen nicht besser. Er lag da wie vernichtet und war nicht einmal in der Lage, sich auf die Seite zu rollen, um aufzustehen.
Das Orakel hatte sich gegen ihn gestellt und seinen Körper dabei paralysiert. Nur die innere Welt funktionierte. Da liefen seine Gedanken sehr rund. Sie machten ihm klar, dass er verloren hatte. Es gab keine Chance mehr für ihn. Es war ihm unmöglich, von dieser Stelle aus an Sedonia heranzukommen.
Sie lebte, das war richtig. Nur so weit entfernt. Im Nachhinein betrachtete er das Bild, das man ihm geboten hatte, als eine seelische Folter. Wer immer sich hinter dem Orakel verbarg, er hatte es geschafft, dem Eisernen die Grenzen aufzuzeigen, und das konnte er nicht verkraften…
***
»John…«
Der Ruf erreichte mich wie ein schwaches Echo. Ausgestoßen hatte ihn Sedonia, die sich in meiner Nähe aufhielt. Von der ich allerdings nicht glaubte, dass es ihr besser ging als mir. Trotzdem wollte ich ihr zeigen, dass es mich noch gab, denn ich rief ihren Namen zurück.
»Gut, John, gut. Ich habe nur Angst. Ich weiß nicht, wo ich bin. Es ist alles so schrecklich dunkel…«
»Keine Sorge, Sedonia. Ich werde versuchen, zu dir zu kommen. Dann ziehen wir es gemeinsam durch.«
Sie blieb stumm. Es war wichtig, dass sie den Glauben behielt. Im Gegensatz zu ihr besaß ich mein Augenlicht noch, und das war in dieser Lage mehr als wichtig. Bevor ich mich umschaute, dachte ich zunächst über die kürzlich zurückliegende Vergangenheit nach. Das Orakel hatte reagiert. Es hatte uns angenommen. Wir waren in der Lage gewesen, seine Hilfe zu benutzen, und es hatte uns an einen bestimmten Ort geschafft, den sich Sedonia möglicherweise ersehnt hatte.
Dabei drückte ich mir die Daumen, dass es uns tatsächlich gelungen war, das Ziel zu erreichen. Äußere Umstände wiesen zunächst nicht darauf hin. Das Orakel selbst lag in einer wüsten und öden Gegend am Meer und versteckt in einer Höhle.
Felsen sah ich auch hier. Und sie ähnelten den anderen, aber in der Umgebung war es heller. Wahrscheinlich war die Nacht noch nicht richtig durchgebrochen. Über mir am hohen Himmel vereinigten sich die Helligkeit und das Schiefergrau der Dunkelheit. Durch irgendwelche Lücken schien Licht, und es leuchtete auch nach unten in meine Umgebung.
Wir befanden uns in einem Gebirge. Allerdings nicht wie die Bergwanderer im Urlaub. Bei uns sahen die Tatsachen schon extremer aus. An einem recht steilen Hang hatten wir unseren Platz gefunden oder waren durch die Kraft des Orakels hierher transportiert worden.
Der Blick in die Tiefe konnte bei vielen Menschen schon Schwindel erzeugen. Das Gelände fiel zwar nicht senkrecht ab, aber schon ziemlich steil, und auf dem glatten Gestein hätte ich keinen Halt finden können.
Ich stand auf einem Vorsprung, der recht breit war und sich auch nach rechts und links hin ausbreitete, so dass er zu einem Weg wurde, der diesen Berg umschlang.
Als Weg wollte ich ihn auch nicht ansehen. Er war mehr ein Pfad oder ein Sims. Zudem nicht glatt. Bucklig und mit kleineren Steinen bedeckt, die irgendwann einmal von oben herabgefallen und liegengeblieben waren. Es war nicht leicht, über den schmalen Pfad zu gehen. Eine andere Möglichkeit gab es nicht. Da ich keine Gemse war, konnte ich auch nicht in die Höhe klettern.
Nachdem ich mich mit meiner Umgebung soweit vertraut gemacht hatte, suchte ich nach Alternativen. Es musste doch einen Ausweg geben aus dieser Lage.
Leider nicht. Es blieb einzig und allein der Weg, denn über meinem Kopf stieg das Gelände sehr steil an. Auch nicht glatt, denn über mir schwebten immer wieder Felsnasen, die zwar dort schon ewig standen, aber doch ziemlich wacklig aussahen.
Das war nicht gut. Allein in dieser verlassenen Welt zu sein, hätte mich sowieso beunruhigt. Nur gab es da noch eine blinde und damit hilflose Person namens Sedonia, deren Beschützer ich war.
Sie hatte mich gerufen, und ich hatte ihr eine Antwort gegeben. Ihre Stimme war von der linken Seite her aufgeklungen. Auch dort lief der holprige Pfad an der
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