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Fluchtpunkt Mosel

Titel: Fluchtpunkt Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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geklingelt, als Walde ihn schon ausschaltete. Doris schien ebenfalls wach geworden zu sein, dann war ihr gleichmäßiger Atem wieder zu hören.
    Beim Duschen fragte sich Walde, wo Annika geblieben war. Später vergaß er es wieder.
    Beim Rasieren fiel es ihm wieder ein, und er ging mit dick eingeseiftem Gesicht und Hals zu ihr hinüber. Quintus hob den Kopf, als die Tür zum Kinderzimmer geöffnet wurde. Annika musste ihn in der Nacht aus dem Garten in die Wohnung gelassen haben. Jetzt lag er auf ihrem Bett. Sie hatte ihn sogar mit einem Zipfel ihres Federbetts mit dem Bärenmuster zugedeckt.
    Walde klopfte sich leicht mit der Hand auf den Oberschenkel. Quintus spitzte die Ohren, machte aber keine Anstalten sich zu erheben.
    Walde verließ leise das Kinderzimmer und ging in die Küche. Ob es das Geräusch der aufreißenden Packung oder der Geruch des Nassfutters war? Augenblicklich war das Getrappel von Quintus’ Pfoten auf dem Parkett zu hören.
    Als Walde auf der Terrasse das Futter in den Napf geschüttet hatte, drehte er sich um. Nichts war von Quintus zu sehen. Walde richtete sich auf. Ein gewaltiges Rumsen war aus der Wohnung zu hören. Quintus kam herausgelaufen und beugte sich über den Futternapf.
    Walde spürte, dass sein Herz kräftig zu klopfen begann. Die Katze kam aus dem Garten gelaufen und drängte sich an ihn. Er ging in die Wohnung. In Wohnzimmer und Diele war nichts zu sehen. In seinem Zimmer fand er dann die Bescherung. Der umgestürzte Kontrabass lag mit dem Hals neben der Gitarre. Schon auf den ersten Blick sah er die riesige Schramme auf dem fein lackierten Lack des Resonanzbodens.
     
    Minka konnte es kaum erwarten, bis Walde ihr Futter gab. Kaum war die Hälfte des Doseninhalts im Napf, stupste sie Waldes Hand mit der Schnauze zur Seite, und ein Teil des Futters landete auf den Fliesen der Terrasse.
    »So eine Scheiße«, rutschte es ihm heraus. Seine Kopfhaut schmerzte unter den nassen Haaren, durch die der kalte Wind vom Garten her strich. Der trocknende Rasierschaum juckte am Hals.
     
    Eine halbe Stunde später saß er in seinem Büro, schaute auf den Turm der Pauluskirche und aß ein Croissant. Die Krümel fielen in den zwischen seine Oberschenkel geklemmten Papierkorb. Der Kaffeebecher stand neben dem Fax mit dem Durchsuchungsbefehl für den Museumsdirektor. Walde wollte den Text noch einmal überfliegen. Er hatte vor, den Tag dazu zu nutzen, endlich einen Überblick über alle bisher zusammengetragenen Fakten zu bekommen. Vom Gang her war Türenschlagen zu hören.
    Nebenan im Büro traf er Grabbe an, der bereits vor seinem Rechner saß. Gabi kam mit Schwung zur Tür herein und ließ ihre Tasche polternd auf den Schreibtisch fallen. Es rumpelte noch ein wenig nach, bis alle sich darin befindlichen Gegenstände zur Ruhe gekommen waren.
    »Sattler ist mit seinen Leuten bereit zur Abfahrt«, sagte Grabbe. »Er wollte wissen, ob es bei Zelig um die gleichen Verdachtsmomente wie bei Frohnen und Frau Theis geht.«
     
    Walde reichte ihm den Gerichtsbeschluss über die Durchsuchung.
    Grabbe lächelte, als er ihn in Händen hielt. »Wohn- und Nebenräume des Beschuldigten einschließlich etwaiger Fahrzeuge, Büro und alle ihm zur Verfügung stehenden Nebenräume«, las er vor. »Wir könnten also praktisch das ganze Museum auf den Kopf stellen.«
    »Gott bewahre!« Sattler hatte den Kopf zur Tür hereingesteckt und betrat nun den Raum. »Allein der Museumskeller ist ein Fass ohne Boden. Da stehen Kisten, die seit achtzig und mehr Jahren nicht mehr geöffnet wurden. Da weiß keiner, was drin ist.«
    »Ein ideales Versteck«, sagte Grabbe.
    »Auf den Kisten liegt zentimeterdicker Staub«, versuchte Sattler abzuwiegeln. »Das würde ich sofort sehen, wenn sich da einer dran zu schaffen gemacht hätte. Dazu gibt es jede Menge alter Spinnweben, die sich nicht so einfach manipulieren lassen. Apropos Manipulieren!« Sattler schob seine heruntergerutschte Brille bis auf die Nasenwurzel. »Beim Abhörsender im Telefon von Frau Theis wurde ein magnetisches Mikro verwendet, ähnlich dem, das die Stasi früher in der DDR einsetzte.«
    »Seltsam«, kommentierte Grabbe.
    »Ich würde sagen, wir wenden uns erst mal Zeligs Wohnhaus zu.« Gabi hob ihre Handtasche an, was ein abermaliges Rumpeln zur Folge hatte.
     
    Am frühen Samstagmorgen, lange vor dem Öffnen der Geschäfte, war auf den Straßen noch wenig los. Sie folgten dem in flottem Tempo vor ihnen fahrenden Streifenwagen. Gabi saß am Steuer, daneben

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