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Fluegel der Dunkelheit

Fluegel der Dunkelheit

Titel: Fluegel der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Planert
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geistigem Auge sah sie Veit auf einem OP-Tisch festgeschnallt,
er weinte herzzerreißend.
    Plötzlich schreckte
sie zusammen. Ein Arm legte sich über ihren Nacken, gleichzeitig
spürte sie etwas Kaltes an ihrem Hals. Ihr stockte der Atem.
    »Hallo Frau Dr.
Majewski. Sie werden mich brav begleiten und mir einige Fragen
beantworten.« Mario Lehmburger presste mit seiner kräftigen Hand
Lianas linke Schulter bis sie schmerzte. Liana starrte die schummrig
beleuchtete Straße hinunter. Keine Menschenseele ließ sich hier
blicken. Sie war allein und dem Kerl, in dessen Gewalt sie sich
befand, traute sie alles zu. Ihr Hals schien wie zugeschnürt, ihr
Magen rebellierte heftig. Mehrmals musste sie schlucken. Wie eine
Warnung sah sie vor ihrem geistigen Auge Bettina vor sich, gequält,
gedemütigt und verwirrt.
    »Wo sind Veit und
Klingberger?« Mario drängte sie in eine schmale Seitenstraße. Ihre
Knie zitterten, nein ihr ganzer Körper. Oh, Gott, was stand ihr nur
bevor? Das kalte Ding an ihrem Hals gehörte bestimmt zum Lauf einer
Pistole.
    Scheiße!
    Ihr Leben durfte
doch noch nicht zu Ende sein.
    »I ... Ich bin
freigestellt.« Ihre Stimme klang ganz fremd. »Ich weiß nicht, wo
Klingberger ist.« Das Blut rauschte in ihren Ohren. Sie kämpfte
gegen die Panik, die ihren Verstand zu packen drohte.
    »Wir werden sofort
zu Ihrem Wagen gehen und dann fahren sie mich zu Veit, klar?«
    Liana schluckte, um
den lästigen Kloß in ihrem Hals zu vertreiben. Sie musste Mario
irgendwo hinführen. Veits Versteck durfte sie nicht preisgeben.
Andererseits hatte sie Frau Sperling versprochen, Veit zu holen, er
brauchte vielleicht bald seine Bluttransfusion. Hier und jetzt sollte
ihr etwas einfallen, unmöglich konnte sie Veit im Stich lassen.
Eventuell gelang es ihr ja unterwegs, Mario zu überwältigen oder
ihn mittels einer List loszuwerden. Diese Situation bedurfte eines
klaren Kopfs. Unter diesen Voraussetzungen eine Herausforderung.
    »Ich warne Sie, Dr.
Majewski. Ich scheue nicht davor zurück, abzudrücken. Ihnen sollte
klar sein, welche Folgen ein Schuss durch ihren Hals hätte. Auch
wenn es ein sehr hübscher Hals ist und es jammerschade wäre, wenn
ich Ihren wohlgeformten Körper unter der kalten dunklen Erde
verscharren müsste.«
    Verscharren?
    Ihr Atem schien im
Hals steckenzubleiben. Genau das war doch sein Ziel, sich an ihrer
Angst zu ergötzen. Sie durfte nicht mitspielen. Am besten sie
täuschte Gleichgültigkeit vor.
    »Sie haben
Klingbergers Sohn entführt. Wo ist er?« Liana schmerzte die
Schulter von Marios kräftigem Griff.
    »Bettina hat ihn
mir anvertraut.« Sie stöhnte auf, als Mario noch fester zudrückte.
»Hören Sie, wenn Sie sich um den Bengel kümmern, bin ich diesen
Plagegeist los.« Sie spürte Tränen in ihren Augen. Oh verdammt!
Sie blinzelte mehrmals, schluckte, um nur nicht ihre wahren Gefühle
zu zeigen.
    »Dann wirst du mich
jetzt zu ihm bringen. Sofort!«
    Liana nickte. Kein
Ton hätte sie in diesem Atemzug über die Lippen gebracht.
    Da! Die Straße
hinunter kam ihnen jemand entgegen. Liana sah dadurch ein Licht in
dieser Dunkelheit. Es musste ihr gelingen, dem Fußgänger auf ihre
Lage aufmerksam zu machen.
    »Dr. Majewski!
Keine Schwierigkeiten, sonst wird es bitter für Sie enden.« Mario
unterstrich die Aussage, indem er Liana den Lauf der Pistole fester
in die Haut drückte. Sie spürte das runde Metall. Während sie
weiter gingen und der Passant auf sie zukam, schien Mario seine
Kräfte an ihrem Körper auszulassen. Liana presste die Lippen
aufeinander, um nicht aufzustöhnen.
    »Auch nur ein Laut
und ich drücke ab.« Er flüsterte, denn der Fußgänger war nur
noch wenige Schritte entfernt. Liana suchte Blickkontakt zu dem
Passanten, doch der Mann schaute mit hängendem Kopf nur auf den
Gehweg. Sie durfte diese Gelegenheit nicht verstreichen lassen. Ihr
musste doch etwas einfallen. Der Mann lief genau in der Mitte, schien
sie beide gar nicht wahrzunehmen. Mario zerrte Liana zur Seite, um
den Fußgänger vorbei zulassen. Abrupt blieb der Mann vor Mario
stehen, sah jetzt auf. Liana suchte zu ihm Blickkontakt. Doch er
blickte nur zu Mario.
    »Herr Lehmburger.
Wie wunderbar, Sie zu treffen.«
    »Verschwinden Sie«,
fauchte Mario. Liana glaubte, sein Griff würde ihre Schulter
zerquetschen.
    »Ich werde Sie
nicht lange aufhalten.« Der Mann starrte Mario in die Augen, kam
unterdessen langsam näher. »Sie nehmen sofort die Pistole unter dem
Tuch herunter und lösen Ihren Griff.« Seine

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