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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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seidigen Klang, mit dem er Juna noch vor kurzem umgarnt hatte. Er kam näher heran und taxierte seinen unerwarteten Besucher von allen Seiten.
    Arian blieb scheinbar unbeeindruckt stehen, die Arme hingen locker herab. Nur das leichte Vibrieren der Federn verriet seine Anspannung. Beide wussten, dass er auf einen Angriff blitzschnell reagieren würde. Der Marquis hob die Hand, als wollte er die perlenfarbenen Schwingen berühren, die nicht weniger beeindruckend waren als seine eigenen.
    Wie Tag und Nacht , dachte Juna. Arian, der immer ein wenig wie ein verwegener Pirat aussah, und ihm gegenüber der blonde Dämon mit dem kühlen Aussehen eines nordischen Rachegottes.
    »Was verschafft mir die Ehre, einen edlen Krieger der Vigilie in meinem bescheidenen Heim begrüßen zu dürfen?« Die Worte waren abfällig gemeint, und dennoch glaubte Juna einen bitteren Unterton herauszuhören. Fasziniert von der Eleganz der beiden vortrefflichen Geschöpfe setzte sie sich auf und wartete auf Arians Antwort.
    »Ich bin gekommen, um dir ein Geschäft vorzuschlagen.«
    »Nein, das darfst du nicht!« Juna hatte aufgeschrien, bevor sie wusste, was sie tat.
    Arian warf einen Blick in ihre Richtung, aber weil er eine dunkle Sonnenbrille trug, konnte sie nicht sicher sein, ob er tatsächlich mitleidig schaute, wie sie zuerst angenommen hatte. Du musst mir vertrauen! Seine Stimme in ihrem Kopf gab ihr Mut, und sie lächelte ihn zittrig an.
    Dem Marquis war dieser kurze Austausch nicht entgangen. Ungläubig sah er Arian an. »Dafür riskierst du alles?«
    »Ich lasse mir nicht gern nehmen, was mir gehört.« Arians Worte klangen hart. Ein Engel hätte sicher andere Gründe
genannt. Er jedoch versuchte nicht einmal, den Dämon über seine Identität zu täuschen. Zweifellos wusste dieser ganz genau, dass er ein Verstoßener war - so wie er selbst.
    »Willst du behaupten, ich hätte sie gestohlen ?« Er machte einen Schritt auf Arian zu, der fragend eine Augenbraue hob, als erwarte er jeden Augenblick, dass der Marquis etwas Unüberlegtes tun würde.
    Aber womöglich war der Vorwurf des Diebstahls unter Dämonen auch ein Kompliment. Juna verzichtete auf weitere Spekulationen, sie wollte gar nicht wissen, was in diesen Kreisen gang und gäbe war. Was sie bisher gesehen hatte, reichte ihr.
    »Nein, das will ich nicht.«
    Die Spannung, die in der Luft gelegen hatte, ließ deutlich nach, und Juna atmete tief ein - ihr war nicht bewusst gewesen, den Atem angehalten zu haben.
    » Du hast sie nicht gestohlen, aber einer deiner Generäle.«
    »Ach ja? Und was habe ich damit zu tun? Ich habe sie legal erworben und hatte bisher nicht einmal Gelegenheit, die Ware zu prüfen.« Ein sardonisches Lächeln huschte über sein Gesicht. »Du glaubst doch nicht, dass ich mir das entgehen lasse?« Das letzte Wort war noch nicht verklungen, da hatte er Juna schon aus ihrer Ecke gezerrt und hielt sie nun mit einem Arm fest an sich gepresst. Zärtlich strich er mit der anderen Hand über ihr Haar - in einer Weise, wie man es bei seinem Lieblingstier tun würde. »Wenn ich es mir genau überlege, dann habe ich in der kurzen Zeit bereits außerordentliche Zuneigung zu deiner Kleinen entwickelt.« Er machte Anstalten, sich mit ihr im Arm zum Gehen zu wenden.
    »Ich habe etwas, das für dich wertvoller ist.«

    »Und was soll das sein?«
    »Informationen.«
    Worauf wollte Arian hinaus? Sosehr sie sich auch das Gehirn zermarterte, sie wusste nicht, was er meinte.
    Der Marquis ließ Juna los. »Setz dich da hin!«
    Sie gehorchte.
    »Was für Informationen?«, wollte er wissen.
    Und dann erzählte Arian eine abenteuerliche Geschichte von verschleppten Schutzengeln und einem Dämon, der sich in der Welt der Menschen nahezu ungehindert bewegte und Seelen sammelte wie andere Muscheln am Meer.
    Als er geendet hatte, sah Juna ihn ungläubig an. Welch eine schreckliche Vorstellung! So schrecklich, dass sie glaubte, sie hätte diese armen Schutzengel selbst gesehen. Aber das war natürlich nicht möglich. Oder doch?
    Eine Erinnerung erwachte in ihr und versuchte, sich einen Weg an die Oberfläche zu bahnen. Sie hob beide Hände an die Schläfen. Diese Kopfschmerzen brachten sie fast um den Verstand. Woher waren sie so plötzlich gekommen?
    Wie durch eine dicke Wand hörte sie eine Stimme. Der Marquis. »Und du glaubst, wir wüssten nicht davon, wenn jemand versucht, die Ordnung zu gefährden?«
    »Oh, natürlich wisst ihr es.« Arian zog einen Brief hervor, der genauso aussah

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