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Flüstern in der Nacht

Flüstern in der Nacht

Titel: Flüstern in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Komplizenschaft bei wenigstens einem Mordversuch hindeute; und schließlich die Überzeugung, die auch Hilary, Tony und Joshua teilten, daß Brunos Haß gegen seine Mutter so ausgeprägt und abgrundtief war, daß er nicht zögern würde, jede weitere Frau zu töten, die er für seine in einem neuen Körper aus dem Grab zurückgekehrte Mutter hielte. Während Hilary und Joshua auf der harten Besucherbank saßen und Kaffee tranken, den ihnen Laurenskis Sekretärin bereitete, übernahm Tony auf Laurenskis Bitte hin das Telefon und sprach mit zwei seiner Vorgesetzten in Los Angeles. Offenbar tat das seine Wirkung, denn am Ende versprachen die Behörden in Los Angeles, daß sie ihrerseits sofort in Aktion treten würden. Von der Annahme ausgehend, daß der Psychopath Hilarys Haus beobachten würde, einigte man sich auf eine vierundzwanzigstündige Überwachung Westwoods.
    Jetzt, da die Unterstützung der Polizei von Los Angeles sichergestellt schien, setzte der Sheriff schnell ein Rundschreiben mit den wichtigsten Fakten des Falles auf, das an sämtliche Polizeidienststellen im nördlichen Kalifornien verteilt werden sollte. Gleichzeitig wurde in dem Rundschreiben um Informationen über irgendwelche ungelösten Morde an jungen, attraktiven, brünetten Frauen mit braunen Augen gebeten, die sich in den letzten fünf Jahren außerhalb der Zuständigkeit Laurenskis ereignet hatten – insbesondere Mordfälle, bei denen man den Opfern den Kopf abgeschnitten oder sie sonstwie verstümmelt hatte. Während Hilary dem Sheriff dabei zusah, wie er seinen Angestellten und Hilfssheriffs Anweisungen erteilte, und in ihrem Kopf die Ereignisse der letzten vierundzwanzig Stunden Revue passieren ließ, beschlich sie das Gefühl, alles ginge viel zu schnell, wie ein Wirbelwind, und dieser Wind – angefüllt mit Überraschungen und häßlichen Geheimnissen, wie die Last von Erdbrocken und Unrat bei einem Tornado – schleppe sie auf einen Abgrund zu, den sie noch nicht ausmachen konnte, aber in den sie vielleicht geschleudert werden würde. Sie wünschte, sie könnte sich mit beiden Händen irgendwo festhalten, die Zeit anhalten, dafür sorgen, daß sie langsamer verginge, sich ein paar Tage Ruhe gönnen, um über all das nachzudenken, was sie gerade erfahren hatte. Sie vertrat die Überzeugung, überstürztes Handeln sei jetzt das Verkehrteste und berge sogar tödliche Gefahren in sich; aber die Maschinerie des Gesetzes, die jetzt in Gang geraten schien, ließ sich nicht mehr aufhalten. Und die Zeit konnte man nicht zügeln wie ein hitziges Pferd.
    Sie konnte nur hoffen, daß sie unrecht hatte und daß kein Abgrund vor ihr lag.
    Um 17.30 Uhr, nachdem Laurenski die Gesetzes-maschinerie angekurbelt hatte, bemühten er und Joshua sich telefonisch, einen Richter ausfindig zu machen. Schließlich fanden sie einen, Richter Julian Harwey, den der Fall Frye merklich faszinierte. Harwey erachtete es schließlich auch für notwendig, die Leiche wieder auszugraben und sie zu Zwecken der Identifikation einer Anzahl von Tests zu unterziehen. Spätestens bei der Festnahme des zweiten Bruno Frye und seiner anschließenden psychiatrischen Untersuchung würde die Staatsanwaltschaft unwiderlegbare Beweise brauchen, daß es sich um eineiige Zwillinge gehandelt hatte. Harwey war bereit, eine Anordnung zur Exhumierung der Leiche zu unterzeichnen; schon um 18.30 Uhr hielt der Sheriff das entsprechende Papier in der Hand.
    »Die Arbeiter werden das Grab nicht im Dunkeln öffnen können«, meinte Laurenski. »Aber ich werde dafür sorgen, daß sie bei Morgengrauen bereitstehen.« Er führte eine Anzahl weiterer Telefonate, eines mit dem Direktor des Napa County Memorial Parks, in dem Frye begraben lag, ein weiteres mit dem Leichenbeschauer, der die Obduktion durchführen sollte, sobald man ihm den Leichnam gebracht hatte, und eines mit Avril Tannerton, dem Leichenbestatter, um bei diesem zu veranlassen, daß er die Leiche in das Pathologie-Labor des Leichenbeschauers brachte. Als Laurenski schließlich auflegte, meinte Joshua: »Jetzt wollen Sie wahrscheinlich das Frye-Haus durchsuchen.« »Unbedingt«, nickte Laurenski. »Wir brauchen Beweise, daß dort mehr als ein Mann gelebt hat. Und sollte Frye wirklich andere Frauen ermordet haben, dann finden wir vielleicht dort Beweise. Außerdem glaube ich, es wäre vielleicht eine gute Idee, sich auch das Haus auf der Klippe anzusehen.«
    »Das neue Haus können wir jederzeit durchsuchen«, erklärte Joshua. »Aber in

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