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Flüstern in der Nacht

Flüstern in der Nacht

Titel: Flüstern in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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er sich seinen Lebensmittelvorrat dort anlegen. Er ging in das Schlafzimmer, holte einen großen Koffer aus dem Schrank, trug ihn in die Küche und füllte ihn mit Pfirsich- und Birnenkonserven und Gläsern mit Erdnußbutter und Oliven und Konfitüre – wobei er jedes Glas in Papierhandtücher wickelte, um es vor Bruch zu schützen – und dazu noch Dosen mit kleinen Wiener Würstchen. Als er mit dem Packen fertig war, erschien der große Koffer außergewöhnlich schwer, aber er hatte die Muskeln dazu, um ihn tragen zu können.
    Seit letzter Nacht in Sallys Haus in Culver City hatte er nicht mehr geduscht und kam sich schmutzig vor. Schmutz war ihm unangenehm, erinnerte ihn immer an das Wispern und die widerwärtigen Krabbelbiester und den finsteren Ort tief im Boden. Er entschied, daß er ein kurzes Duschbad riskieren könnte, ehe er die Lebensmittel in das Haus auf der Klippe brachte, auch wenn das bedeutete, daß er ein paar Minuten lang nackt und schutzlos sein würde. Aber auf dem Weg zum Schlafzimmer und dem darunterliegenden Bad durchs Wohnzimmer schleichend, hörte er von der Straße Fahrzeuge herannahen. In der völligen Stille der Wälder klangen die Motoren unnatürlich laut.
    Bruno rannte zu einem Fenster vorn und schob die Gardinen ein Stück auseinander, um hinaussehen zu können.
    Zwei Wagen. Vier Scheinwerfer. Sie kamen den Abhang zur Lichtung herauf. Katherine. Das Miststück! Das Miststück und ihre Freunde. Ihre toten Freunde. Vom Schrecken gepackt rannte er in die Küche, riß den Koffer an sich, blies die Kerze aus, die er trug, und steckte sie ein. Er verließ das Haus durch die Hintertür und rannte über die Rasenfläche auf die Deckung bietenden Rebstöcke zu, die er in dem Augenblick erreichte, als die Fahrzeuge vor dem Haus parkten. Geduckt, den Koffer hinter sich herziehend und sich jedes noch so leisen Geräusches bewußt, das er erzeugte, arbeitete Bruno sich zwischen den Rebstöcken durch. Er schlug einen Bogen um das Haus, bis er die Fahrzeuge sehen konnte. Er stellte den Koffer ab, legte sich daneben auf den Boden, preßte sich dort, wo die Schatten am dichtesten waren, in die feuchte Erde. Er sah zu, wie die Leute aus den Fahrzeugen stiegen, und jedesmal, wenn er ein Gesicht erkannte, schlug sein Herz schneller. Sheriff Laurenski und ein Hilfssheriff. Also gehörte auch die Polizei zu den Untoten! Damit hatte er bisher nie gerechnet. Joshua Rhinehart. Der alte Anwalt war also auch ein Verschwörer! Er gehörte zu Katherines Freunden aus der Hölle. Und da war sie selbst! Das Miststück. Das Miststück in ihrem glatten neuen Körper. Und dieser Mann aus Los Angeles. Sie gingen alle ins Haus.
    In einem Raum nach dem anderen flammte die Beleuchtung auf. Bruno versuchte sich zu erinnern, ob er irgendwelche Spuren während seines Besuches hinterlassen hatte. Vielleicht war Wachs von seiner Kerze getropft. Aber sie würden nicht erkennen können, ob es sich um frisches oder etliche Wochen altes Wachs handelte. Den Löffel hatte er in dem Eiskrembehälter gelassen, aber auch das konnte schon vor langer Zeit geschehen sein. Gott sei Dank hatte er nicht geduscht! Das Wasser auf dem Boden der Duschkabine und das feuchte Handtuch hätten ihn verraten; hätten sie ein erst vor kurzer Zeit benutztes Handtuch gefunden, dann hätten sie sofort gewußt, daß er nach St. Helena zurückgekehrt war, hätten die Suche nach ihm sofort verstärkt. Er stand auf, ergriff den Koffer und rannte, so schnell er konnte, durch die Weingärten. Zuerst eilte er in nördlicher Richtung auf die Kelterei zu und dann nach Westen zur Klippe. Zum Haus auf der Klippe würden sie nie kommen, um nach ihm zu suchen. Nicht einmal in einer Million Jahren. In dem Haus auf der Klippe würde er sicher sein, weil sie denken, er hätte zuviel Angst, um dorthin zurückzukehren.
    Versteckte er sich dort auf dem Dachboden, so würde er Zeit zum Nachdenken, Planen und Organisieren haben. Er durfte unter keinen Umständen etwas überstürzen. Er hatte in letzter Zeit nicht mehr besonders klar gedacht, seit seine andere Hälfte gestorben war, und er wagte nicht, gegen das Miststück vorzugehen, solange er nicht alle Eventualitäten gründlich durchdacht und Pläne dafür entwickelt hätte.
    Er wußte jetzt, wie er sie finden konnte: über Joshua Rhinehart. Er konnte sie also jederzeit in seine Gewalt bekommen, wann immer er das wollte.
    Aber zuerst brauchte er Zeit, um sich einen hieb- und stichfesten Plan auszudenken. Er konnte kaum

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