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Fluesterndes Gold

Fluesterndes Gold

Titel: Fluesterndes Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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Bei-mir-bist-du-sicher-Gehabe drauf. Nicht, dass es etwas gäbe, wovor ich mich fürchten müsste. Was tun Elfen? Sie tollen fröhlich in Blumengärten herum, oder?
    Nur dieser Kerl zeigt auf mich.
    Ich gehe hinüber zu dem Fenster, das auf die Einfahrt, den Wald und den Rasen hinaus geht. »Ich bin albern.«
    Ich starre auf den dämmrigen Rasen hinaus. Der angrenzende Wald scheint voller Geheimnisse, voller unerklärlicher Dinge zu stecken.
    Ich hätte als Kind nicht all diese gruseligen Bücher lesen sollen. Was hat mein Dad sich dabei gedacht, sie alle im Hause aufzubewahren? Mein Herz zieht sich qualvoll zusammen, und dann kommt der Schmerz.
    Mein Dad. Es ist so schwer, auch nur an ihn zu denken.
    Ich wende mich vom Fenster ab und setze mich auf die Couch, wo er immer gesessen hat. Ich verberge das Gesicht in den Händen und schaukle ein bisschen vor und zurück, aber ich weine nicht.
    Nicht mehr.
    Betty stürzt aus der Küche und bringt den Geruch nach verbranntem Fleisch mit.
    »Ich habe die Schweinekoteletts ermordet, sie zu Tode gebraten«, verkündet sie.
    »Schon okay.«
    »Ich habe noch Dosensuppe … Hühnersuppe mit Nudeln.«
    »Cool.«
    Sie mustert mich. »Okay. Was ist los?«
    »Erzähl mir von dem Jungen, der seit letzter Woche fehlt. Was ist passiert?«
    Betty dreht sich um und schaut kurz aus dem Fenster. »Es ist fast dunkel. Du solltest vor Einbruch der Dunkelheit zurück sein. Du kennst die Straßen hier nicht. Sie sind gefährlich.«
    »Ich war bei Issie.«
    »Ach, das ist gut. Sie ist ein nettes Mädchen. Hat Hummeln im Hintern. Ihre Eltern arbeiten bei der Bank.«
    »Hm-Hm, ja … Ich bin sozusagen ein bisschen von der Straße abgekommen. Aber am Auto ist nichts kaputt! Ehrenwort. Nick hat mich rausgeschoben.«
    »Nick?« Sie wischt sich mit dem Geschirrtuch, das mit Elchen bedruckt ist, die Stirn ab, und bedeutet mir dann, ihr in die Küche zu folgen. »Nick Colt?«
    Ich nicke.
    »Du hast dir nichts getan? Bist du zu schnell gefahren?«
    »Es war glatt.«
    Sie nimmt alles auf. »Er ist ein guter Junge. Süß. Spar dir deine Seufzer. Er ist süß.«
    »Erzähl mir von dem Jungen, bitte.«
    »Er war abends allein draußen unterwegs. Er geht in die achte Klasse. Morgens ist er nicht wiederaufgetaucht.«
    »Na und? Das ist doch alles ganz normal?«
    »Nein. Wir haben Suchtrupps zusammengestellt. Die Bundespolizei ist auch gekommen.« Ihre Schuhe klappern auf dem Holzboden. »Du zeigst ja wieder richtig Interesse. Vielleicht hat Maine dir schon gutgetan.«
    Ich beschließe, ihre psychologische Analyse zu übergehen. »Hat die Polizei schon irgendwelche Hinweise?«
    Sie öffnet den Geschirrschrank und nimmt zwei mikrowellengeeignete Behälter für die Suppe heraus. »Nein.«
    »Und was denkst du?«
    Mit einem leisen Plop nimmt sie die Plastikdeckel von den Behältern und öffnet die metallenen Deckel der Suppendosen. Ich warte, bis sie den Inhalt auf die zwei Behälter verteilt und diese für sechzig Sekunden in die Mikrowelle gestellt hat.
    Schließlich sagt sie: »Ich glaube, er ist abgehauen.«
    Ich warte. Sie dreht sich herum und lehnt sich gegen die Küchentheke, als ob das Stehen zu anstrengend wäre. »Also gut … vor langer Zeit ist so etwas schon einmal passiert. Es ist fast zwanzig Jahre her. Auf einmal verschwanden Jungen. Keine Mädchen. Nur Jungen. Einer pro Woche. Immer abends. Es ging durch die Nachrichten im ganzen Land.«
    Die Uhr an der Mikrowelle zählt die Sekunden zurück und nähert sich langsam der Null.
    »Mom und Dad haben mir nie davon erzählt.«
    »Natürlich nicht. Hier erinnert sich niemand gern daran.«
    »Und du glaubst jetzt, dass es wieder passiert.«
    »Ich hoffe bei Gott, dass nicht.«
    »Aber es könnte sein.«
    Die Mikrowelle piept. Grandma Betty kippt die Schweinekoteletts in die Mülltonne. »Es könnte sein, aber vielleicht ist er wirklich nur weggelaufen.«
    »Im Ernst, warum hat Mom mich hierher geschickt? Schließlich wird hier ein Junge vermisst.«
    »Wird in Charleston nie jemand vermisst? Ich wette, dass die Mordrate dort viel höher ist.« Sie schluckt. Dann holt sie Luft durch die Nase, als fürchte sie, niemals wieder atmen zu dürfen. »Sie dachte, sie würde das Richtige tun. Es ist ihr nicht leichtgefallen, Zara. Du hast dich nicht mehr verhalten wie ein lebendiger Mensch. Sie dachte, ein Tapetenwechsel würde dir guttun.«
    »Stand es wirklich so schlimm um mich?«
    Sie schaut durch das Fenster über der Spüle, vorbei an den alten Isolatoren

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