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Flug 2039

Flug 2039

Titel: Flug 2039 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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dröhnt durchs Stadion. Ich sage:
    DER ENDSTAND DES HEUTIGEN SPIELS WIRD SEIN WIE FOLGT: DIE COLTS GEWINNEN GEGEN DIE CARDINALS MIT SIEBENUND-ZWANZIG ZU VIERUNDZWANZIG. DiE CoLTS WERDEN DAS HEUTIGE SUPERBOWL MIT DREI PUNKTEN VORSPRUNG GEWINNEN.
    Und dann ist auf einmal die Hölle los.
     
    Und noch schlimmer als das: Soeben ist Triebwerk Nummer zwei ausgefallen. Allein hier oben in Flug 2039, sind mir nur noch zwei Triebwerke geblieben.

Kapitel 15
    Die Sache geht so: Man nimmt einen Bogen Abdeckpapier und faltet ihn um ein Blatt weißes Papier. Zwischen die gefalteten Papiere schiebt man einen Kupon. Darauf legt man einen Bogen Aufkleber. Dann faltet man einen Briefbogen um das alles und stopft es in einen Umschlag.
    Man klebt das entsprechende Adressetikett auf den Umschlag, und schon hat man drei Cent verdient.
    Macht man das dreiunddreißigmal, hat man fast einen Dollar verdient.
    Was wir heute Abend hier machen, ist Adam Bransons Idee.
    Der Brief, den ich gerade falte, hebt folgendermaßen an:
    Enthält das Wasser, das ins Haus WILSON kommt, gefährliche Parasiten?
    Was wir hier machen, soll eine todsichere Sache sein.
    Das Abdeckpapier um das weiße, der eingelegte Kupon, der Bogen Aufkleber, das Briefpapier – das alles kommt in den Umschlag, und wieder bin ich dem Entkommen drei Cent näher.
    Enthält das Wasser, das ins Haus CAMERON kommt, gefährliche Parasiten?
     
    Wir drei sitzen um den Esszimmertisch herum, Adam und Fertility und ich, und füllen diese Umschläge. Um zehn schließt die Heimleiterin die Haustür ab und kommt auf dem Rückweg zur Küche bei uns vorbei, um zu fragen, ob es unserer Tochter schon etwas besser gehe. Haben die Ärzte ihr helfen können? Wird sie überleben?
    Fertility, die noch Reis in den Haaren hat, sagt: »Wir sind noch nicht übern Berg.«
    Natürlich haben wir gar keine Tochter.
    Dass wir eine Tochter haben, war Adam Bransons Idee.
    Mit uns im Haus sind drei oder vier Familien, Kinder und Eltern, die über Krebs und Chemotherapie reden, über Verbrennungen und Hauttransplantationen. Staphylokokkeninfektionen. Die Heimleiterin fragt, wie unsere Kleine denn heißt.
    Adam und Fertility und ich sehen uns an. Fertility streckt gerade die Zunge heraus, um am Verschluss eines Umschlags zu lecken. Wenn ich Adam ansehe, glaube ich ein Bild von mir aus früheren Tagen zu erblicken.
    Gleichzeitig sagen wir drei verschiedene Namen.
    Fertility sagt: »Amanda«
    Adam sagt: »Patty.«
    Ich sage: Laura. Nur dass die drei Namen sich überlappen.
    Unsere Tochter.
    Die Heimleiterin sieht mich in den verbrannten Resten meines weißen Smokings an und fragt, warum unserer kleine Tochter denn im Krankenhaus sei.
    Gleichzeitig nennen wir drei verschiedene Krankheiten.
    Fertility sagt: »Skoliose.«
    Adam sagt: »Polio.«
    Ich sage: Tuberkulose.
    Die Heimleiterin sieht uns beim Falten zu, das Gelbe ins Weiße, Kupon, Aufkleber, Briefbogen; dann wandert ihr Blick zu den Handschellen an meinem Handgelenk.
    Enthält das Wasser, das ins Haus DIXON kommt, gefährliche Parasiten?
    Adam hat uns hierher gebracht. Nur für eine Nacht, sagt er. Hier ist es sicher. Ich bin ja jetzt ein Massenmörder, und Adam weiß, wie wir morgen früh nach Norden kommen können, nach Kanada, aber fürs Erste mussten wir untertauchen. Wir brauchten etwas zu essen. Wir mussten etwas Geld verdienen, und deshalb hat er uns hierher gebracht.
    Zuvor haben die Massen im Stadion den Polizeikordon über den Haufen gerannt. Zuvor hat meine fingierte Hochzeit stattgefunden. Der Agent war tot, und die Polizei schlug sich tapfer, mein Leben zu retten, damit man mich später wegen Mordes würde hinrichten können. Kaum hatte ich den Sieg der Colts verkündet, ergoss sich der Inhalt des gesamten Superdome-Stadions aufs Spielfeld. Die Handschelle hatte sich bereits um eines meiner Handgelenke geschlossen, aber gegen die Stampede der Betrunkenen, die von den Seitenlinien auf uns zustürmte, hatte die Polizei keine Chance.
    Irgendwo spielte das Orchester die Nationalhymne.
    Aus allen Richtungen stürzen Leute von den Tribünen aufs Spielfeld. Mit geballten Fäusten rennen sie über den Rasen auf uns zu. Die Arizona Cardinals in ihren Trikots. Die Indianapolis Colts sitzen noch auf ihrer Bank, lachen sich kaputt und klatschen sich triumphierend ab.
    Als die Polizisten den Rand der Hochzeitsbühne erreichen, trete ich auf den Schalter, und fünftausend weiße Tauben fliegen wie eine massive Mauer um mich auf.
    Die Tauben halten die

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