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Flug in Die Nacht

Flug in Die Nacht

Titel: Flug in Die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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zu wirken, denn Chin hielt den Mund und begnügte sich damit, Leing zornig anzustarren.
    Ministerpräsident Cheung ergriff das Wort. »Bitte übermitteln Sie unseren Vorschlag schnellstens und streng vertraulich an Ihre Regierung. Wir erwarten Ihre Antwort.«

7
Andersen Air Force Base, Guam Donnerstag,
29. September 1994,13-34 Uhr Ortszeit
    »Mann, in Arkansas weiß man eigentlich, was hohe Luftfeuchtigkeit ist«, sagte Jon Masters. »Aber Guam schlägt Blytheville sechs zu null!« Das waren Masters’ erste Worte, als er auf der Andersen Air Force Base aus seiner umgebauten DC-10 stieg. Alles um ihn herum wirkte feucht: die Fahrtreppe, der Asphalt des Vorfelds, alles. Jeder Atemzug erforderte bewußte Anstrengung, und Kleidungsstücke wie Unterhemden und lange Hosen erwiesen sich als persönliche Hypothek.
    Dem konnte General Brad Elliott nur zustimmen. Obwohl er im Vietnamkrieg als B-52-Pilot einige Monate auf dieser winzigen Tropeninsel stationiert gewesen war, hatte er sich nie an die extrem hohe Luftfeuchtigkeit gewöhnen können, die Tag und Nacht hundert Prozent zu betragen schien. Und die täglichen Gewitter gegen fünfzehn Uhr machten die Sache keineswegs besser – man kam sich im Gegenteil vor, als ertrinke man in unsichtbaren Fluten.
    Guam war seit dem Spanisch-Amerikanischen Krieg des Jahres 1898 ein Dreh- und Angelpunkt amerikanischer Militärpräsenz im Pazifik gewesen. Die Japaner hatten Guam am 7. Dezember 1941 gleichzeitig mit dem Überfall auf Pearl Harbor besetzt; sie wurden 1944 nach tagelangen amerikanischen Bombenangriffen vertrieben, und die Militarisierung der Insel begann.
    Von den drei 1944 bis 1950 auf Guam angelegten Stützpunkten für Bomber B-29, B36 und B-47 war nur noch die Andersen AFB mit ihren beiden gut dreitausend Meter langen Landebahnen in Betrieb. Auf dem Höhepunkt des Vietnamkriegs waren dort 1972 für das Unternehmen Bullet Shot über hundertfünfzig B-52 stationiert gewesen. Bis 1990 hatte die amerikanische Luftwaffe alle Bomber B-52 und Tanker KC-135 abgezogen, so daß jetzt auf der Andersen AFB nur noch ein Geschwader stationiert war: die 633rd Air Base Wing der Pacific Air Forces.
    Aber Elliott und Masters wußten, daß sie bald wieder ein wichtiger Stützpunkt werden würde.
    Zuvor hatte Masters noch über den Vereinigten Staaten zwei ALARM-Trägerraketen gestartet. Der junge Ingenieur und Wissenschaftler konnte kaum glauben, daß seine NIRT-Sats für ein Unternehmen eingesetzt wurden, das zu Amerikas Reaktion auf eine bedrohliche Atomexplosion gehörte. Gab es eine bessere Werbung für Sky Masters, Inc., als von der amerikanischen Regierung in einer Krisensituation um Hilfegebeten zu werden?
    Leider waren seine Kollegen im Verwaltungsrat davon weniger begeistert gewesen. Auf Veranlassung von General Curtis hatte die Firma den Auftrag erhalten, schnellstens zwei Trägerraketen und sechs Satelliten im Gesamtwert von dreihundert Millionen Dollar zu liefern. Masters hatte viel Überzeugungsarbeit leisten müssen, denn vor allem Helen Kaddiri war dagegen gewesen, für andere Kunden bestimmte Satelliten an den Staat zu verkaufen. Aber zuletzt hatte der Verwaltungsrat – selbst Kaddiri – doch zugestimmt.
    Trotzdem wurde das ALARM-Programm damit auf eine harte Bewährungsprobe gestellt, aber dafür hatte Jon Masters das System ursprünglich entworfen: Zwölf Stunden nach der Auftragsvergabe starteten zwei Trägerraketen, die zwei völlig unterschiedliche Satellitenkonstellationen in niedrige Umlaufbahnen brachten – nicht etwa einzelne Satelliten, sondern ganze Ketten von miteinander in Verbindung stehenden kleinen High-Tech-Satelliten.
    Zum Glück klappten beide Starts einwandfrei. Bis Masters mit seiner DC-10 wieder in Arizona gelandet war, die Maschine mit der Ausrüstung beladen hatte, die er für das STRATFOR-Team brauchte, und anschließend nach Guam geflogen war, befanden seine NIRTSats sich in den richtigen Umlaufbahnen und waren hundertprozentig funktionsfähig.
    Die Aufklärungssatelliten umkreisten die Erde in fast siebenhundert Kilometer Höhe auf Äquatorialbahnen, während die Fernmeldesatelliten in dreihundert Kilometer Höhe um vierzig Grad versetzt waren, um ihre Daten direkt an Bodenstationen in den Vereinigten Staaten und auf Guam übermitteln zu können. Masters setzte bei diesem Unternehmen alles auf eine Karte – und wäre zugleich jede Wette eingegangen, daß Helen Kaddiri während seiner Abwesenheit einen Staatsstreich innerhalb der Firma

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