Flug in Die Nacht
morgens mit dem Wecken; nach einer halben Stunde Turnen folgten Waschen, Anziehen und Frühstück. Die Morgeninspektion begann um 6.15 Uhr, und die Meldungen der einzelnen Abteilungen gingen bis 6.50 Uhr beim Kapitän ein. Bis sieben Uhr erstatteten die Ersten Offiziere der Begleitschiffe der Hong Lung und die Kommandeure der drei weiteren Kampfgruppen in den Gewässern südlich der Philippinen dem Chef der Operationsabteilung Bericht. Aus ihren Meldungen stellte der Chef von Yins Operationsabteilung einen morgendlichen Lagebericht zusammen, den er dem Admiral pünktlich um 7.15 Uhr vortrug.
Als erstes erhielt Yin eine Zusammenfassung aller aus Peking und dem Oberkommando der Südmeerflotte in Zhanjiang eingegangenen Funksprüche, die nicht so wichtig waren, daß sie ihm sofort hätten vorgelegt werden müssen.
Dann folgten ein Bericht über die Lage im Einsatzgebiet und eine Zusammenfassung nachrichtendienstlicher Erkenntnisse.
Der Chef von Yins Operationsabteilung, Kapitän Sun Ji Guoming, verbeugte sich tief, bevor er begann: »Genosse Admiral, es ist mir eine Ehre, Ihnen folgenden Lagebericht – Stand fünf Uhr Ortszeit – vorzutragen:
Gefährdet sind die gegenwärtig vor den Philippinen eingesetzten Kräfte unserer Kriegsmarine durch eine Trägerkampfgruppe der US Navy um den Flugzeugträger Independence, die in der Luzon-Straße operiert, die nach Guam verlegte Fünfundzwanzigste Infanteriedivision der US Army, auf Okinawa mobilisierte und mit dieser Trägerkampfgruppe operierende Teile der Dritten Division des US Marine Corps sowie das nach Guam verlegte Erste Geschwader der Air Battle Force der US Air Force. Zu berücksichtigen ist dabei, daß alle genannten Einheiten erst sechzig bis siebzig Prozent ihrer Sollstärke erreicht haben.
Teile der Fünfundzwanzigsten Infanteriedivision der US Army – mindestens achttausend Mann – sind vor kurzem aus Hawaii auf die Andersen Air Force Base verlegt worden. Sie sollen eine leichte, bewegliche Eingreiftruppe bilden, aber nach unseren Erkenntnissen reichen die Transportkapazitäten nicht aus, um sie auf dem Luft- oder Seeweg rasch auf die Philippinen zu bringen. Sollte sie dorthin verlegt werden, könnten wir ihr auf Mindanao schon jetzt doppelt so starke und auf Luzon viermal stärkere eigene Kräfte entgegenstellen.
Auch die Dritte Marine-Division und Teile des Ersten Geschwaders des Marine Air Corps gehören zur Trägerkampfgruppe mit der Independence, die sechzig Kilometer nordöstlich der Insel Y’ami in der Luzon-Straße und damit dreihundertfünfzig Kilometer nördlich der Philippinen steht. Nach unserer Einschätzung ist sie gegenwärtig nicht in Position, um Ziele auf Luzon anzugreifen; sie könnte jedoch in vierundzwanzig Stunden mit Luftangriffen beginnen und in achtundvierzig Stunden ein Landungsunternehmen durchführen. Die amerikanische Kampfgruppe besteht aus sechzehn Kriegsschiffen, zehn Versorgungsschiffen, vier bis sechs U-Booten – vielleicht auch mehr, die genaue Anzahl ist nicht bekannt –, zwanzig Jägern und fünfzig Jagdbombern.
Das Fünfte Marine-Expeditionskorps auf Hawaii ist ins Philippinische Meer verlegt worden und steht dort mit etwa fünftausend Marineinfanteristen, vierzig Kampfhubschraubern und dem Kipprotorflugzeug MV-22, das offenbar Samar und den abgeschossenen Piloten von Mindanao abgeholt hat. Auch dieser Verband könnte in vierundzwanzig bis achtundvierzig Stunden Ziele auf den mittleren Philippinen angreifen. Die Kampfgruppe besteht aus zwei Landungsschiff-Transportern, vier Panzertransportern und vier Versorgungsschiffen.
Die größte Gefahr für unsere auf den südlichen Philippinen eingesetzten Kräfte ist von der Trägerkampfgruppe um die Ranger ausgegangen«, fuhr Kapitän Sun fort. »Der Flugzeugträger ist schwer beschädigt und praktisch nicht mehr einsatzfähig. Er wird nach Pearl Harbor auf Hawaii geschleppt und ist allenfalls noch für Hubschrauber benutzbar.«
Admiral Yin Po L’un nickte anerkennend.
«Nach letzten Berichten haben ein Zerstörer und ein Lenkwaffenkreuzer der Ranger-Gruppe von Indonesien aus Kurs auf die Célebes-See genommen und gelangen innerhalb der nächsten vier bis fünf Stunden in Reichweite der Lenkwaffen einiger unserer Schiffe. Zu ihnen stoßen soll eine Gruppe von sechs Schiffen, die unter Führung des Schlachtschiffs Wisconsin Hawaii verlassen hat; dieser Verband mit Marschflugkörpern Tomahawk zum Einsatz gegen Landziele ist vermutlich in drei bis fünf Tagen in
Weitere Kostenlose Bücher