Flug in Die Nacht
gingen ihm durch den Kopf:
Höchstbelastung beim Abfangen, Belastungsgrenzen der aus Verbundwerkstoffen bestehenden Bauteile, höchste Anstellwinkel bei verschiedenen Geschwindigkeiten, Überziehungsgeschwindigkeit und …
»Jäger!« kreischte Atkins plötzlich. »Zwölf Uhr … Jesus, sehr nahe, X-Band-Dopplerradar … ein chinesischer Jäger JS-7. Mann, der hat uns praktisch schon … !«
»Erfassen und angreifen!« befahl Carter. Er vergewisserte sich mit einem raschen Blick, daß die Schalter seines Waffenpults auf Angriff standen. »Besatzung, klar zum Sturzflug.«
Scott reagierte als erster und drückte die Sendetaste seines Angriffsradars, damit es die anfliegenden Jäger erfaßte. »Zwei Ziele bei zwölf Uhr, Annäherungsgeschwindigkeit elfhundert Knoten … weitere Ziele im Steigflug, Entfernung zunehmend, scheinen abzufliegen … die beiden anfliegenden Jäger sind erfaßt … «
Fast gleichzeitig schaltete Atkins seine nach vorn gerichteten Störsender ein, um das X-Band-Feuerleitradar wirkungslos zu machen. Und er hielt sich bereit, weitere Störsender gegen das Skyranger-Radar einzusetzen, sobald es eingeschaltet wurde …
Karbayjal aktivierte seine Waffencomputer und verfolgte, wie die Lenkwaffen AIM-120 Scorpion in Bruchteilen von Sekunden ihren automatischen Selbsttest durchführten. »BIT-Checks abgeschlossen, Datenübertragung abgeschlossen …
Lenkwaffenstart!« Am Cockpit schossen grellweiße Feuer-Strahlen vorbei, als die beiden radargelenkten Jagdraketen in die Dunkelheit davonrasten.
In diesem Augenblick beobachtete Kellerman auf dem Bildschirm ihres Seitensichtradars mehrere tieffliegende Objekte, die sie von links überholten. Sie bildeten einen allmählich breiter werdenden Schwärm aus unterschallschnellen Lenkflugkörpern, die nach Nordwesten flogen. »Tomahawks gestartet, Tomahawks gestartet!« rief sie aus.
»Raketen auf Kurs … aktive Sucher eingeschaltet … eine Scorpion nicht mehr auf Kurs, Steuerung scheint versagt zuhaben«, meldete Karbayjal. Carter konnte beobachten, wie die Feuerspur der rechten Jagdrakete leicht erratisch wurde, bevor die AIM-120 sich selbst zerstörte. »Eine Rakete nicht mehr auf Kurs.«
»Besatzung, wir gehen runter«, kündigte Carter an. »Nancy, du paßt auf, daß wir im grünen Bereich bleiben. Achtung, es geht los … « Carter zog die acht Leistungshebel der Megafortress auf siebzig Prozent Leistung zurück, wartete ab, bis ihre Fahrt sich um fünfzig Knoten verringert hatte, fuhr die Sturzflugbremsen aus, legte die EB-52 in eine steile Rechtskurve und hielt dabei den Steuerknüppel leicht gedrückt, um ein Überziehen zu vermeiden. Da die riesigen Tragflügel jetzt nicht mehr genügend Auftrieb lieferten, verlor der zweihundert Tonnenschwere Bomber mit schwindelerregender Geschwindigkeit an Höhe …
Das Radarziel in seinem Feuerleitradar Cyrano IV ging plötzlich so schnell tiefer, daß die Radarantenne ihm kaum folgen konnte – es schien abzustürzen, obwohl noch gar keine Jagdrakete abgeschossen worden war …
Im nächsten Augenblick begann die Signalleuchte »Raketenstart« seines Radarwarners hektisch zu blinken.
»Liang Zwo, ausweichen!« rief er über Funk. Daraufhin stieg sein Rottenflieger mit dem Jäger J-7 nach rechts weg, während die leistungsfähigere JS-7, die rascher wieder in Angriffshöhe gelangen konnte, im Sturzflug nach links abdrehte. Außerdem war die JS-7 mit Störsendern, Düppeln und Leuchtkörpern ausgerüstet, und ihr Pilot vergewisserte sich, daß diese Abwehrmittel aktiviert waren, bevor er seinerseits zum Angriff überging. »Fayling, Fayling, Liang Zwo wird mit Raketen angegriffen!« Er stieß Düppel und Leuchtkörper aus, zog die JS-7 nach rechts, schaltete den Nachbrenner ein und zog den Steuerknüppel zurück, um den Bomber wiederzufinden …
Dann sah er weit über und etwas hinter sich einen grellen Lichtblitz, aus dem sich eine Feuerspur entwickelte, und wußte, daß sein Rottenflieger getroffen war. »Fayling, Liang-507 ist getroffen. 507, hören Sie mich? Ihre Maschine brennt!
Ich wiederhole: Ihre Maschine brennt. Aussteigen! Sofort aussteigen!« Keine Antwort. Die Feuerspur wurde breiter, bis der Jäger J-7 trudelnd ins Meer stürzte und verschwand.
An Bord des Zerstörers »Kaifeng«
Die Radarechos erschienen zunächst als Hubschrauber und wurden vom dreidimensionalen Luftraumüberwachungsradar Sea Eagle des Zerstörers Kaifeng als solche klassifiziert, aber dann zeigte sich, daß diese
Weitere Kostenlose Bücher