Flug in Die Nacht
Raketenwarnsystem in Betrieb, Düppel und Leuchtkörper einsatzbereit, Lenkwaffe HARM wird zum Einsatz gegen dieses Radar programmiert …
Scheiße, Scheiße! Das Charlie-Band-Feuerleitradar schaltet auf Modus Charlie drei um … «
Die Leuchtschrift »Raketenwarnung« erlosch; dafür blinkte jetzt »Kontakt Lenkwaffenradar« auf. »Feuerleitradar hat uns erfaßt!« rief McLanahan. »Störsender ein … möglichst sinken und beschleunigen.«
Dabei hatten sie die Sicherheitsmindesthöhe für Nachtflüge längst unterschritten: Die riesige B-2 befand sich in weniger als hundert Fuß Höhe über der Célebes-See, wo Cobb die Black Knight manuell fliegen mußte, weil der mit dem Terrainfolgeradar gekoppelte Autopilot die Maschine in Höhen unter zweihundert Fuß über Wasser nicht mehr fliegen konnte.
»Los, Jungs, wo, zum Teufel, seid ihr … ?«
In der nächsten Sekunde erhielt McLanahan genaue Angaben über Position und Entfernung des auf seinem SMFD dargestellten Zerstörers. Da er selbst weder Laser noch Radar einsetzte, mußte ihr Rottenflieger – der zweite Stealth-Bomber B-2 ihrer Angriffsformation – die Werte ermittelt und an sie weitergeleitet haben. Die Frage war jetzt nur: Wer würde den ersten Treffer erzielen?
An Bord des Zerstörers »Jinan«
»Erstes Luftziel erfaßt«, meldete der Radargast am Feuerleitradar für die Fla-Lenkwaffen HQ-91 auf dem Achterdeck der Jinan. »Leichte Störungen im unteren Bandbereich, schalte auf Frequenzwechsel um … Vorläufig keine Störungen, System einsatzbereit … «
»Verstanden«, bestätigte der Wachhabende in der Zentrale.»Abschußvorrichtung achtern – Meldung!«
Aus einem Magazin mit achtzehn Lenkwaffen fiel eine HQ-91 auf Führungsschienen und bekam von vier Technikern an Bug und Heck Dreiecksflossen gesetzt. Zwei weitere Techniker überprüften die Leitwerke, schoben die Lenkwaffe weiter und richteten sie abschußbereit auf. Gleichzeitig machte ein weiteres Team die zweite HQ-91 startbereit. In Startposition lief eine automatische Funktionskontrolle ab; zeigte sich dabei ein Defekt, neigte sich die Abschußvorrichtung selbständig nach vorn und ließ die Lenkwaffe eine Rutsche hinuntergleiten, damit sie dann instandgesetzt oder ausgemustert werden konnte.
Keine dreißig Sekunden nach dem Alarm war die Abschußvorrichtung achtern feuerbereit, während unter Deck zwei weitere Lenkwaffen mit angesetzten Leitwerken in Reservegehalten wurden. »Abschußvorrichtung achtem feuerbereit!«meldete der Bootsmann, der die HQ-91 abfeuern würde.
»Deck frei, Schuß frei in drei, zwo, eins … Schuß!« Der Bootsmann kontrollierte seine Anzeigen, umklammerte den Sicherheitsgriff, betätigte den Abzug und drückte mit dem Daumen auf den Feuerknopf. „Lenkwaffe eins gestartet …
Lenkwaffe zwo … «
»Lenkwaffen im Anflug!« meldete der Radargast am Überwachungsradar Sea Eagle plötzlich. »Peilung zwo-vier-eins … « Zwei Lenkwaffen AGM-84 SLAM der zweiten B-2 Black Knight in McLanahans Angriffsformation hatten das Feuerleitradar der HQ-91 unmittelbar nach dem Start der Fla-Lenkwaffen entdeckt und steuerten es jetzt an.
Aber die Lenkwaffen SLAM waren ähnlich wie die Marschflugkörper TACIT RAINBOW große unterschallschnelle Ziele, die das Feuerleitradar des Zerstörers mühelos erfassen konnte. Seine jetzt loshämmernde Flak konnte diese Ziele gar nicht verfehlen – beide Lenkwaffen SLAM wurden vernichtet, bevor sie auch nur in die Nähe der Jinan kamen.
Sein Abwehrfeuer machte den Zerstörer jedoch für die beiden von McLanahans B-2 abgefeuerten Lenkwaffen HARM verwundbar. Wie die Marschflugkörper TACIT RAINBOW steuerte auch die High-Speed-Antiradar Missile feindliche Radarsignale an, aber anstatt im Unterschallbereich aus großen Entfernungen anzufliegen und ein sehr einladendes Ziel abzugeben, war die über Mach drei schnelle HARM oft gar nicht zu entdecken. Je länger die Jinan die anfliegenden Lenkwaffen SLAM mit Radar verfolgte, desto leichter fanden die Lenkwaffen HARM ihre Ziele. Sie steuerten das Feuerleitradar der Jinan an, trafen die beiden Antennen und detonierten.
Obwohl die Lenkwaffen, deren Gefechtsköpfe kaum über zwanzig Kilogramm wogen, nur die beiden Radarantennen auf den hohen Antennenmasten der Jinan trafen, waren die Folgen für die Zentrale unter Deck fast so schlimm wie nach einer Atomdetonation: Der Strom fiel aus, aber während die Notbeleuchtung sofort aufflammte, waren die meisten Waffensysteme abgestürzt oder ganz
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