Flug in Die Nacht
Seite des High-Tech-Bombers sekundenschnell in einen riesigen gelben Feuerball.
Die Besatzung war augenblicklich tot, als die B-2 mit Urgewalt flach ins warme Wasser der Célebes-See klatschte.
Die bumerangförmige Maschine legte sich überschlagend noch mehrere tausend Meter auf der Meeresoberfläche zurück, bevor sie unter Wasser geriet und für immer verschwand.
»Treffer! Guter Treffer am zweiten Flugzeug!« In der Zentrale der Jinan brach Jubel aus …
… der aber sehr rasch wieder erstarb. »Achtung!
Anfliegende Lenkwaffen, mehrere Kontakte, Peilung …
Seitenwechsel, eins-vier-drei, Entfernung dreißig Meilen, Höhe … unter fünfzig Meter, Geschwindigkeit sechshundert Knoten!«
Das mußten die Lenkwaffen Tomahawk sein, die den Gegenangriff der Kaifeng überstanden hatten. »Sofort Funkspruch an alle Schiffe, Lenkwaffenwarnung, Abwehrfeuer gegen … «
»Bomber B-52 setzen Lenkwaffen ein, Peilung zwo-null-fünf, Entfernung einundfünfzig Seemeilen … starke Störungen auf sämtlichen Frequenzen … «
Von beiden Seiten anfliegende Lenkwaffen … eine, möglicherweise zwei B-2 über der Flotte … eine B-52, die keiner mehr im Auge behalten hatte … plötzlich herrschte das reinste Chaos. Als erstes mußte er die weniger als dreißig Meilen entfernten Tomahawks bekämpfen. Kapitän Jhijun kreischte so laut in die Bordsprechanlage, daß er gar keinen Verstärker gebraucht hätte: »Zentrale, Brücke, was ist mit den verdammten Tomahawks? Könnt ihr die abfangen?«
»Unser Radar wird stark gestört, aber ich glaube, daß wir mit manueller Nachführung zurechtkommen. Ich bin zuversichtlich, Genosse Kapitän. Aber die Zahl der anfliegenden Lenkwaffen ist unbekannt … «
»So viele wie irgend möglich bekämpfen!« wies Jhijun den Wachhabenden an. »Den Rest erledigt unsere Phalanx.« Außer mit 13-cm-Geschützen und 2,5-cm-Flakzwillingen war die Jinan mit zwei amerikanischen Maschinenkanonen Phalanx bewaffnet – mit vollautomatischen, radargesteuerten Revolverkanonen zur Nahbekämpfung anfliegender Lenkwaffen. Eigentlich eine Ironie des Schicksals, daß sie jetzt dazu dienen würden, amerikanische Lenkwaffen abzuschießen …
»Genosse Kapitän! Drei Bomber B-52, die im Abflug nach Westen gemeldet worden sind, drehen jetzt nach Norden ein und scheinen erneut angreifen zu wollen. Sie sind dreiundvierzig Seemeilen entfernt – an der äußersten Grenze der Reichweite unserer HQ-91.«
Zum Teufel mit ihnen! dachte Jhijun. Die Bomber sind außer Reichweite, aber wir haben wenigstens die Chance, diese Marschflugkörper abzuschießen, bevor sie die Landungsflotte erreichen. »Funkspruch an alle Schiffe: Mindestens drei, möglicherweise bis zu sechs Bomber B-52 und wenigstens eine B-2 aus Süden im Anflug auf den Golf von Davao. Zerstörer Jinan kann sie nicht bekämpfen, weil Marschflugkörper Tomahawk aus Südosten im Anflug.
Erbitten dringend Unterstützung durch Jäger und Schiffe.«
Die Antwort kam eine Minute später: »Genosse Kapitän, wir erhalten Unterstützung durch den Zerstörer Hong Lung.
Admiral Yin läßt Sie nochmals daran erinnern, daß Sie persönlich dafür verantwortlich sind, daß die Marschflugkörper Tomahawk vorrangig bekämpft werden.«
Kapitän Jhijun schluckte, als die Hong Lung erwähnt wurde, aber als er hörte, was Yin ihm mitteilen ließ, bekam er eine Gänsehaut. Er war sich darüber im klaren, daß jeder Marschflugkörper, den sie passieren ließen, ein Jahr Gefängnis und eine Degradierung um einen vollen Dienstgrad bedeuten würde. Seine Karriere – oder genauer gesagt sein Leben – hing jetzt davon ab, wie gut er diesen Auftrag erfüllte.
An Bord des Zerstörers »Hong Lung«sechzig Seemeilen westlich des Zerstörers »Jinan«
Im Lageraum des Flaggschiffs der chinesischen Flottille wurden auf drei großen Plexiglastafeln laufend die Standorte aller eigenen Kriegsschiffe eingetragen. Die Darstellung glich allmählich der Kinderzeichnung eines Bienenstocks – Mindanao-, der von wütenden Bienenschwärmen umgeben war. Und die Bienen kamen mit jeder Minute näher …
Admiral Yin Po L’un war die Taktik der Amerikaner längst klar: Sie griffen aus mehreren Richtungen gleichzeitig an, um die Abwehr seiner Kampfgruppe zu zersplittern. Zu den im Anflug aus Süden gemeldeten B-2 und B-52 und den Marschflugkörpern Tomahawk aus Südosten kamen weitere B-52 aus Osten und B-1 aus Nordosten, denen dann B-52 folgten, die von schnelleren Bombern – vermutlich FB-111 –
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