Flug in Die Nacht
ihm. »Los, mach schon!«Cobb zog wortlos den Sidestick zurück und stieg so steil, wieder angeschlagene Bomber noch konnte. Im Steigflug schaffte die Black Knight kaum zweihundertfünfzig Knoten, während Cobb das Infrarotbild der Radarkuppel auf dem Mount Apo auf seinem MFD zentrierte und genau darauf zuhielt …
Als die B-2 jetzt für kurze Zeit vom Bildschirm seiner Fernsehkamera verschwand, vergrößerte der Pilot des chinesischen Jagdbombers A-5K hastig ihren Erfassungsbereich und suchte in verzweifelter Hast nach dem Eindringling. Zu seiner Verblüffung stieg die B-2, anstatt weiter zu sinken: Sie hatte bereits zweitausend Meter durchstiegen und befand sich weiter im Steigflug. Außerdem hielt sie genau auf die Radarstellung auf dem Mount Apo zu.
Was hatten die Amerikaner vor? Wollten sie einen Kamikaze-Angriff gegen die Radarstation fliegen? Weitere Lenkwaffen abschießen? Aussteigen? Lauter unsinnige Vorhaben. Aber eines stand fest: Im langsamen Steigflug war der Bomber leicht abzuschießen. Der Pilot schaltete die kleinste Nachbrennerstufe ein – sein Treibstoff wurde allmählich knapp, aber das durfte jetzt keine Rolle spielen – und machte sich daran, den Abstand bis auf Bordwaffenreichweite zu verringern.
Als er bis auf etwa zehn Kilometer herangekommen war, aktivierte er den Laser-Entfernungsmesser. Sein Feuerleitcomputer errechnete daraus Vorhaltewinkel und Zielpunkte für die beiden 23-mm-MK in den Flügelwurzeln seiner Maschine. Leider hatte er in jeder Maschinenkanone nur hundert Schuß, was zwei sehr kurzen Feuerstößen entsprach.
Aber die würden reichen. Die B-2 zog eine schwarze Rauchwolke aus dem Triebwerk links außen hinter sich her, und ihre Besatzung schien Fahrt gegen Höhe eintauschen zu wollen, um aussteigen oder einen Kamikaze-Angriff fliegen zu können. Aber dazu würde sie keine Gelegenheit mehr haben.
Die riesige B-2 flog plötzlich eine steile Rechtskurve – offenbar ein Ausweichmanöver. Aber der A-5K-Pilot zog seine Maschine in eine noch engere Kurve, um genug vorhalten zu können, und hatte das Ziel wieder im Visier.
Seine Fernsehkamera zeigte ihm die Radarstellung auf dem Mount Apo keine zwanzig Meter unter der B-2, deren Pilot die Kuppel gerammt hätte, wenn er nicht im letzten Augenblick abgedreht hätte. Eine gute Leistung, die ihn aber auch nicht retten würde. Er schob sich auf einen Kilometer heran, betätigte den Abzug am Steuerknüppel und traf den Bomber mit einem ersten kurzen Feuerstoß …
Gleichzeitig hatte er das Gefühl, das ganze Universum gehe in Flammen auf. Zwei Marschflugkörper Tomahawk waren über die beiden Maschinen hinweggeflogen und hatten die Radarstellung auf dem Mount Apo getroffen – nur etwa hundert Meter von dem chinesischen Jagdbomber entfernt Die Detonationen schleuderten die A-5K über einen halben Kilometer seitwärts, blendeten den Piloten und ließen die Maschine in den Dschungel abstürzen.
Die Detonationen auf dem Mount Apo rüttelten die B-2 durch, aber im Vergleich zu den Schlägen, die ihnen die chinesische PL-2 versetzt hatte, war das kaum der Rede wert.
Cobb drückte sofort nach, um Fahrt aufzuholen und den Bomber besser in die Hand zu bekommen. Im nächsten Augenblick erschien auf Cobbs rechtem MFD ein erschreckendes Bild, das ihm sein nach vorn gerichteter IR-Scanner zeigte: ein nur wenige Seemeilen entferntes großes chinesisches Kriegsschiff. Sie waren zu weit nach Osten abgekommen und bildeten nun eine Zielscheibe für die gesamte südliche Invasionsflotte der Chinesen. »Scheiße, wir müssen von hier weg!« rief Cobb.
»Aber nicht ohne Abschiedsgruß«, sagte McLanahan trocken. Während Cobb weiter in einer steilen Rechtskurve tiefer ging, programmierte McLanahan rasch ihre beiden letzten Lenkwaffen SLAM, kontrollierte sie nach Checkliste und schoß sie auf die chinesischen Kriegsschiffe ab.
»Lenkwaffe eins weg … Magazin dreht … « McLanahan sah plötzlich Warnleuchten vor sich. »Verdammt, das Haupthydrauliksystem ist ausgefallen – aber das Magazin müßte in Startposition sein … Lenkwaffe zwei weg. Schließe Bombenklappen elektrisch.«
Cobb war dabei, das Notfall-Menü auf seinen MFDs abzuhaken. »Ich hab’ auf Hilfshydraulik umgeschaltet«, berichtete er McLanahan. »Autopilot aus, Fluglageregler in Modus zwei. Kein automatisches Konturenfliegen oder plötzliche Kurswechsel mehr – beim nächsten vollen Ruderausschlag macht unsere ganze Hydraulik schlapp. Wir haben Treibstofflecks im linken
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