Flug in Die Nacht
irgendwo unterzubringen. Obwohl die meisten von ihnen auf dem »Friedhof« – dem Air Force Aerospace Maintenance and Restoration Center auf der Davis-Monthan AFB in Tucson, Arizona – endeten, um ausgeschlachtet oder verschrottet zu werden, wurden einige für Erprobungszwecke oder Sondereinsätze heimlich nach Dreamland verlegt.
Zusammengefaßt waren sie dort in der Strategie Air Reserve Group unter Befehl von General Elliott. Die SARG führte die Arbeit der geheimen Erprobungsstelle in der Praxis fort, indem sie mit den Ergebnissen exotischer Experimente einen einsatzfähigen Verband bildete. Zu den im Laufe der Zeit angesammelten Maschinen gehörten sechs Bomber B-52, zwei Bomber B-1A, sechs Jagdbomber F-111G – ehemalige Bomber FB-111A des Strategie Air Command – und jetzt auch McLanahans Bomber B-2 Black Knight.
»Ihre zweite Aufgabe ist die Umgestaltung des Cockpits«,fuhr Ormack fort. »Die Luftwaffe denkt endlich daran, statt des bisherigen ›Kommandanten‹, der eine Zusatzausbildung als Navigator hat, einen Navigator und Bombenschützen, der eine Zusatzausbildung als Pilot hat, in die B-2 zu setzen. Bisher ist das Cockpit für zwei Piloten ausgelegt; Sie müssen es für ASIS einrichten, um einen Arbeitsplatz für den Waffensystemoffizier zu schaffen, der die Maschine notfalls auch fliegen können soll. Dafür haben Sie vier Monate, höchstens bis Ende Oktober Zeit.«
Ormack grinste, als er hinzufügte: »Wie Sie sich vorstellen können, ist die Gewerkschaft der B-2-Piloten darüber nicht gerade glücklich. Sie hält ASIS für überflüssig, findet die B-2 automatisiert genug, um keinen Navigator zu brauchen, und möchte den zweiten Piloten beibehalten. Aber ich glaube, unsere Erfahrung mit dem Old Dog hat das Gegenteil bewiesen.«
McLanahan lachte. »Das kann man wohl sagen! Was bedeutet ASIS überhaupt?«
»Kommt darauf an, wen man fragt«, antwortete Ormack trocken. »Offiziell ist’s die Abkürzung für Attack System Integration Station. Unsere Testpiloten und der B-2-Kader deuten ASIS anders – zu Ehren aller Navigatoren, versteht sich.«
»Wie denn?«
»Additional shit inside.«
McLanahan lachte wieder. »Ja, natürlich.« In diesem Mekka der Testpiloten war es ein beliebter Zeitvertreib, über Navigatoren herzuziehen. McLanahan ging, noch immer staunend, auf den an einen Rochen erinnernden riesigen Bomber B-2 zu, der in seinem hell beleuchteten Hangar stand.
Die B-2 Black Knight war speziell dafür konstruiert, weltweit mobile und stark verteidigte Mehrfachziele anzugreifen – bei sehr hoher Trefferwahrscheinlichkeit und sehr guten eigenen Überlebenschancen. Um fast achttausend Kilometer non-stop fliegen zu können, mußte die B-2 riesig sein – sie hatte die gleiche Spannweite wie eine B-52 und konnte fast gleichviel Treibstoff mitführen, so daß ihr maximales Startgewicht mehr als doppelt so hoch war wie ihr Leergewicht.
In der Vergangenheit war ein Bomber dieser Größe ein bequemes Ziel für die gegnerische Luftabwehr gewesen, weil seine riesige Masse vom feindlichen Zielsuch- und Feuerleitradar sehr leicht zu erfassen war. Die in den vierziger Jahren konstruierte B-52, die in großen Höhen hatte fliegen sollen, war später auf Tiefflug, elektronische Köder und Störsender und schlichtes Umfliegen feindlicher Abwehrstellungen angewiesen. Die B-58 Hustler vertraute ganz auf ihre Überschallgeschwindigkeit. Die FB-111 und B-1 nutzten Geschwindigkeit, weiterentwickelte ECM-Geräte und Terrainfolgeradar, um ihre Bomben ins Ziel zu bringen. Die raschen Fortschritte bei Jägern, Fla-Raketen und Bahnverfolgungs-Radargeräten bedeuteten jedoch, daß auch die schlanke, tödliche B-1 bald gefährdet sein würde.
Das schwarze Ungeheuer vor Patrick McLanahan stellte die modernste Lösung dieses Problems dar. Auch die B-2 wog über hundert Tonnen, aber sie bestand zum größten Teil aus nichtmetallischen Verbundwerkstoffen, die auftreffende Radarenergie schluckten oder nur sehr abgeschwächt zurückwarfen. Sie hatte keine Seitenleitwerke, die als Radarreflektoren hätten dienen können. Ihre Tragflügel bestanden aus zwei Schalenhälften in Verbundbauweise, die wie bei einem Plastikmodell zusammengeklebt waren und die Flügel dieser Maschine so belastbar wie den Rumpf machten.
Ihre vier Zweistromturbinenluftstrahltriebwerke waren in die V-förmigen Flügel eingebaut, was die verräterische Wärmeabstrahlung verringerte, und wurden mit Kerosin gekühlt, um die Wärmeabstrahlung weiter
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