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Flug in Die Nacht

Flug in Die Nacht

Titel: Flug in Die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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flogen genau über das Podium und die Tribüne hinweg. Nach vier Ketten mit je vier Jägern F-4 Phantom kamen drei Bomber B-52, die alle nicht hoher als fünfhundert Meter über Grund flogen, so daß die jeweils zwölf Lenkwaffen Harpoon zur Bekämpfung von Schiffszielen unter den Tragflächen der B-52 deutlich zu sehen waren. Die Zuschauer jubelten und klatschten; die Demonstranten vor dem Zaun quittierten diese Vorführung johlend und schreiend.
    Aber Daniel Teguina hatte plötzlich genug.
    Dieses amerikanische Liebesfest war für einen patriotisch gesinnten Filipino unerträglich. Er drängte sich an Stone und Mikaso vorbei, holte rasch die philippinische Fahne ein, hakte sie von der Leine los und befestigte sie an dem mittleren Mast, an dem eben noch die amerikanische Fahne gesetzt gewesen war.
    »Was, zum Teufel, soll das, Teguina?« rief Mikaso laut, um den Düsenlärm zu übertönen.
    Teguina befahl einem seiner Leibwächter, die philippinische Fahne zu hissen. Dann machte er kehrt, funkelte General Stone an und fauchte: »In Zukunft kuschen wir nicht mehr vor Amerikanern. Dies ist unser Land, unser Himmel, unser Staat … und unsere Fahne!«
    Als die philippinische Fahne am Mast nach oben stieg, verwandelten die Wutschreie der Demonstranten vor dem Zaun sich in stürmischen Jubel. Teguina und der amerikanische General starrten sich weiter aufgebracht an, während Mikaso sich hastig für das Benehmen seines Ersten Vizepräsidenten zu entschuldigen versuchte.
    So endete die amerikanische Militärpräsenz auf den Philippinen.
    Nach dem raschen Ende der Übergabezeremonie fuhr »Rat«Stone zum Terminal hinüber, um den endgültigen Abflug – er zog es noch immer vor, ihn nicht als Evakuierung zu bezeichnen – der letzten Amerikaner von der Clark Air Base zu überwachen. Dabei wurde er das Gefühl nicht los, das gegenseitige Verteidigungsabkommen mit den Philippinen sei zu schnell, zu abrupt aufgekündigt worden. Stone mußte noch immer an den erst wenige Tage zurückliegenden Zwischenfall bei den Spratly-Inseln denken. Und an den Blick, den Daniel Teguina ihm zugeworfen hatte … wirklich erschreckend.
    Nein, überlegte »Rat« Stone, du bist nicht zum letzten Mal auf den Philippinen …
    Die Frage war nur, wann er zurückkehren würde.
High Technology Aerospace Weapons Center  (HAWC), Nevada
Montag, 13. Juni 1994, 07.15 Uhr Ortszeit
    »Erzählen Sie mir bloß nicht, das sei alles nur ein Scherz, Sir«, sagte Oberstleutnant Patrick McLanahan zu Brigadegeneral John Ormack, »sonst bin ich maßlos enttäuscht.«
    John Ormack, der stellvertretende Kommandeur dieses geheimen Erprobungszentrums der Luftwaffe, das zum Dreamland-Komplex gehörte, nickte McLanahan beruhigend zu. Er merkte, daß der neununddreißigjährige Radarnavigator und Erprobungsoffizier ehrlich aufgeregt war. Die beiden Offiziere standen vor dem neuesten, modernsten Flugzeug der Welt: dem Stealth-Bomber B-2. Und das Beste daran war, daß diese B-2 mit dem Spitznamen »Schwarzer Ritter« einige Monatelang ihm gehören würde.
    »Kein Scherz, Patrick«, versicherte Ormack ihm und legte seinen Arm um McLanahans breite Schulter. »Ich weiß nicht, wie er das geschafft hat, aber General Elliott hat sich eine der ersten B-2A für Dreamland gesichert. Aus unserer Maschine ist einiges ausgebaut, aber sie ist voll einsatzfähig … dieser Bomber hat vor ein paar Monaten die erste Abwurflenkwaffe SRAM-II erprobt.«
    »Aber die B-2 ist doch eben erst in Dienst gestellt worden«,sagte McLanahan. »Allzu viele gibt’s noch nicht – bisher nur eine Staffel, stimmt’s?«
    Ormack nickte wortlos.
    »Wie kommt’s dann, daß wir eine haben?« fragte McLanahan.
    »Wie ich Elliott kenne, hat er Druck ausgeübt, um die B-2 als Waffenplattform für den Fall zu erproben, daß sie in größeren Stückzahlen in Dienst gestellt wird. Bekanntlich haben Mittelkürzungen die Luftwaffe dazu gezwungen, ihre Einführung vorläufig zu verschieben – aber wie wir beide wissen, werden die Haushaltsmittel für General Elliotts Projekte nicht öffentlich bewilligt.
    Vor dem zuständigen Kongreßausschuß hat er wie die Luftwaffe für eine Umorientierung von nuklearer zu herkömmlicher Kriegsführung plädiert. Die Luftwaffe hat Schwierigkeiten gehabt, die B-2 als konventionelle Waffenplattform zu verkaufen – bis Elliott sich zu Wort gemeldet hat. Er will aus dieser B-2 eine weitere Megafortress, ein fliegendes Schlachtschiff machen. Und er hat’s geschafft, sich ein Exemplar

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