Flug in Die Nacht
Kriegsmarine als kleiner und schwächer als unsere einschätzen, wäre sie durchaus imstande, ihre Truppen zu schützen und mit Nachschub zu versorgen. Ein chinesisches Landungsunternehmen auf den Philippinen wäre sehr schnell erfolgreich und würde die Schwelle für einen amerikanischen Gegenschlag ähnlich hoch wie im Golfkrieg legen – jedoch ohne den Vorteil vorgeschobener Stützpunkte.«
»Sollten die Chinesen die Spratly-Inseln besetzen wollen, könnten wir also nicht viel dagegen unternehmen«, faßte General Falmouth zusammen.
»Sir, bei den gegenwärtigen Kräfteverhältnissen im Pazifik könnten wir sehr wenig dagegen unternehmen, wenn die Chinesen die Philippinen besetzen wollten.«
Diese Behauptung löste eine angeregte Diskussion aus, bis Curtis das Wort ergriff. »Augenblick, Kapitän. Ist das eine J-2-Einschätzung oder Ihre persönliche Meinung?«
»Das ist keine Einschätzung der Abteilung J-2, Sir, aber trotzdem eine Tatsachenfeststellung«, antwortete Rebecca Rodgers. »Sollte die Volksbefreiungsmarine einen Invasionsbefehl erhalten, brauchte sie weniger als eine Woche, um … «
»Lächerlich … «
»Das würden sie nicht wagen … «
»Absurd … «
»Unsere vorläufige Einschätzung sieht folgendermaßen aus, Sir«, fuhr Rodgers fort, als wieder Ruhe herrschte. »Gelänge es den Chinesen, fünf strategisch wichtige Stützpunkte – die Kriegshäfen Subic Bay und Zamboangea, die Luftwaffenstützpunkte Cavite und Cebu sowie den Heeresstützpunkt Cagayande Orozu erobern und die von Vizepräsident Samar in Davao aufgestellte Miliz niederzukämpfen, hätten sie das ganze Land in ihrer Gewalt.«
Rebecca Rodgers machte eine Pause, bevor sie sich direkt an die rechts von ihr sitzenden Offiziere wandte.
»Gentlemen, die sogenannte Neue Philippinische Armee ist nur eine gut ausgerüstete Polizei, keine ernst zunehmende Verteidigungsstreitmacht. Die Filipinos haben die Verteidigung ihres Landes den Vereinigten Staaten überlassen – und müßten das notfalls wieder tun. General Samars Miliz ist eine gut ausgebildete und organisierte Truppe zur Guerillabekämpfung, die aber keine Invasion abwehren könnte. Die Chinesen wären auf allen Gebieten dreißigfach überlegen.«
General Wilbur Curtis beobachtete seine Stabschefs mit besorgter Miene. In den sechs Jahren auf diesem Platz hatte er gelernt, rasch zwischen isolierten Vorfällen und potentiell gefährlichen Zwischenfällen zu unterscheiden. Er war sich darüber im klaren, daß die von Rodgers angedeutete Entwicklung viel weitreichendere Folgen haben konnte, als sie bisher gedacht hatten.
»Ich denke, wir wollen alle glauben, dies sei lediglich ein weiteres Scharmützel. Aber seit unserem Abzug von den Philippinen ist dort ein gewaltiges Machtvakuum entstanden.
Diese Gefahr haben wir vorausgesehen. Trotzdem hat wohl keiner von uns geglaubt, daß die Chinesen so schnell handeln würden – falls sie das wirklich vorhaben.« Curtis wandte sich erneut an Kapitän Rodgers. »Für wie wahrscheinlich halten Sie eine chinesische Invasion?«
»Sir, wenn Sie einen detaillierten Lagebericht wünschen, sollte ich den Zentralen Nachrichtendienst einschalten«, antwortete Rodgers. »Ich hatte mich auf die militärischen Aspekte konzentriert, ohne die politische Situation zu berücksichtigen. Aber J-2 fürchtet, daß die Philippinen jederzeit überrannt werden könnten.«
Curtis wartete auf Kommentare der Vereinigten Stabschefs; als keine konkreten Vorschläge gemacht wurden, sagte er abschließend: »Gut, dann möchte ich den aktuellen Operationsplan für die Abwehr eines chinesischen Angriffs auf die Philippinen sehen. Ich muß wissen, welche Planungen existieren, die vermutlich überarbeitet werden müssen. Kapitän Rodgers, ich möchte, daß der Zentrale Nachrichtendienst eingeschaltet wird, und brauche von der Operationsabteilung einen Abwehrplan, den ich dem Minister vorlegen kann.
Halten Sie uns in Zukunft täglich über die Philippinen, die Spratly-Inseln und die Aktivitäten der chinesischen Südmeerflotte auf dem laufenden. Wir müssen versuchen, die Sache in den Griff zu bekommen und einen Aktionsplan zu haben, bevor dort alles hochzugehen droht.«
High Technology Aerospace Weapons Center (HAWC) Dreamland, Nevada Mittwoch, 17. August 1994,09.05 Uhr Ortszeit
In der Leitung des Scrambler-Telefons knisterte und knackte es. »Brad! Wie, zum Teufel, geht’s Ihnen?«
Generalleutnant Brad Elliott lehnte sich zurück und grinste, als er den
Weitere Kostenlose Bücher