Flug in Die Nacht
Feuerball aufleuchtete, indem sekundenlang die niedrige Silhouette des Minensuchers Guangzhou zu sehen war. Wenig später folgten mehrere Sekundärdetonationen, bevor ihre Druck- und Schallwellen die Chagda wie ein drei Sekunden lang tobendes Gewitter erschütterten. Das war der grausigste Anblick, den Kapitänleutnant Chow jemals gesehen hatte. »Die Guangzhou hat’s erwischt … «
»Schaut! «rief irgend jemand. Als Chow sich herumwarf, sah er gerade noch den Feuerschweif einer Lenkwaffe, die keine hundert Meter achteraus an der Chagda vorbeiraste, bevor eine gewaltige Detonation das Schnellboot erzittern ließ.
Die zweite aus dem Gebiet um Phu Qui abgeschossene Lenkwaffe hatte wie durch ein Wunder die Chagda verfehlt, die Düppelwolke angesteuert und tatsächlich einen der schwimmenden Radarreflektoren getroffen. Die Detonation war gewaltig. Die Klarmeldungen der einzelnen Stationen zeigten jedoch, daß das Schnellboot unbeschädigt geblieben war.
Der Angriff ging weiter. Obwohl Yaan und Baoji größer und besser bewaffnet als die Chagda waren, hatten sie keine Köderraketen und nur schwache ECM-Sender an Bord; zur Luftabwehr vertrauten sie auf je vier 5,7-cm- und 2,5-cm-Maschinenkanonen in Zwillingstürmen. Das Mündungsfeuer der Flak beider Schiffe erhellte den Nachthimmel, während die Hubschrauber aus Südosten anflogen.
»Die Baoji meldet Raketenbeschuß durch Hubschrauber!«Kapitänleutnant Chow drehte sich mit seinem Sitz zur Seite, um die Kimm abzusuchen, aber in der Dunkelheit war nur das Mündungsfeuer der Flak seiner Begleitschiffe zu erkennen.
Aber das Vorpostenboot Baoji verlor seinen Kampf schon Sekunden später. Beide philippinischen Hubschrauber waren mit zwei lasergesteuerten Abwurflenkwaffen Sea Ray bewaffnet; je ein Hubschrauber griff ein Boot an und warf seine Lenkwaffen in fünf Kilometern Entfernung ab. Dem Vorpostenboot Yaan gelang es, einen Hubschrauber abzuschießen. Aber der zweite Hubschrauber schaffte es, dem Abwehrfeuer der Baoji auszuweichen, bis seine Lenkwaffen trafen. Wären die kleinen Gefechtsköpfe am Rumpf detoniert, wäre kein allzugroßer Schaden entstanden – aber sie bohrten sich in Brücke und Radarraum, wo der Kommandant und zwölf Offiziere und Mannschaften fielen, und machten die Baoji weitgehend kampfunfähig.
Chow konnte die Detonationen an Bord der mehrere Seemeilen achteraus stehenden Baoji nicht beobachten; er war verzweifelt bemüht, sich Klarheit über die vielen Ziele zu verschaffen, die seine winzige Kampfgruppe plötzlich von allen Seiten zu umgeben schienen. Die feindlichen Störsender waren jetzt so stark, daß die Chagda praktisch blind war, während ihre eigenen ECM wirkungslos zu bleiben schienen.
»Kurs drei-null-null, äußerste Kraft voraus!« befahl Chow.
»Radarecho bei Phu Qui als Ziel eins festlegen. Feuer frei für eine Salve aus zwei C801!«
Chow spürte, daß die Chagda nach Backbord überholte, aber der Feuerleitoffizier meldete wie befürchtet: «Suchradar unzuverlässig … schalte auf manuelle Erfassung um … keine Zielerfassung möglich … «
»Neuer Kurs drei-fünf-null«, befahl Chow. »Navigator, sorgen Sie dafür, daß wir direkt auf Phu Qui zulaufen.
Lenkwaffen mit Sucheinstellung abschießen, sobald wir wieder auf die Insel zulaufen.«
Normalerweise erhielt die Schiff-Schiff-Lenkwaffe C801 vor dem Abschuß Informationen über Kurs und Entfernung des Ziels sowie Kurs und Fahrt des eigenen Schiffs, damit sie in Richtung Ziel abflog, bis ihr Bordradar das Ziel erfaßte und die Lenkwaffe bis zum Aufschlag führte. Störte der Gegner das eigene Radar jedoch nachhaltig, konnte die Lenkwaffe auch mit manuell eingegebenen Zieldaten und eingeschaltetem Bordradar gestartet werden, worauf sie das erste stärkere Radarsignal in Flugrichtung ansteuerte. Chow setzte darauf, daß die philippinische Fregatte noch jenseits von Phu Qui stand und das Zielsuchradar der C801 leistungsfähig genug war, um sich nicht durch ECM täuschen zu lassen, die Wellenechos zu unterdrücken und das Ziel zu finden …
Die Chagda drehte leicht nach Steuerbord, und im nächsten Augenblick wurden die beiden C801 aus ihren Behältern ausgestoßen. Während der Feuerschweif der ersten Lenkwaffe geradeaus in die Nacht davonraste, wirkte die Flugbahn der zweiten erratischer. Hoffentlich hatte ihr Radar die verdammten Filipinos erfaßt, die es gewagt hatten, eine chinesische Kampfgruppe anzugreifen!
Aber während Chow und das Brückenpersonal dieser
Weitere Kostenlose Bücher