Flug in Die Nacht
Ulugan-Bucht lag der Hafen Nanan, den die Filipinos offenbar ansteuerten. Nur fünfundvierzig Kilometer nördlich davon lag Puerta Princesa, ein ehemaliger amerikanischer Luftwaffenstützpunkt, den die philippinische Luftwaffe übernommen hatte.
»Adler acht-eins, hier Drache«, sagte Admiral Yin Po L’un über Funk zu dem Piloten des Flugboots. »Sie klären gegen den philippinischen Verband östlich von uns auf Sollten Sie beschossen werden, haben Sie Feuererlaubnis. Vorsicht: Dieser Verband hat bereits chinesische Schiffe angegriffen und versenkt.« Falls die Filipinos wie bisher reagierten, würden sie das Flugboot beschießen; daraufhin würde die Shuihong-5 das Feuer mit ihrer mörderischen Fracht erwidern und die meisten der feindlichen Schiffe versenken.
Aber Yin wurde enttäuscht. Einige Minuten später meldete der Pilot der Shuihong-5: »Genosse Admiral, Adler acht-einsbeobachtet vier Schiffe, wiederhole, vier Schiffe. Zwei Fregatten der PF-Klasse und zwei kleinere Einheiten, die Vorpostenboote der PS- oder LF-Klasse zu sein scheinen.«
»Kapitänleutnant Chow hat zwei Vorpostenboote gemeldet«, sagte Kapitän Lubu. »Aber auch eine Korvette …
«
»Jetzt sind’s zwei Fregatten statt zwei Vorpostenbooten«,stellte Yin fest. »Solche Identifizierungen sind nachts immer sehr schwierig.«
Lubu nickte, ohne schon restlos überzeugt zu sein. »Eine der Fregatten dürfte die als Hubschrauberträger identifizierte Rizal sein. Wir müssen auf einen weiteren Hubschrauberangriff gefaßt sein.«
»Diese Banditen sind auf der Flucht«, versicherte ihm Yin.»Die Feiglinge haben keinen Kampfgeist mehr.« Er runzelte die Stirn. »Warum schießt ihre Flak nicht? Wie weit ist das Flugboot von ihnen entfernt?«
»Neun Kilometer«, meldete Lubu. «Der Pilot empfängt nur Überwachungs- und Navigationsradar – bisher kein Zielsuchradar. Erwartet auf weitere Anweisungen.«
Unglaublich, dachte Yin, wie kann der Verband darauf verzichten, ein feindliches Flugboot zu beschießen? Die Filipinos müssen doch wissen, wie gefährlich diese Maschinen sind? Dann wurde ihm klar, daß die philippinischen Schiffe vermutlich keine Fla-Raketen an Bord hatten, sondern ganz auf ihre Flak mit einer Schußweite von vier bis fünf Kilometern angewiesen waren. Im Gegensatz dazu hatte die Fla-Lenkwaffe Hong Quian-91 der Hong Lung eine Reichweite von fast siebzig Kilometern, und Lubu hätte keine Sekunde lang gezögert, sie gegen unidentifizierte Flugzeuge einzusetzen, die in Reichweite kamen.
»Sie gehen auf fünf Kilometer heran, halten weiter Kontakt und melden jede gegnerische Reaktion«, befahl Yin dem Piloten des Flugboots. »Ich brauche eine positive Identifizierung aller Schiffe dieses Verband».«
Der Pilot der Shuihong-5 zögerte kurz, als ihm klar wurde, daß sein Vorgesetzter ihn soeben angewiesen hatte, auf Schußweite an die philippinischen Schiffe heranzufliegen. »Zu Befehl«, bestätigte er dann. »Adler acht-eins, verstanden.«
Auf den internationalen Notfrequenzen wurden einige Warnungen ausgestrahlt, aber Yin ignorierte sie alle. Das Flugboot hatte sich dem Verband erst um zwei Kilometer genähert, als das im P-Band arbeitende langsame Luftraumüberwachungsradar auf ein im X-Band arbeitendes PRF-Feuerleitradar umgeschaltet wurde. Und bei genau fünf Kilometer Abstand von dem größten Schiff des philippinischen Verbands meldete der Pilot plötzlich mit vor Angst schriller Stimme schweres feindliches Abwehrfeuer.
»Feuer erwidern!« befahl Admiral Yin aufgebracht.
»Abwurflenkwaffen: Feuer frei! Bleiben Sie außer Schußweite und in größerer Höhe; Kampfgruppe Drache greift ebenfalls an.«Yin wandte sich an Kapitän Lubu. »Empfangen wir Telemetriedaten von dem Flugboot?«
»Ja, Genosse Admiral«, sagte Lubu, nachdem er beim Feuerleitoffizier nachgefragt hatte. Die Shuihong-5 konnte dafür ausgerüsteten Schiffen Radardaten seines Seeüberwachungs- und Zielsuchradars Heracles II übermitteln; mit Hilfe dieser Angaben konnte die Hong Lung ihre Lenkwaffen Fei Lung-7 ebenso zielsicher abschießen, als stammten die Radardaten von ihren eigenen Geräten.
»Sehr gut!« Yin rieb sich zufrieden die Hände. »Wir greifen an! Wir schießen zwei Fei Lung ab, warten auf die Treffermeldung des Flugboots und schicken zwei weitere hinterher. Ich möchte dieses Gefecht möglichst schnell zu Ende bringen, Lubu.«
Flugplatz Puerta Princesa, Palawan, Philippinen
Das nackte junge Mädchen, das auf Oberst Renaldo Tamalko lag,
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