Flug in Die Nacht
war so kindlich schmächtig, daß er es versehentlich vom Bett warf, als er nach dem unablässig klingelnden Telefongriff.
Er grunzte eine Entschuldigung, während er den Hörer abnahm. »Was gibt’s?«
»Kommandostelle, Sergeant Komos«,meldete sich der Wachhabende des kleinen Militärflugplatzes Puerta Princesa.
»Eindringender Funkspruch, Oberst! Eine Marinekampfgruppe westlich von Palawan fordert sofortige Unterstützung an!«
»Augenblick … « Renaldo Tamalko, ein Staffelchef der philippinischen Luftwaffe, machte Licht und rieb sich verschlafen die Augen. Vorerst begriff er nur, daß sein normalerweise unerschütterlicher dienstältester Sergeant aufgeregt war – ein verdammt schlechtes Zeichen.
Obwohl das alte Klimagerät am Fenster auf Hochtouren lärmte, war es im Zimmer heiß und stickig. Tamalko deutete wortlos auf ein Glas mit einer undefinierbaren Flüssigkeit, das auf dem Tisch in der Zimmermitte stand. Das Mädchenverstand seinen stummen Befehl und stand sofort auf, um ihm das Glas zu bringen, das hoffentlich nicht noch mehr Whisky enthielt.
Während die Kleine ihm das Glas holte, begutachtete er ihre sanften Kurven und ihren knackigen Po – sie sah nicht älter als dreizehn oder vierzehn aus, aber ihre sexuellen Erfahrungen schienen beträchtlich zu sein. Er packte ihr Handgelenk, zog sie wieder über sich und führte ihre Hand wie zuvor zwischen seine Beine. Das Glas enthielt etwas Whisky mit geschmolzenen Eiswürfeln, deshalb schüttete er sich die Flüssigkeit nur übers Gesicht, um endlich ganz aufzuwachen.
»Was sagen Sie da, Sergeant?«
»Ein Kapitän Banio vom Kommando Küste in Zamboangahat eine taktische Notfallmeldung an alle Einheiten herausgegeben«, berichtete der Sergeant. »Sie besagt, daß ein chinesischer Schiffsverband sich auf der Verfolgung Palawan nähert und etwa vierzig Seemeilen westlich der Ulugan-Bucht steht. Er fordert sofortige Luftunterstützung an.«
»Ein chinesischer Schiffsverband? Auf der Verfolgung?
Von wem? Wohl von ihm t Was für Unterstützung braucht er?
Was, zum Teufel, geht dort draußen vor?«
»Wir versuchen schon die ganze Zeit, ihn wieder zu erreichen, Oberst«, antwortete Komos. »Wir haben eine kurze Meldung über einen im Gang befindlichen Angriff empfangen, aber seitdem herrscht Funkstille.«
»Scheiße«, sagte Tamalko. Die gottverdammten Chinesen.
Zu Komos sagte er: »Das soll hoffentlich kein schlechter Scherzsein, Sergeant? Haben Sie schon irgendeine Bestätigung erhalten? Ist die Meldung verifiziert worden?«
»Nein, Oberst«, gab der Sergeant zu. »Wir haben das Kommando Küste noch nicht wieder erreicht.«
Tamalko fluchte in sich hinein. Das mußte eine Alarmübung sein, wie sie die Amerikaner oft veranstaltet hatten, als sie noch hier gewesen waren. Aber seit dem erzwungenen Abzug der Amerikaner von den Philippinen war es in diesem Gebiet sehr, sehr ruhig zugegangen …
Eigentlich fast zu ruhig.
Die kommunistischen Guerillas, die in Palawan und den übrigen Randprovinzen sehr stark waren, hatten ihr Aktivitäten eindeutig verstärkt, aber ihre Überfälle waren zurückgegangen.
Schon seit Wochen war keiner von Tamalkos Offizieren mehr in der Stadt zusammengeschlagen, angeschossen oder ermordet worden. Vor dem Abzug der Amerikaner hatte es solche Vorfälle fast an jedem Wochenende gegeben. Obwohl praktisch kein Offizier einen Kommunisten wie Daniel Teguina als Ersten Vizepräsidenten haben wollte, war doch unverkennbar, daß seine Wahl sich stabilisierend ausgewirkt hatte.
Was sollte also dieser Scheiß mit einer chinesischen Invasion? Das mußte eine Übung sein, die sich irgendein ahnungsloser Stabsoffizier im fernen Manila ausgedacht hatte.
Oberst Tamalko kannte solche Übungen aus Manövern mit der US Navy und Einheiten der ASEAN-Staaten, die häufig gemeinsam mit den neuen philippinischen Streitkräften übten.
Und er wußte, daß er entschlossen handeln, daß er etwas tun mußte.
Er mußte alles in seiner Macht Stehende tun, um sich diesen Druckposten hier in Puerta Princesa, einer der schönsten Küstenstädte der Welt, zu erhalten. Puerta Princesa war ein von Bergen und Urwald eingefaßter Diamant und weit genug von Manila entfernt, um einen sehr entspannten Lebensstil zu ermöglichen. Tamalko war Chef einer Staffel, die von den Amerikanern gekaufte Jäger F-5B und Jagdbomber F-4E flog, und Kommandant des auch für zivile Zwecke genutzten Flugplatzes. Es gab keinen besseren Job auf der Welt, und er hütete ihn
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