Flug in Die Nacht
eifersüchtig.
Die Kleine versuchte halbherzig, Tamalko durch nicht sonderlich engagierte Handarbeit zu erregen, und hoffte offenbar, er werde bald verschwinden, damit sie endlich schlafen konnte. Er schob ihren Kopf nach unten zwischen seine Beine und beobachtete, wie sie sich sichtlich gelangweilt ans Werk machte, bevor er wieder ins Telefon sprach:
»Sergeant, trommeln Sie sofort unsere Besatzungen zusammen. Hauptmann Libona von der Betriebsstaffel soll binnen zwanzig Minuten zwei F-4 betanken und bewaffnen lassen. Eine nehme ich selbst; die andere kriegt die erste nüchterne Besatzung, die mit mir aufkreuzt.«
Die Kleine knabberte plötzlich an ihm, und der von seinem Glied ausgehende Schmerz jagte einen Energiestoß durch seinen ganzen Körper. »Alles läuft unter Einsatzbedingungen ab – keine simulierten Waffen oder Verfahren –, solange ich nichts anderes befehle«, fuhr Tamalko fort. »Major Esperanza führt den Gefechtsstab, bis ich wieder zurück bin. Während die Staffel alarmiert wird, rufen Sie das Oberkommando in Cavite an und melden, daß wir einen Kampfeinsatz vorbereiten.
Danach rufen Sie in Zamboanga bei der Marine an und versuchen, eine Bestätigung von diesem Kapitän Banio zu bekommen. Das wär’s vorläufig.«
Tamalko ließ den Hörer auf die Gabel zurückfallen. Diese Alarmierung seiner Staffel war bereits das Aktivste, was er hatte befehlen können. Er hatte keine Alarmflugzeuge, keine ständig einsatzbereiten Maschinen. Auch der Start zweier Jäger – selbst wenn sie vielleicht unbewaffnet waren – bewies Entschlußkraft. Waren die nächsten Maschinen binnen sechzig Minuten bemannt, betankt und bewaffnet, hatte er alles Menschenmögliche getan, um auf diese »Alarmübung« zu reagieren.
Im Bewußtsein, das Richtige veranlaßt zu haben, gab Tamalko sich den mündlichen Bemühungen der Kleinen entspannt hin und stellte sehr zufrieden fest, daß sein fast fünfzigjähriger Körper noch immer rasch auf solche Reize reagierte.
Admiral Yins Flaggschiff »Hong Lung«
eine halbe Stunde später
»Adler acht-eins meldet: Ein feindliches Schiff brennt – ein Vorpostenboot der PS-Klasse«, sagte eine Stimme aus dem Brückenlautsprecher. »Ein Schiff, vermutlich ein stark bewaffnetes Landungsboot der LF-Klasse, ist längsseits gegangen. Die beiden Fregatten stehen nördlich und südlich des getroffenen Schiffs und scheinen Feuerschutz geben zu können.«
Admiral Yin stand ruckartig von seinem Sessel auf und verwünschte jeden, der ihm gerade einfiel – vor allem die Hersteller der einst vielgerühmten Lenkwaffe Fei Lung-7 zur Bekämpfung von Schiffszielen. Die für seinen Bau verantwortlichen Schweinehunde gehörten an die Wand gestellt! Mit ihren beiden Abwurflenkwaffen C-101 hatte die Shuihong-5 wenigstens einen Treffer auf dem Vorpostenboot erzielt – aber vier von der Hong Lung gestartete Fei Lung-7 hatten versagt oder waren abgeschossen worden.
Für Admiral Yin, der auf jahrelange Erfahrung mit dieser Lenkwaffe zurückblicken konnte, war das die bei weitem größte Versagerquote, die noch dazu in einem denkbar ungünstigen Augenblick aufgetreten war. Sein Flaggschiff hatte jetzt nur noch zwei Fei Lung-7 an Bord und mußte sich damit gegen zwei der größten philippinischen Kriegsschiffe verteidigen.
Der Admiral überlegte, welche Möglichkeiten ihm noch offenstanden. Im Arsenal der Hong Lung befanden sich zwei weitere Lenkwaffen, die überschallschnellen Fei Lung-9- Im Gegensatz zur Kurzstreckenwaffe Fei Lung-7 dienten sie zur Bekämpfung von Schiffszielen auf Entfernungen bis zu hundertachtzig Kilometern und erreichten auf dem Scheitelpunkt ihrer tödlichen Bahn über Mach 2,5. Die Fei Lung-9 – ein ungenehmigter Nachbau der deutsch- französischen Lenkwaffe ANS – waren etwa so groß wie die Fei Lung-7, wurden von vier Feststofftriebwerken gestartet und von einem Staustrahltriebwerk mit Borhydroxid angetrieben …
Und sie hatten Nuklearsprengköpfe.
Jede Fei Lung-9 trug einen 20-KT-Gefechtskopf AK-55, einen Nachbau des sowjetischen Gefechtskopfs RK-55 für von U-Booten gestartete Marschflugkörper und Nukleartorpedos.
Alle chinesischen Flaggschiffe hatten Atomwaffen an Bord, und Admiral Yins Hong Lung bildete keine Ausnahme – obwohl der Gefechtskopf RK-55 der kleinste und »schmutzigste« in Chinas Atomwaffenarsenal war. Mit seiner Sprengkraft, die etwa der im Zweiten Weltkrieg eingesetzten Hiroshima-Bombe entsprach, konnte er leicht den größten Flugzeugträger
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