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Flug in Die Nacht

Flug in Die Nacht

Titel: Flug in Die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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seinem Gesicht. Ich traue keinem, der ständig grinst … das bedeutet meistens, daß er jemanden gefunden hat, dem er alle Schuld aufhalsen kann.«
    »Hat er sich nicht an deine Vorschriften gehalten, muß er dafür büßen. Sobald GENESIS ihn nicht mehr braucht, kriegst du ihn zurück, Mike. Wie findest du das?«
    »Ich bin froh, wenn er mir nicht wieder unter die Augen kommt. Zahlt’s den Kerlen heim, die meine NAVSTAR-Satelliten gegrillt haben, dann sind wir quitt.«
    »Abgemacht, Kumpel. GENESIS Ende.«
Lageraum des Weißen Hauses, Washington, D.C.
    Der Präsident ließ sich im Roosevelt Room über die Vorbereitungen für die nächste Weltwirtschaftskonferenz informieren, als die Meldung eintraf.
    Lloyd Emerson Taylor, der dreiundvierzigste Präsident der Vereinigten Staaten und ein Nachkomme des zwölften Präsidenten, merkte sich bewußt, was er in diesem Augenblick tat. Immerhin war das für seine Memoiren wichtig, die er schreiben würde, wenn er dieses Amt eines Tages nicht mehr bekleidete. Und diese Sache, das ahnte Lloyd Emerson Taylor schon jetzt, würde ein verdammt wichtiges Kapitel seiner Erinnerungen werden.
    Nachdem sein Militäradjutant ihm die nur für ihn bestimmte Meldung übergeben hatte, verließ Taylor sofort die Besprechung des Planungsstabs und ging ins Oval Office zurück. Von dort aus telefonierte er über die abhörsichere Hot-line, um die Situation in den Griff zu bekommen, und erfuhr, daß Verteidigungsministerium, Vereinte Stabschefs und CIA die Chinesen zwar verdächtigten, die Kernwaffe eingesetzt zuhaben, aber bisher keine handfesten Beweise dafür vorlegen konnten. Sehr bedauerlich war auch, daß niemand wußte, wie es Präsident Mikaso ging oder wie die Lage in Manila war, weil sämtliche Telefonleitungen blockiert und alle Satelliten-und HF-Verbindungen ausgefallen waren.
    Der Präsident erfuhr auch, daß amerikanische Stellen zwar die seit dem Vorfall bei den Spratly-Inseln gespannte Lage im Südchinesischen Meer überwacht hatten, aber jetzt nicht wollten, daß China oder die Philippinen erfuhren, daß sie Aufnahmen der Atomexplosion besaßen. Diese Bilder stammten offenbar nicht von einem der bekannten Satelliten, sondern von PACER SKY, einem streng geheimen System, das sich noch im Versuchsstadium befand und Echtzeit-Zieldaten für strategische Bomber liefern sollte. Taylor wußte nicht, was, zum Teufel, PACER SKY war, aber er ahnte, daß dieser Satellit aus Zufall eine der sensationellsten Aufnahmen der letzten dreißig Jahre gemacht haben mußte.
    Eine halbe Stunde später fand schließlich eine förmlichere, wenn auch hastig einberufene Besprechung im Lageraum des Weißen Hauses statt. Erst als Taylor, sein Militäradjutant, sein offizieller Fotograf, sein Leibwächter vom Secret Service und ein Kapitän zur See in Zivil mit seinem »Football«, einem abhörsicheren UHF-Funkgerät, mit dem der Präsident den Einsatz amerikanischer Atomwaffen befehlen konnte, zum Lageraum im Keller hinunterfuhren, wurde ihm der ganze Ernst der Lage klar.
    Wie sein berühmter Ur-Ur-Ur-Urgroßvater war der Präsident ein energischer, aber nicht verknöcherter Bürokrat, der seine Erfolge einer fleißigen, unauffälligen, geradlinigen Amtsführung verdankte. Und wie sein Vorfahr war Taylor ein ehemaliger Heeresgeneral und Militärrichter, der mit einundfünfzig Jahren in die Politik gegangen war, kurz nachdem er seinen ersten Stern erhalten hatte. Taylor besaß vor allem ein ausgeprägtes Geschichtsbewußtsein – auch in bezug auf seine eigene Rolle.
    Als er jetzt den Lageraum betrat, in dem alle aufstanden, war er sich bewußt, daß er der erste amerikanische Präsident seit John F. Kennedy war, der eine Atomwaffenkrise zu bewältigen hatte. Und er war entschlossen, sie besser zu bewältigen als Kennedy.
    Präsident Taylor war noch keine fünf Minuten im Lageraum, als die Anwesenden bereits ins Schwitzen gerieten – und das nicht nur wegen der im Hintergrund ständig klingelnden Telefone. Taylor musterte jeden einzelnen seiner mit ihm am Tisch sitzenden Berater scharf: Tom Preston, den Verteidigungsminister; General Wilbur Curtis, den Vorsitzenden der Vereinten Stabschefs; Kenneth Wayne, den CIA-Direktor; und Frank Kellogg, seinen Nationalen Sicherheitsberater.
    Danach fixierte er General Wilbur Curtis, den ranghöchsten amerikanischen General und Vorsitzenden der Vereinten Stabschefs. Diesen wichtigsten Berater des Präsidenten in Militärfragen hatte noch Taylors Vorgänger ernannt.

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